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Seit 30 Jahren an seiner Seite: Die frühere Kindergärtnerin Ursula Piëch heiratete Ferdinand 1984. VW-Chef Winterkorn nennt sie eine „profunde Autokennerin“.

© dpa

Volkswagen: Uschi Piëch ist da

Ferdinand Piëch ordnet sein Erbe und bringt Ehefrau in den VW-Aufsichtsrat.

Hamburg - „Kaiserwetter“, sagt die Frau, auf die am Donnerstag in Hamburg ein besonderes Licht fiel. Kurz zuvor ist sie mit ihrem Mann dem futuristischen Ein-Liter-Auto XL1 von Volkswagen per Flügeltür entstiegen. Die kurze Fahrt vom Hotel Atlantic an der Alster zum Congress Center Hamburg (CCH) verlief glatt. Für Ursula Piëch, seit 28 Jahren Ehefrau des Volkswagen-Patriarchen Ferdinand Piëch und seit Donnerstag Aufsichtsrätin des VW-Konzerns, wurde die Hauptversammlung des zweitgrößten Autobauers der Welt zur Krönungsmesse.

Rückhalt kommt aus dem Clan, in den sie 1984 eingeheiratet hat, und dessen beide Stämme Porsche und Piëch über die Finanzholding Porsche SE indirekt 51 Prozent der Stammaktien von VW halten. „Sie spielt eine verbindende Rolle zwischen ihrem Mann und der Familie“, sagte Wolfgang Porsche dem „Handelsblatt“. „Ursula Piëch ist eine Bereicherung für Volkswagens Aufsichtsrat.“

Selbstredend sieht das auch ihr Mann so, der von der Hauptversammlung für eine dritte Amtszeit als Chefaufseher gewählt wurde. „Ach, sie macht das mit Sicherheit noch besser als ich.“ Der erwartete Gegenwind blieb auf dem Aktionärstreffen aus – wider Erwarten. Einflussreiche Fonds wie DWS, Allianz Global Investors und Union Investment hatten ihren Widerstand angekündigt. Mit Ursula Piëch nehmen die Familien Porsche und Piëch fünf der zehn Sitze auf der Kapitalseite des Kontrollgremiums ein. Doch am Donnerstag ergriff keiner der Kritiker unter den Investoren das Wort im CCH. Die Rolle der Mahner kam so den Aktionärsschützern zu. „Sie sind eine der besten Kennerinnen von VW“, attestierte ihr Hansgeorg Martius von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. „Trotzdem werden wir dagegen stimmen. Die Großaktionäre haben neun von zehn Sitzen der Kapitalseite. Es gibt nur eine unabhängige Vertreterin. Das ist zu wenig.“

Der Auftritt „der profunden Autokennerin“ Ursula Piëch, wie VW-Chef Martin Winterkorn sie nannte, fiel trotz anfänglicher Nervosität inhaltlich überzeugend aus, räumte selbst Gegenspieler Martius ein. Souverän stellte sich Ursula Piëch den rund 3000 anwesenden Aktionären und Gästen vor. „Mein Name ist Ursula Marianne Piëch. Seit 30 Jahren darf ich das Unternehmen begleiten. Seit 1984 bin ich mit Ferdinand Piëch verheiratet“, sagte sie. Intensiv habe sie sich mit den Belangen der Automobilindustrie befasst. Als Leiterin eines Kindergartens habe sie die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit erlebt. Volkswagen habe solche Zeiten ohne Massenentlassungen gemeistert. „Gemeinsam mit meinem Ehemann kümmere ich mich um unsere unternehmerischen Beteiligungen“, so Ursula Piëch. „Ihre Interessen als Groß- und Kleinaktionäre werde ich berücksichtigen, immer unter dem Gesichtspunkt der sozialen Verantwortung“, verspricht sie. „Ich bitte um Ihr Vertrauen.“ Die Aktionäre gaben es ihr. Kein Wunder: 88 Prozent der Stimmrechte – 91 Prozent waren auf der Hauptversammlung vertreten – sind in der Hand der Familien und der verbündeten Ankeraktionäre, dem Land Niedersachsen und dem Emirat Katar.

Ferdinand Piëch wirkte gelöst, meisterte souverän eine Störaktion von Greenpeace. Die Umweltschützer werfen VW zu geringes Engagement für umweltfreundliche Fahrzeuge vor. Im Foyer des CCH strich Piëch versonnen über ein rotes Ducati-Motorrad, das VW aufgestellt hatte – einen Tag nachdem die VW-Tochter Audi den Kauf des italienischen Motorradherstellers verkündet hatte. 750 Millionen Euro hat Konzernkreisen zufolge die Akquisition gekostet.

Vor der Hauptversammlung des Lkw- Bauers MAN an diesem Freitag gab VW am Donnerstag bekannt, 73,76 der Stimmrechte des Münchner Dax-Konzerns zu besitzen. Damit fehlt nur noch rund ein Prozent, bis Volkswagen vollen Durchgriff hätte. VW halte sich „alle Optionen offen“, bekräftigte Lkw-Vorstand Jochem Heizmann, „auch den Abschluss eines Gewinn- und Beherrschungsvertrags.“ HB

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