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Volkswagen und Porsche: Fusion statt Übernahme

Die Familien Piëch und Porsche wollen einen neuen Konzern bilden mit Porsche neben den VW-Marken.

Die Übernahme von Volkswagen durch Porsche ist gescheitert. Stattdessen wird nun an einem "integrierten Automobilkonzern" gearbeitet, in dem Porsche künftig neben den bisherigen neun VW-Konzernmarken stehen soll. Wie genau die Struktur des neuen Unternehmens aussieht, wollen die Eigentümer und Vorstände von Porsche und VW mit dem Land Niedersachsen, das rund 20 Prozent an VW hält, in den kommenden vier Wochen aushandeln.

Am frühen Mittwochabend gaben sowohl Porsche als auch VW kurze Pressemitteilungen heraus, mit denen die Ergebnisse eines Familientreffens in Salzburg kommuniziert wurden. Dort hatten sich die wichtigsten Vertreter der Familienstämme Porsche und Piëch versammelt. Anwesend waren Wolfgang Porsche, der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Porsche SE und damit formal mächtigster Mann, ferner sein Bruder Hans-Peter sowie Wolfgangs Neffe Ferdinand Oliver. Die Familie Piëch wurde vertreten durch Ferdinand Piëch und dessen Bruder Hans Michel.

Wie das Unternehmen Porsche am Abend mitteilte, "haben die Familiengesellschafter der Porsche Automobil Holding SE am Mittwoch unter Einbeziehung von Kapitalmaßnahmen diskutiert und sich für die Schaffung eines integrierten Automobilkonzerns ausgesprochen". Gemeint ist damit eine Fusion. Ob unter den erwähnten Kapitalmaßnahmen eine Kapitalerhöhung zu verstehen ist, blieb vorerst offen. Weiter heißt es in der Mitteilung, dass "unter einer einheitlichen Führungsgesellschaft in der Endstruktur zehn Marken nebeneinander stehen sollen, wobei die Eigenständigkeit aller Marken und damit auch von Porsche gewahrt bleibe". Porsche steht demnach unter einem neuen, noch zu bildenden Konzerndach neben den bisherigen VW-Konzernmarken, darunter zum Beispiel Audi, Skoda, Seat und Bentley.

Wie das neue Unternehmen genau aussieht, sollen in den kommenden vier Wochen VW und Porsche in einer "gemeinsamen Arbeitsgruppe unter maßgeblicher Einbeziehung des Landes Niedersachsen als größten Mitaktionär sowie den Arbeitnehmervertretern beider Unternehmen vertiefen", heißt es weiter in der Mitteilung von Porsche. Der Wortlaut der Stellungnahme von VW ist ähnlich. Die Entscheidung für einen integrierten Konzern wird in Wolfsburg begrüßt, die Eigenständigkeit der demnächst zehn Marken betont und die Bereitschaft zur Einbindung des Landes Niedersachsen und der Arbeitnehmer bekräftigt. "Der Vorstand der Volkswagen AG wird diesen Prozess nach besten Kräften unterstützen", heißt es schließlich.

Ob das auch für den Porsche-Vorstand gilt, ist offen. Der ursprüngliche Plan von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Porsche-Finanzvorstand Holger Härter, den Anteil an VW auf 75 Prozent aufzustocken, ist längst aufgegeben. Porsche hält derzeit gut 50 Prozent an Volkswagen, ist aber mit rund zehn Milliarden Euro verschuldet, hat Probleme mit den Banken und ferner noch riskante Optionen auf VW-Aktien in der Schublade.

Im Umkreis von Volkswagen wurde am Mittwoch kolportiert, dass Wiedeking von den Familien Piëch und Porsche wohl fallengelassen werde. Bislang hat sich allerdings stets der Porsche-Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Porsche vor Wiedeking gestellt und diesen vor Piëch in Schutz genommen. Das finanz- und machtpolitische Theater bei Porsche war bekannt geworden, nachdem Wiedeking und Finanzvorstand Holger Härter Ende März mit Mühe eine neue Kreditlinie von zehn Milliarden Euro mit 15 Banken ausgehandelt hatten. Die Finanznöte Porsches waren an die Öffentlichkeit lanciert worden, offenbar von Bankenvertretern. Die wiederum wollten sich womöglich rächen, nachdem viele Banken und Hedgefonds im vergangenen Jahr einige hundert Millionen Euro verloren hatten mit der Spekulation auf VW-Aktien. Wiedeking und Härter hatten damals die Finanzprofis mit ihren komplizierten Optionsgeschäften auf VW-Aktien ausgetrickst. "Viele Leute sind nachhaltig vergrätzt, die haben jetzt nachgetreten", heißt es dazu in VW-Kreisen über das ungewöhnliche Vorgehen der Banker.

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