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Wirtschaft: Vermittler soll Streit um Weberbank lösen

Fronten zwischen den Gesellschaftern und der Landesbank verhärtet/Die Kunden reagieren verunsichert

Berlin (dr). Der Streit um den Verkauf der Weberbank eskaliert. Der Aufsichtsratsvorsitzende und Mitinhaber der Privatbank, Erhardt Bödecker, will nun einen Vermittler einschalten. Auch bei der Landesbank, der die Weberbank zu 95 Prozent gehört, denkt man offenbar darüber nach. Bödecker berichtet zudem über wachsende Verunsicherung der Kunden. „Die wollen wissen, was denn nun mit ihrer Bank geschieht“, sagte der Aufsichtsratschef dem Tagesspiegel. Einlagen seien bislang aber nicht abgezogen worden.

Selbst die Verbraucherzentrale Berlin stellt eine steigende Zahl von Nachfragen zur Weberbank fest. Über den Einlagensicherungsfonds der privaten Banken sind Einlagen bei dem Institut bis zu einer Höhe von 65,8 Millionen Euro pro Kunde gesichert.

Die Bankgesellschaft Berlin zu der die Landesbank (LBB) und damit die Weberbank gehört, will die Privatbank im Rahmen ihrer Sanierung seit langem verkaufen. Die persönlich haftenden Gesellschafter der Weberbank, die zustimmen müssen, haben jedoch umfangreiche Bedingungen gestellt, die die LBB offenbar als unannehmbar betrachtet.

Bödecker, der rund drei Prozent der WeberbankAktien hält, nennt als möglichen Schlichter Rolf Limbach. Limbach ist ehemaliger Vorstand der Baden-Württembergischen Landesbank und saß lange Jahre im Aufsichtsrat der Weberbank. Auch Hilmar Kopper (Ex-Chef der Deutschen Bank) oder den ehemaligen Bundesbankpräsidenten Hans Tietmeyer könne er sich als Mittler vorstellen, sagte Bödecker.

Bei LBB denkt man offenbar über die Einschaltung eines Mediators nach. Offiziell will man sich aber nicht äußern. „Wir wollen die Sache nicht noch weiter hochkochen“, hieß es aus Unternehmenskreisen. Nach der Aufsichtsratssitzung der Landesbank am Donnerstagabend wurde absolutes Stillschweigen vereinbart. Die Auflösung der Weberbank als letztes Mittel scheint aber noch nicht vom Tisch. Die Einschaltung eines Vermittlers scheint auch deshalb geboten, weil dem Vernehmen nach die Atmosphäre zwischen Bankgesellschaftschef Hans-Jörg Vetter und LBB-Chef Norbert Pawlowski auf der einen Seite und dem Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter, Christian Grün, vergiftet ist.

Mit dazu beigetragen hat offenbar die Absicht der Bankgesellschaft, die beiden Aufsichtsratsmitglieder Ludwig Georg Braun (Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages) und Erhardt Bödecker durch Michael Endres (Ex-Manager der Deutschen Bank) und Bernd Wrede (Ex-Vorstandschef von Hapag Lloyd) zu ersetzen. Braun und Bödecker sollen Partei ergriffen haben.

Kernpunkte des Streits sind der Einfluss und die Machtfülle, die die persönlich haftenden Gesellschafter der Weberbank, Christian Grün, Michael Graf Strasoldo und Andreas Bödecker haben (siehe Kasten unten). Aus Kreisen der Bankgesellschaft verlautete, am sturen Festhalten der drei scheitere der beabsichtigte Verkauf der Weberbank. Die Landesbank will die Privatbank keinesfalls unter dem Buchwert (siehe Lexikon) abgeben. Dieser soll bei rund 310 Millionen Euro liegen, die stillen Reserven der Weberbank werden auf 200 Millionen Euro geschätzt.

Einem Gutachten der Investmentbank Morgan Stanley zufolge dürfte der Verkauf der Weberbank etwa 270 bis 300 Millionen Euro einbringen. Bödecker hält der LBB entgegen, „der Charakter der Weberbank hat sich erledigt“, wenn es keine persönlich haftenden Gesellschafter in der jetzigen Form mehr gibt. Zudem habe man zwei Interessenten präsentiert. Die persönlich haftenden Gesellschafter seien zu Konzessionen bereit, die Angebote der LBB aber „völlig unzureichend“. Aus Kreisen der LBB heißt es dagegen, „was die fordern, ist jenseits von Gut und Böse“.

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