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Wirtschaft: „Viele Produkte sind mangelhaft“

Verbraucherschützer warnt vor Billigangeboten

Herr Thorun, wie gefährlich ist es, in einem Baumarkt einzukaufen?

Bei einigen Anbietern muss man aufpassen. Schlechte Beratung oder mangelhafte Produkte gibt es angesichts des harschen Preiskampfs leider sehr oft. Wenn sich Verbraucher blind auf ihren Baumarkt verlassen, kann das schmerzhafte Folgen haben.

Können Sie Beispiele nennen?

Die Märkte müssen sparen, wo es geht. Die Verkäufer werden weniger ausgebildet und geschult, deshalb sinkt die Beratungsqualität. Das hat auch eine Erhebung der Stiftung Warentest ergeben. Besonders schlecht mit „mangelhaft“ haben dabei Hornbach und Praktiker abgeschnitten. Bei einem der getesteten Baumärkte empfahlen Verkäufer etwa, Starkstromleitungen mit Lüsterklemmen und Kabeln zu verlängern – was Laien aber niemals tun sollten. Auf ein „befriedigend“ kamen nur Globus und Obi.

Wie steht es um die Qualität von Geräten und Werkzeugen?

Die Kosten für die Produkte werden mit allen Mitteln gedrückt, gerade bei Sonderangeboten. Letztes Jahr gab es etwa bei Bauhaus eine Kettensäge, an der der Gashebel klemmen konnte – das ist lebensgefährlich. Bei vielen Billigwerkzeugen werden, wie die Stiftung Warentest kürzlich gezeigt hat, zudem giftige Weichmacher in den Kunststoffteilen verwendet. Markenware ist dagegen meist in Ordnung.

Sie raten zu Skepsis bei niedrigen Preisen?

Nicht generell. Aber gerade, wenn es um größere Anschaffungen wie Rasenmäher oder Bohrmaschinen geht, kann es sinnvoll sein, den einen oder anderen Euro mehr auszugeben. Die Käufer sollten daran denken, dass extrem billige Produkte sehr wahrscheinlich nichts taugen. Sie weisen zu viele Mängel auf oder entsprechen nicht dem Stand der Technik.

Prüft niemand die Qualität?

Doch, das „GS“-Zeichen für geprüfte Sicherheit ist weitestgehend verlässlich – solchen Geräten kann man meistens trauen, weil hier eine unabhängige Stelle die Produktsicherheit geprüft hat. Problematisch ist allerdings, dass das Siegel in Einzelfällen gefälscht wurde.

Was empfehlen Sie?

Verbraucher sollten sich vor dem Kauf ausführlich über die Produkte informieren – bei der Stiftung Warentest, in Ratgebern oder Fachzeitschriften. Die Baumärkte bieten zudem oft kleine Info-Broschüren an, in denen Arbeitsschritte oder wichtige Produktanforderungen erklärt werden. Damit lässt sich etwas anfangen – auch wenn eigentlich der Verkäufer Bescheid wissen sollte.

Christian Thorun ist Handels- und Wettbewerbsexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) in Berlin. Das Gespräch

führte Carsten Brönstrup.

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