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Wirtschaft: Verteidigungs-Dokument gegen Tauschofferte

"Behalten Sie Ihre Aktien. Tun Sie einfach nichts und werfen Sie unerwünschte Angebote in den Papierkorb", sagte Mannesmann-Vorstandsvorsitzender Klaus Esser am Donnerstag in Düsseldorf.

"Behalten Sie Ihre Aktien. Tun Sie einfach nichts und werfen Sie unerwünschte Angebote in den Papierkorb", sagte Mannesmann-Vorstandsvorsitzender Klaus Esser am Donnerstag in Düsseldorf. Er stellte gestern die Verteidigungsschrift des Vorstands gegen das Übernahmeangebot der britisch-amerikanischen Mobilfunkgesellschaft Vodafone-Airtouch vor. Das Übernahmeangebot an die Mannesmann-Aktionäre sei "vollkommen unangemessen", warnte er. "Eine Verführung der Aktionäre durch Vodafone darf es nicht geben." 100 Prozent von Mannesmann seien mehr Wert als 47 Prozent eines "verwässerten Vodafone-Mannesmann-Gemischs", sagte Esser.

Zugleich versprach er den Aktionären in den kommenden 18 Monaten einen weiteren Kursanstieg des Mannesmann-Papiers auf 350 Euro. Dabei gab Esser einen kleinen Einblick in die Bezahlung der Vorstandsmitglieder: Falls das Kursziel von 350 Euro bis Juni 2001 nicht erreicht werde, verliere der Vorstand rund ein Viertel der Bezüge für die Jahre 2000 und 2001. "Wenn wir es bis Dezember nicht schaffen, ist die Hälfte weg."

"Dies wird ein Mannesmann-Jahr", kündigte Esser an. Es gebe im Jahr 2000 vier Megatrends bei der Bewertung von Telekommunikationsaktien. Den größten Kursanstieg würden die Unternehmen haben, die auf das rasche Wachstum der Datenkommunikation vorbereitet seien, integrierte Online-Dienste anbieten könnten, ihren Schwerpunkt im Wachstumsmarkt Europa hätten und über Kontrollmehrheiten an ihren Beteiligungen verfügten. Und all das treffe auf Mannesmann zu.

Für den Konkurrenten Vodafone und vor allem für seine in dieser Woche groß angekündigten Internet-Pläne hat Esser nur Spott übrig: "Wir haben mit schmunzelnder Dankbarkeit gehört, dass Vodafone uns helfen will beim Internet. Wir sind gerührt." Dann fügte er an: "Wir haben 2,6 Millionen Internetkunden, Vodafone null." Der Vorstandschef kündigte an, dass Mannesmann im lukrativen Internet-Geschäft einen Börsengang erwäge.

Im Gegenzug nannte Vodafone-Chef Chris Gent am selben Tag in London die Mannesmann-Argumente gegen die Übernahme wenig überzeugend. Vor allem habe das Unternehmen nicht klarmachen können, was es allein besser machen könne als zusammen mit Vodafone. "Es gibt nichts Neues in dem Mannesmann-Papier", sagte er. "Ich rufe die Aktionäre dringend auf, unser Angebot zügig zu akzeptieren." Während Mannesmann den fundamentalen Wert der Mannesmann-Aktie - vor zusätzlichen Wertpotenzialen - in seinem Verteidigungsdokument mit mindestens 250 Euro pro Aktie angibt, liege der eigentliche Wert des Papiers nach Gents Einschätzung nur zwischen 170 und 180 Euro.

Überraschend hatte Esser in Düsseldorf angekündigt, für die Mannesmann-Aktionäre könne ein Engagement auf dem US-Mobilfunkmarkt "auf Dauer interessant" sein. Bisher hatte Mannesmann immer argumentiert, der US-Mobilfunkmarkt sei wegen des fehlenden einheitlichen Standards nicht so interessant wie der europäische, weshalb Mannesmann dort nicht tätig werden wolle. Jetzt nannte Esser mehrere Optionen für den Einstieg. Eine davon sei die Kooperation mit einem der Großen wie zum Beispiel MCI Worldcom oder Bell Atlantic. Voraussetzung für Kooperationen in die USA sei aber die Unabhängigkeit Mannesmanns, sagte Esser. Die globale Strategie von Vodafone bezeichnete der Manager als "leere Worthülse". Europa sei eine riesengroße Marktchance; wenn diese Region zu klein sei, wie Vodafone behaupte, würden die besten Chancen verpasst.

"Dies ist die Zeit der Entscheidung der Aktionäre", sagte Esser. Mannesmann werde den Willen der Anteilseigner akzeptieren. Die haben bis zum 7. Februar Zeit, sich zu entscheiden.

vis

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