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Berlin brennt. Seit sieben Nächten in Folge hat es Anschläge gegeben, immer mehr Bezirke sind betroffen.

© dpa/ZB

Trotz Autobrandserie: Versicherer wollen Prämien nicht erhöhen

In Berlin sind seit Jahresanfang rund 240 Autos Opfer von politisch motivierter Brandstiftung geworden. Für die Versicherer ist diese Zahl noch so gering, dass sie die Prämien deshalb nicht erhöhen wollen.

Berlin - Die gute Nachricht zuerst: Die nächtlichen Autobrände werden die Versicherungsprämien in Berlin nicht in die Höhe treiben. „Wir erwarten nicht, dass die Prämien steigen“, sagte Alois Schnitzer von der Huk Coburg dem Tagesspiegel. Bei der Allianz klingt das schon etwas vorsichtiger: „Unmittelbar aus diesen Ereignissen ist keine Prämienerhöhung zu erwarten“, betonte Sprecherin Claudia Herrmann. Denn nach jahrelangem Preiskampf um die günstigsten Tarife in der Autoversicherung wollen viele Versicherer in diesem Jahr die Prämien für Haftpflicht- und Kaskoversicherungen erhöhen.

Die jüngste Brandserie spielt dabei keine Rolle. Von den 3,5 Millionen Kaskoschäden entfallen nach Angaben des Versicherungsverbands GDV nur 15 000 auf Brände. „Gut verkraftbar“ nennt Huk-Sprecher Schnitzer die Belastungen für die Versicherer. In Berlin sind seit Jahresanfang rund 240 Autos Opfer von politisch motivierter Brandstiftung geworden – entweder indem sie direkt angezündet worden sind oder indem der Funke von anderen brennenden Autos übergesprungen ist. Hundert Fälle mehr oder weniger machen für die Versicherer da keinen großen Unterschied.

Für den Halter, der mitansehen muss, wie aus seinem Fahrzeug eine Brandruine wird, sieht die Sache dagegen anders aus. Auch wenn er eine Kaskoversicherung hat, muss er mit Nachteilen rechnen. Denn ersetzt wird nicht der Neuwert des Autos, sondern nur der meist deutlich niedrigere Wiederbeschaffungswert (Schwacke-Liste). Für verbrannte Handtaschen, Laptops oder Handys, die im Wagen lagen, zahlt die Versicherung gar nicht.

Problematisch sind auch die Fälle, in denen es ein Halter besonders gut meint mit seinem Versicherungsschutz und statt der Teilkasko die umfangreichere und teurere Vollkaskoversicherung abgeschlossen hat. Denn anders als bei der Teilkasko wird man bei einem Vollkaskoschaden in der Schadenfreiheitsklasse zurückgestuft und verliert dadurch wertvolle Schadenfreiheitsrabatte. Das führt zu paradoxen Ergebnissen: „Manchmal kann es sich lohnen, den Schaden selbst zu tragen statt ihn der Versicherung zu melden“, warnt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten.

Der Grund: Je nachdem, in welcher Schadenfreiheitsklasse man eingestuft ist, kann es Jahre dauern, bis man das ursprüngliche Beitragsniveau wieder erreicht. Schäden von bis zu 750 Euro sollte man in aller Regel lieber selber tragen, rät der Versicherungsberater. Bevor man sich entscheidet, sollte man Rücksprache mit seiner Versicherung nehmen. „Die rechnet aus, wie sich der Versicherungsbeitrag verändert“, sagt Rudnik.

Kompliziert kann auch die Abgrenzung der Schäden sein. Denn für Brandschäden zahlt die Teilkasko, für Vandalismus nur die Vollkasko. „In der Vergangenheit hat es hier immer mal wieder Probleme gegeben“, weiß der Verbraucherschützer. Das gilt vor allem für die Fälle, in denen die Brandstiftung scheitert und das Auto nur leichte Schmauchspuren davonträgt – etwa am Lack. In aller Regel schickt die Versicherung einen Gutachter, der den Schaden bewertet und einordnet. Das kann dauern, weiß Rudnik. Die Versicherer versprechen jedoch schnelle Abhilfe. „Im Regelfall bearbeiten wir den Schaden innerhalb einer Woche“, verspricht Allianz-Sprecherin Herrmann.

Weitere Pläne hat die Assekuranz derzeit nicht. Das unterscheidet die Berliner Brände von den Anschlägen, die sich 2009 in Hamburg ereignet hatten. Damals hatten einige Versicherungsgesellschaften Belohnungen für Hinweise auf die Brandstifter angeboten. „Das ist jetzt erst mal nicht geplant“, sagt Christian Lübke vom Versicherungsverband GDV.

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