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Volkswagen: Manager in Sorge um Sanierungskurs

Mit dem Führungswechsel stehen bei Volkswagen große Veränderungen ins Haus. Die Sanierung der Kernmarke trägt erste Früchte. Daher sprechen sich die VW-Manager für Markenchef Bernhard aus. Dessen Verbleib ist aber ungewiss.

Wolfsburg - Neue Köpfe, neue Konzepte - nach dem Stabwechsel bei Volkswagen blickt jetzt alles auf den frisch gekürten Konzernboss Martin Winterkorn. In der kommenden Woche will der 59-Jährige dem Aufsichtsrat berichten, wie er Europas größten Autobauer in die Zukunft führen will. Und noch eine Frage wird dann voraussichtlich entschieden: Geht VW-Markenchef Wolfgang Bernhard oder bleibt er dem Wolfsburger Autobauer erhalten? Die VW-Manager sorgen sich bereits um die Fortführung seines Sanierungskurses für die Kernmarke.

Die leitenden Angestellten wollen retten, wofür Bernhard steht: Neuen Schwung, Pragmatismus, Transparenz und die Besinnung auf das, was die Marke VW traditionell ausmachte. "Bezahlbare Traumautos" zu bauen, ist Bernhards großes Ziel, von dem sich VW immer mehr entfernt hatte. Und manch einer befürchtet nun, dass mit Winterkorn, der aus dem Premiumsegment Audi kommt, bei VW wieder mehr PS und Luxus angesagt sein werden statt der neuen Sparsamkeit, die zuletzt zur Devise wurde.

In einem internen Brief, den die Volkswagen Management Association regelmäßig zum Jahreswechsel an ihre rund 1700 Mitglieder verschickt, mahnt die Führungsriege daher eindringlich Kontinuität an auf dem eingeschlagenen Weg. Sie bescheinigen Bernhard, "in hervorragender Weise" zum Umschwung bei VW beigetragen zu haben. Das zweite Halbjahr 2006 habe gezeigt, dass VW auf dem richtigen Weg weiter vorankomme - "für uns der Start einer neuen Erfolgsgeschichte", heißt es in dem Brief.

Schlechte Atmospähre wird beklagt

Die Manager versichern dem neuen Vorstandsvorsitzenden zwar "ohne Vorbehalte" Unterstützung und Loyalität. Aber sie verlangen auch Besonnenheit und eine "ruhige Hand" bei beabsichtigten Veränderungen. Zur Fortführung der intensiven kundenorientierten Produktentwicklung und dem streng wirtschaftlichen Handeln gebe es keine Alternative. Und ausdrücklich warnen sie vor einem Klima, "in dem z.B. Ehrlichkeit nicht belohnt und gegenseitiger Respekt nicht gezollt wird."

Das zielt auf eine Atmosphäre, die Kritiker in der Ära des Vorstandsvorsitzenden und jetzigen Aufsichtsratschefs Ferdinand Piëch oft beklagt haben: Klüngel, zentrale und undemokratische Strukturen, in denen nur einer was zu sagen hatte - Piëch. Und Winterkorn gilt als enger Vertrauer des alten Patriarchen, der erst zuletzt wieder seinen Einfluss bewies, als er den bisherigen Konzernchef Bernd Pischetsrieder aus dem Amt drängte.

Drastischer Umbau der Führungsstruktur geplant

Winterkorn hat zwar offiziell noch nicht erläutert, wohin die Reise mit ihm gehen soll. Nach Informationen aus Konzernkreisen will er die Führungsstruktur bei VW aber drastisch umbauen. Künftig soll es eine Premiumgruppe mit Audi, Bentley, Bugatti und Lamborghini geben sowie eine für das Massengeschäft mit Volkswagen, Seat und Skoda. Bislang teilte sich das Pkw-Geschäft in die Markengruppen Volkswagen mit Skoda, Bugatti und Bentley unter Führung von Bernhard sowie Audi mit Seat und Lamborghini mit Winterkorn an der Spitze.

Bernhard pocht auf seinen Vertrag, der ihm die Verantwortung für VW auftrage. Doch Winterkorn will dem Vernehmen nach die Strukturen wieder mehr zentralisieren und selbst die Verantwortung für die Kernmarke übernehmen. Angeblich hat Bernhard die Entscheidung, ob er bleibt oder geht, davon abhängig gemacht, dass er seine Aufgaben behält. Mit der geplanten Konzentration dürfte sich aber sein Machtbereich verringern. Das Amt eines Produktionsvorstandes habe er abgelehnt, heißt es.

Bernhard nicht in Detroit

Bei der größten Automesse des US-Marktes in Detroit am Wochenende wird Bernhard nicht vertreten sein. Das wurde in Zeitungsberichten sogleich wieder als Indiz für einen geplanten Abgang gewertet. Ein VW-Sprecher sagte aber, der Besuch sei nicht geplant gewesen, weil VW dort kein neues Modell vorstelle.

Dass bei VW mit dem Führungswechsel die Restrukturierung gestoppt werden könnte - das hält der Autoexperte Albrecht Denninghoff von der Commerzbank für wenig wahrscheinlich. Es könne nicht im Interesse der neuen Führung sein, diesen Prozess umzukehren. Denn es bleibe ja das Ziel, mit mehr Gewinn Autos zu bauen. Deshalb geht er allenfalls von kurzfristigen Auswirkungen aus. "Die Aufregung ist verständlich, aber doch auch ein bisschen übertrieben." Dagegen sieht Experte Ferdinand Dudenhöffer durchaus Gefahren für den Kurs bei VW: "Die Restrukturierung steht vor der roten Ampel. In den nächsten drei Monaten läuft da nichts". (Von Eva Tasche, dpa)

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