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Wirtschaft: Vivendi kämpft mit Vodafone um Cegetel

Französische Mobilfunkgesellschaft heftig umworben/Pariser Staatsanwaltschaft überprüft Vivendi-Bilanz

Paris (abo/HB). Bei der finanziell angeschlagenen Vivendi Universal steht die Zukunft der Telefonbeteiligung Cegetel auf des Messers Schneide. Der Aufsichtsrat des Konzerns beriet am Dienstag über die Offerte von Vodafone. Der britische Mobilfunkkonzern bietet 6,7 Milliarden Euro für Vivendis Anteil von 44 Prozent an Cegetel. VodafoneChef Chris Gent hat Vivendi eine Frist bis zum heutigen Mittwoch gesetzt.

Doch der Vodafone-Konzern, der selbst 15 Prozent an Cegetel hält, ist an die Aktionärsverträge der Telefongesellschaft gebunden. Diese lassen dem Mischkonzern Vivendi bis zum 10. November Zeit, sein Vorkaufsrecht für die Pakete der verkaufswilligen Partner British Telecom (26 Prozent) und SBC (15 Prozent) auszuüben. Allerdings hat ein Pariser Gericht diese Frist auf Mitte Dezember verlängert. Damit hat sich Vivendi-Boss Jean-René Fourtou Luft verschafft, um eine Finanzierung für Cegetel auf die Beine zu stellen. Fourtou möchte die Offerte Vodafones abwehren und selbst die Mehrheit an der profitablen Telefongesellschaft übernehmen. Zwar sind nach Hinweisen aus Bankenkreisen Vivendis größte Geldgeber Société Générale und BNP Paribas äußerst skeptisch, was die Vorstellungen Fourtous angeht. Andere Institute sind aber offenbar bereit, dem mit fast 20 Milliarden Euro verschuldeten Konzern Geld zu leihen.

So hat Crédit Lyonnais mit der Crédit-Agricole-Gruppe, CSFB und der Royal Bank of Scotland den Plan für eine Auffanggesellschaft entwickelt, die Vivendi mit rund drei Milliarden Euro Kapital ausstatten könnte. Wie aus Konzernkreisen weiter zu hören war, könnte diese Kapitalausstattung vorübergehend auch aus Vivendis Cegetel-Anteilen bestehen. Für die Übernahme der übrigen Pakete an Cegetel würde sich die Gesellschaft verschulden.

Mit der Vollübernahme von Cegetel würde sich Vivendi Universal deren Cash-flow sichern, der in diesem Jahr nach Analystenschätzungen über eine Milliarde Euro betragen wird, die allerdings vom Schuldendienst deutlich geschmälert werden dürfte. Akzeptiert Vivendi Vodafones Offerte, würden auf den Verkaufserlös voraussichtlich erhebliche Steuerzahlungen fällig.

Die Staatsanwaltschaft in Paris teilte unterdessen mit, sie wolle nach einer Klage von Kleinaktionären Vivendi-Bilanzen auf mögliche Fälschungen prüfen. Es geht um den Verdacht, in den Geschäftsjahren 2000 und 2001 seien falsche Bilanzen veröffentlicht worden und „falsche oder irreführende Informationen über die Perspektiven“ des Unternehmens für diese beiden Jahre verbreitet worden. Daher seien Ermittlungen eingeleitet worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Dienstag in Paris.

Vertreter der Kläger sprachen von einem „ersten Sieg ruinierter Kleinaktionäre“. Der Anwalt des früheren Vivendi-Universal-Chefs Jean-Marie Messier sagte, die Bilanzen des Unternehmens seien „immer korrekt gewesen“. Die Klage war im vergangenen Juli eingereicht worden, nachdem Jean-René Fourtou zum Nachfolger Messiers ernannt worden war. Messier hatte nach einer Einkaufstour im Film-, Fernseh- und Musik-Geschäft im Geschäftsjahr 2001 einen Rekordverlust von 13,6 Milliarden Euro eingefahren. Fourtou ist dabei, mit Verkäufen das Unternehmen zu sanieren.

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