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Wirtschaft: Vom Bahnfahren im Ostkongo

FRANKFURT (MAIN) ."Die Bahn kommt" heißt das Motto von fünf neuen Werbespots.

FRANKFURT (MAIN) ."Die Bahn kommt" heißt das Motto von fünf neuen Werbespots.Das Unternehmen will endlich raus aus dem Stimmungstief, in das es in diesem Jahr nicht nur wegen der Katastrophe von Eschede, sondern wegen vieler selbstverschuldeter Fehler hineingerutscht ist.Das Tief räumen selbst führende Manager ein, wie etwa Ingo Bretthauer, Marketing-Vorstand der für den Fernverkehr zuständigen DB Reisen und Touristik."Die Bahn kommt", aber Johannes Ludewig kam nicht.Obwohl ausdrücklich angekündigt, wollte der Bahnchef die neue Offensive seines Unternehmens am Montag nicht selbst verkünden.Seine schönen Worte standen nur in der Pressemitteilung."Innovatives Verkehrsmittel ...moderner Dienstleister...".Ludewig kniff, weil er Fragen wegen des Bahnerpressers, der derzeit den Behörden und der Bahn zu schaffen macht, nicht beantworten wollte.Dazu will das Unternehmen nichts sagen, wie Bahn-Sprecher Stephan Heimbach betonte."Wir müssen derzeit mehr Schweigen als Reden."

Dabei hätte Ludewig endlich mal gute Produkte "verkaufen" können.Denn die fünf Werbespots sind durchaus gelungen.Kein Wunder: Mit Wim Wenders hat die Bahn einen der renommiertesten Filmregisseure engagiert.Der läßt jeweils in 40-Sekunden-Filmchen Prominente ihre Begeisterung für die Bahn mitteilen.Weltenbummler Hardy Krüger fährt ICE und bewundert aus dem Zug heraus am Himmel eine alte Piper.Sie ist langsamer als der ICE.Ex-Fußballstar Günther Netzer sitzt im ICE.Er sinniert über sein sagenhaftes Tor damals 1973 im Pokalfinale gegen Köln.Was die Ruhe im Zug alles möglich macht.Techno-DJ Marusha genießt S-Bahnfahren in der ersten Klasse, Regisseur Sönke Wortmann sitzt im Doppelstockwagen und schmunzelt über das Gespräch seiner Nachbarn.Peter Scholl-Latour fährt nicht Zug.Er beobachtet das Treiben in der Frankfurter Bahnhofshalle.

Mit der Wirklichkeit der Bahn hat all das zwar auch zu tun.Aber volle Züge kommen nicht vor, auch keine Verspätungen.Und die Bahn-Erfahrungen jener Prominenten zumindest in Deutschland bleiben eher schemenhaft.Scholl-Latour ist aus Berlin per Flugzeug angereist, nutzt aber sonst, wie er sagt, die Bahn "sehr häufig".Es sei die angenehmste Art zu reisen zumindest in Deutschland und in Europa.Das Flugzeug ist Scholl-Latour zu umständlich.Sehr einprägsam sind seine Erfahrungen mit der Bahn trotzdem nicht.Besser im Gedächnis hat er Bahnreisen im Ostkongo in den sechziger Jahren, oder zwischen Lima und Cuzco über die 4000er Pässe in den Anden.Aber in Deutschland? Auch Wim Wenders sagt, daß er die Bahn gerne benutzt.Er ist schon Zug gefahren, als es in Deutschland noch Dampfloks gab.Deswegen hat er gerne für die Bahn gedreht."Sie ist mein Traumkunde".

Was die Spots die Bahn kosten, will Bahn-Manager Bretthauer nicht verraten."Weniger als andere Filme".Mehr gibt es nicht an harten Fakten.Ab 11.Januar dürfen sich die Fernsehzuschauer selbst ein Bild machen."Die Bahn hat Zukunft", sagt Scholl-Latour.Es klingt nicht gerade überzeugend.Wo fährt sie hin, die Bahn? "Ich weiß nicht.Erst kommt sie mal ...", sagt Wim Wenders.Zumindest in fünf Werbespots.Das andere ist Aufgabe vor allem von Bahn-Chef Heinz Ludewig.Vielleicht kommt er das nächste Mal.

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