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Wirtschaft: „Viele Autoren sind auch Taxifahrer“

Nur etwa jeder zehnte Schriftsteller kann vom Schreiben leben, sagt Imre Török

Imre Török ist Bundesvorsitzender des Verbandes deutscher Schriftsteller. Auch er selbst ist Schriftsteller – aber nicht nur: Török arbeitet unter anderem auch als Ghostwriter. Denn: Die wenigsten Autoren leben nur vom Veröffentlichen von Romanen oder Lyrik-Bänden. Klassische Standbeine sind die Arbeit als Schreibcoach oder als Drehbuchautor. Und etliche Schriftsteller haben einen ganz gewöhnlichen Erstberuf, sagte Imre Török.

Nimmt die Zahl der Autoren zu?

Die Zahl derer, die irgendwie schreiben, ist sicher gestiegen. Auch die Zahl der Publikationen wird größer und größer. Das ist im Prinzip auch eine gute Entwicklung. Aber sehr viele Autoren haben noch einen anderen Beruf und sind Anwalt, Arzt, Taxifahrer oder Gärtner. Es sieht schon anders aus, wenn es darum geht, mit dem Schreiben sein Geld zu verdienen.

Wie ist die Entwicklung da?

Auch wenn der Kuchen etwas größer geworden ist, an dem alle knabbern wollen. Die Zahl derer, die vom Schreiben leben können, ist es nicht. Das sind vielleicht zehn Prozent von allen, die schreiben.

Können wenigstens die ihre Miete zahlen?

Die Bandbreite ist sehr groß. Es gibt natürlich Bücher, die sehr gut laufen, die stark gepusht und vom Verlag auch stark beworben werden. Andere Autoren müssen um jedes Tausend weiterer Exemplare bei der Auflage kämpfen. Der Großteil der Autoren muss sich warm anziehen.

Was heißt das?

Schriftsteller müssen Multitasking können und auf vielen Feldern arbeiten. Lesungen sind eine weitere Möglichkeit, Geld zu verdienen. Aber auch Nebenrechte spielen eine wichtige Rolle, etwa die an Übersetzungen.

Was ist unverzichtbar für den Erfolg?

Man muss sich im Literaturbetrieb auskennen, sich über Verlage informieren, wissen, was literarisch gefragt ist. Man muss viele Kontakte haben, Lektoren kennen. Klappern gehört zum Handwerk, auch für Schriftsteller. Andererseits sollte man sich als Autor darauf konzentrieren, ein gutes Manuskript zu schreiben, und 60 oder 70 Prozent seiner Energie in die Qualität der Texte investieren.

Kann man aus dem Stand heraus Erfolg haben?

Das ist sehr schwierig. Man müsste schon etwas Geniales hinlegen, damit man sicher sein kann, dass die Auflage hoch genug ist, um so viel Geld einzubringen, dass man davon länger leben kann. Von der ersten Zeile bis zum Veröffentlichen können drei Jahre vergehen.

Die Fragen stellte Andreas Heimann von der Nachrichtenagentur dpa

Imre Török (62) ist Bundesvorsitzender des Verbandes deutscher Schriftsteller – und selbst Schriftsteller. Daneben ist der im Allgäu lebende Autor Journalist, Dozent und Ghostwriter.

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