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Wirtschaft: Voll ausgelastet

Web.de macht mit dem Internet Gewinn

Noch vor zwei Jahren hätte kein Analyst, kein Anleger und vielleicht auch kein Kunde auch nur einen Cent darauf gewettet, dass der Internetdienst Web.de überleben wird. Die Aktie hatte, wie fast alle Internetaktien, einen Totalabsturz hinter sich und Firmengründer Matthias Greve hatte, wie fast alle Internetgründer, ein Großteil seines Personals entlassen müssen, um das Unternehmen vor der Pleite zu retten. Heute beschäftigt Web.de mit 430 Mitarbeitern mehr Leute als vor der Krise. Und: Web.de verbrennt längst kein Geld mehr, sondern macht Gewinn. „Unser Geschäftsmodell funktioniert und wir sind inzwischen so breit aufgestellt, dass wir Schwankungen relativ gut auffangen können.“

Web.de ist ein Informationsportal im Internet mit Nachrichten, Shoppingseiten und Suchfunktion. Kernstück ist aber der – in der Grundversion kostenlose – E-Mail-Service Freemail. Wer zusätzliche Leistungen nutzen will, tritt für fünf Euro im Monat dem Web.de Club bei. Damit kann der Nutzer elektronische Textnachrichten (SMS) oder Bilder (MMS) versenden, ein digitales Fotoalbum anlegen oder spezielle Sicherheitsfunktionen einbauen. „Die Bereitschaft der Anwender steigt, im Internet Geld auszugeben, wenn die Leistung stimmt“, sagt Greve. Derzeit zählt der Club 275 000 zahlende Mitglieder. Pro Quartal kommen 45 000 neue hinzu. Weitere Einnahmequellen von Web.de sind Online-Werbung und E-Commerce-Provisionen. Als Grund für den Erfolg von Freemail nennt der 37-Jährige schlicht die bessere Qualität und Benutzerfreundlichkeit des Dienstes: „Wir haben nicht umsonst mit Feemail in 39 Anwendungstests den ersten Platz belegt.“

Greve führt das Geschäft mit seinem vier Jahre älteren Bruder, der im Vorstand für den Bereich Technik zuständig ist. Zusammen halten sie seit dem Börsengang im Februar 2000 noch 56 Prozent der Anteile. Die beiden gelten im Unternehmen als Computerfreaks. 45 Prozent des Umsatzes von 20 Millionen Euro im ersten Halbjahr investierten sie in Forschung und Entwicklung. „Das hohe Innovationstempo halten wir bei“, sagt Greve. Im August wird ein Service für Internettelefonie eingeführt. „Das Festnetzgeschäft ist ein Milliardenmarkt, der fast allein von der Telekom beherrscht wird. Die Internettelefonie wir den Markt in Bewegung bringen.“

Greve will aber mehr. Seit drei Jahren arbeitet ein Entwicklungsteam an der Software Com.win, die Anwendungen wie E-Mail, SMS oder Fax in einem Programm integriert. „Com.win kann dann in einem beliebigem Gerät wie PC, Handy oder Organizer genutzt werden“, erläutert Greve. Sein Ziel: Nichts Geringeres, als Weltmarktführer zu werden und sich eine kleines Stück vom 1200 Milliarden-Markt der Telekommunikation abzuschneiden.

Maurice Shahd

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