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Große Ziele: Allianz-Chef Oliver Bäte will im Versicherungsgeschäft zwischen 10,8 und 11,3 Milliarden Euro verdienen.

© Andreas Gebert/dpa

Versicherungskonzern kauft eigene Aktien zurück: Allianz: Milliarden für die Aktionäre

Europas größter Versicherer schwimmt im Geld und investiert daher weitere Milliarden in eigene Aktien. Lebensversicherungen werden behalten.

In turbulenten Zeiten denkt Europas größter Versicherer derzeit vor allem an einen: die eigenen Aktionäre. Überraschenderweise ergänzt die Allianz ihr bereits laufendes Aktienrückkaufprogramm um weitere Milliarden. Zusätzlich zu den drei Milliarden Euro, die bereits seit Februar in den Aufkauf eigener Aktien fließen, sollen in der ersten Jahreshälfte 2018 weitere zwei Milliarden Euro in die eigenen Papiere investiert werden. Finanzchef Dieter Wemmer sprach am Freitag bei Vorlage der Quartalszahlen von einer „Ad-hoc-Entscheidung aufgrund des starken Kapitals“. Die Aktionäre können sich freuen: Die Allianz-Aktie, die schon seit Monaten zulegt, reagierte am Freitag mit erneuten Kursgewinnen, gab dann aber im Tagesverlauf nach.

Angst vor den Chinesen?

Eigentlich wollte Vorstandschef Oliver Bäte das Geld lieber für den Kauf von Unternehmen ausgeben, doch das ist schwieriger als gedacht. Bäte wurde Interesse an Teilen des Konkurrenten Generali nachgesagt, doch daraus ist nichts geworden. Anfang August gab die Allianz dann den Einstieg beim britischen Versicherer Liverpool Victoria bekannt, ein Milliardendeal. Dennoch sitzt der Versicherer weiterhin auf viel Geld – nach Meinung des Vorstands zu viel Geld. Die Kapitaldecke, die Solvabilitätsquote, lag Ende September bei 227 Prozent, gesetzlich vorgeschrieben wären nur 160 Prozent. Ob der Aktienkauf auch dazu dienen soll, sich chinesische Investoren vom Leib zu halten, wollte Wemmer nicht bestätigen. „Mandarin-Kurse für seine Kinder“ seien nicht nötig, meint der Finanzchef. Allerdings geht Wemmer Ende des Jahres in den Ruhestand. Gerüchten zufolge schielen Investoren aus China, wie der Deutsche-Bank-Großaktionär HNA, auf die Allianz. Wemmer ficht das nicht an. Ein 90-Milliarden-Unternehmen wie die Allianz sei nicht so leicht zu erobern.

Naturkatastrophen kosten die Allianz über 500 Millionen Euro

Den Aktienrückkauf will die Allianz als Zeichen der Stärke verstanden wissen. „Unsere Kapitalausstattung ist so, dass auch die gehäuften Naturkatastrophen unsere Kapitalausstattung kaum beeinflussen“, betont Wemmer. Stürme und Erdbeben haben die Allianz im dritten Quartal mehr als 500 Millionen Euro gekostet. Das operative Ergebnis, also der Gewinn im reinen Versicherungsgeschäft, ging verglichen mit dem Vorjahr um 17 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro zurück. Dennoch hält Konzernchef Bäte an der Gewinnprognose von 10,8 bis 11,3 Milliarden Euro für das Gesamtjahr fest. Nach neun Monaten hat er bereits 8,3 Milliarden Euro zusammen.

Allianz hält an Lebensversicherungen fest

Große Hoffnungen setzt die Allianz in ihr Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft. Das Neugeschäft wächst, die neuen Lebensversicherungen, die auf die klassischen Zinsgarantien verzichten, treiben die Margen nach oben. Anders als die Konkurrenten Generali und Ergo will sich der Marktführer nicht von seinen Lebensversicherungskunden trennen, stellt Wemmer klar. Dennoch warnte er vor Hysterie. Ein „Run-off“, also der Verkauf von Lebensversicherungsbeständen an spezialisierte Unternehmen, könne für die Kunden sogar von Vorteil sein, weil die Erwerber kostengünstiger arbeiten können, meint der Allianz-Manager. Zudem würde die Finanzaufsicht Bafin solche Deals überwachen.

"Paradise Papers" - Allianz: Wir zahlen unsere Steuern

Spekulationen, der Versicherungskonzern sei in Steuerhinterziehungsmachenschaften verwickelt, weist man in München zurück. Die Allianz taucht ebenso wie Siemens, die Deutsche Bank und andere deutsche Konzerne in den „Paradise Papers“ auf. Die Allianz profitiere nicht von niedrigen Steuern, betont Wemmer, und verweist auf die Steuerquote der Allianz von 30 Prozent. Mit Steuerparadiesen in der Karibik habe man eher als Schadenregulierer zu tun, sagt der Finanzchef und verweist auf die jüngsten Verwüstungen – durch Hurrikane.

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