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Unter Beschuss sind die Arbeitsagenturen. Der Bundesrechnungshof kritisierte dem "Spiegel" zufolge deren Umgang mit Arbeitslosen.

© dpa

Vermittlung von Arbeitslosen: Vor allem Statistik

Nach dem Bericht des Bundesrechnungshofes gibt es auch Kritik an der Arbeitsvermittlung in der Region. Die Regionaldirektion erklärte dagegen, Manipulationen würden nicht geduldet.

"Das Menschliche geht verloren", erzählt ein ehemaliger Mitarbeiter eines Jobcenters im Land Brandenburg. Die Zahl der Arbeitslosen pro Vermittler sei zu hoch, ständig gehe es um die Statistik, um die Zahlen. In den neun Monaten seiner Tätigkeit im Jobcenter, das anders als die Arbeitsagenturen Hartz-IV-Empfänger betreut, habe er rund 20 Arbeitslose in Jobs vermitteln können, erklärt er. Auf dem Papier seien es jedoch mehr gewesen. "Akademiker, die sich selbst um Arbeit gekümmert hatten, wurden intern trotzdem als Leistung des Vermittlers verbucht ", sagt der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.

Das Beispiel passt zur jüngsten Kritik des Bundesrechnungshofes am Umgang mit Arbeitslosen. „Der Spiegel“ hatte eine Studie zitiert, in der der Rechnungshof der Bundesagentur für Arbeit (BA) "Fehlsteuerungen" und "Manipulationen" bei der Vermittlung vorwirft. Die Agenturen, die sich um Arbeitslosengeld-I-Empfänger kümmern, konzentrierten sich auf die Kunden, die am ehesten ohne Hilfe auf dem Arbeitsmarkt unterkämen. Weil jede Vermittlung im internen Zählsystem gleich viel wert sei, versuchten sie so, hohe Vorgaben aus der Zentrale zu erfüllen. Arbeitslose mit Vermittlungshemmnissen würden schlechter betreut.

Der Leiter der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der BA, Dieter Wagon, erklärte auf Anfrage, man nehme die Hinweise des Rechnungshofes „sehr ernst“. Individuellen Fehlern werde man nachgehen, Manipulationen würden nicht akzeptiert. Der Rechnungshof habe aber auch festgestellt, dass sich das Zielsystem der Agenturen bewährte. „Auch in unserer Region hat das Zielsystem einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der Arbeitsagenturen geleistet“, sagte Wagon. Die Arbeitslosenzahl in Berlin habe sich seit ihrem Höchststand 2005 um ein Drittel auf nur noch 215 000 Personen im letzten Jahr verringert.

„In Berlin gibt es eine Fokussierung auf die schwierigen Fälle im Einvernehmen mit der Regionaldirektion“, bekräftigte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Arbeit. Durch Maßnahmen wie das Job-Coaching, wo Langzeitarbeitslose einzeln betreut würden, erhielten diese Menschen besondere Hilfe für den Wiedereinstieg in den Job. Die Bundesvorsitzende des Arbeitslosenverbands, Marion Drögsler, widerspricht. "Menschen, die lange arbeitslos sind, wird nicht ausreichend geholfen."

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