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Wirtschaft: Viag-Aktionäre wollen den Zusammenschluss

Die Aktionäre der Münchner Viag AG haben trotz kritischer Anmerkungen überwiegend für einen Zusammenschluss des bayerischen Mischkonzerns mit der Düsseldorfer Veba AG plädiert. Unmut unter Viag-Kleinaktionären erregte bei einer außerordentlichen Hauptversammmlung in München unter anderem der Paketzuschlag, den der Freistaat Bayern für den Verkauf seiner zehn Prozent Viag-Anteile an die Veba erzielt hat.

Die Aktionäre der Münchner Viag AG haben trotz kritischer Anmerkungen überwiegend für einen Zusammenschluss des bayerischen Mischkonzerns mit der Düsseldorfer Veba AG plädiert. Unmut unter Viag-Kleinaktionären erregte bei einer außerordentlichen Hauptversammmlung in München unter anderem der Paketzuschlag, den der Freistaat Bayern für den Verkauf seiner zehn Prozent Viag-Anteile an die Veba erzielt hat. Demgegenüber würden Kleinanleger zu stark benachteiligt. Zu ihren Gunsten will die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) die Veba- und Viag-Unternehmenswerte erneut überprüfen lassen, was die Fusion nicht verzögern kann.

Ein weiterer "Schönheitsfehler" sei die nicht gleichgewichtige Besetzung der künftigen Führungsgremien zu Lasten der Viag, rügten Aktionärsvertreter.

Grundsätzlich sei die Großfusion zum drittgrößten Stromkonzern Europas aber richtig und notwendig. Wegen dem derzeitigen Strompreisverfall und der Energielastigkeit beider Partner entstehe sie aus einer Position der Schwäche heraus. Leider sei absehbar, dass Europas Kartellhüter in Brüssel ihre Zustimmung an "umfangreiche Auflagen" knüpfen, befürchteten Kleinaktionäre. In der zweiten künftigen Kernsparte Chemie lägen zudem "eher Risiken als Chancen".

Angesichts der zuletzt stark unter Druck geratenen Börsenwerte von Veba und Viag bestünde auch die Gefahr einer feindlichen Übernahme. Zusammen wurden beide Mischkonzerne zuletzt am Parkett mit rund 70 Milliarden Mark bewertet. Er zeigte sich auch überzeugt, dass mit einer Zustimmung des Brüsseler Kartellamts bis Mai 2000 auch die letzte Fusionshürde genommen wird. Bei der Dortmunder VEW, an der die Viag elf Prozent hält und die vor einer Fusion mit dem Veba/Viag-Konkurrenten RWE steht, sei man zu einem Rückzug bereit.

Nach weiteren Hauptversammlungen von Veba und Viag Ende Mai könne der Zusammenschluss rückwirkend zum 1. Januar 2000 wirksam werden, hofft Simson. Die Viag gebe ihre 77-jährige Eigenständigkeit auf, um mit ihrem Wunschpartner Veba Deutschlands führenden Stromkonzern und die weltweit größte Spezialchemie-Gruppe zu bilden, bekräftigte Simson. Der von der Veba gezahlte Preis für zehn Prozent Viag-Aktien sei angemessen und fair.

Rechnerisch entsteht auf Basis der Bilanzen des Jahres 1998 mit rund 150 Milliarden Mark Umsatz, 220 000 Mitarbeitern und 3,5 Milliarden Mark Nachsteuergewinn der drittgrößte Industriekonzern Deutschlands. Allerdings sollen Randaktivitäten im Umfang von 55 Milliarden Mark veräußert oder an die Börse gebracht werden. Im Gegenzug würden bis 2002 jährlich rund 1,5 Milliarden Mark gespart und in den Kernsparten Energie und Chemie gezielt Unternehmen zugekauft. Im Stromhandel peilen Veba/Viag in Europa die Marktführerschaft an.

Während in München die Aktionäre tagten, protestierten in Essen rund 7000 Beschäftigte gegen den Verlust von mehreren tausend Arbeitsplätzen infolge einer Fusion der Energieunternehmen RWE und VEW. Sie warfen den Vorständen bei einer Kundgebung vor der RWE-Konzernzentrale vor, Belegschaften und Gewerkschaften über das Ausmaß möglicher Stellenstreichungen im Unklaren zu lassen. Nach Zeitungsberichten sollen 3500 Arbeitsplätze wegfallen. Die Gewerkschaft ÖTV sieht sogar 10 000 Arbeitsplätze in Gefahr.

tmh

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