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Wirtschaft: Von Ally McBeal bis Frank Zappa

Neben Spielfilmen erscheinen immer mehr Fernsehserien und Musik auf DVD – die Klassiker gibt es zu Sonderpreisen

Die DVD-Verkäufe der Elektronikhändler erreichen seit Jahren neue Rekordmarken. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2003 waren es mit fast 38 Millionen Stück fast doppelt so viel wie im Jahr davor. Weder gebrannte Raubkopien noch Downloads aus dem Internet konnten daran etwas ändern. „Mindestens bis 2006 wird der Markt weiter wachsen“, sagt Stefan Girlich, Chefredakteur des Fachmagazins „DVD-Vision“. Erst dann sei eine gewisse Sättigung zu erwarten.

Sechs Monate vergehen zwischen der Kinopremiere und dem Veröffentlichungstermin eines Spielfilms auf DVD. Doch nicht nur Neuerscheinungen von Kinofilmen sind beim Publikum gefragt. Zunehmend erscheinen auch Serien wie die „Simpsons“ oder „Ally McBeal“, die im Fernsehen gelaufen sind, auf den Silberscheiben. „Fernsehserien haben den Vorteil einer festen Fangemeinde, die so ziemlich alles kauft, was mit ihrem Lieblingsthema zu tun hat“, sagt Girlich.

Auch die Musikindustrie hat die DVD entdeckt. „What we did last Summer“ des Sängers und Entertainers Robby Williams ist die erste Musik-DVD, die es in die Top Ten des Onlinehändlers Amazon schaffte. Konzertmitschnitte werden auf den Musik-DVDs durch Musikclips und Interviews ergänzt. Auch ältere Bands aus den 60er und 70er Jahren wie die Beatles, die Rolling Stones oder Frank Zappa kommen immer häufiger auf DVD. „Die Musik-DVD ist das Premiumprodukt der Musikindustrie und mit hohen Wachstumsraten derzeit der Renner“, sagt DVD-Experte Girlich.

Mittlerweile sei jede zehnte verkaufte DVD eine mit Musik, die Tendenz ist weiter steigend. Beim Preis gibt es zwischen Musik- und Film-DVDs kaum Unterschiede. Neuerscheinungen beider Bereiche kosten zwischen 20 und 30 Euro. So genannte Backkatalogtitel sind schon für fünf bis zehn Euro zu haben. Dabei handelt es sich um ältere Filme und echte Klassiker, die erstmalig auf DVD erscheinen.

Neben einzelnen DVDs bietet der Handel spezielle Sondereditionen. Bei Amazon gibt es die „James Bond Monsterbox“ mit 20 DVDs für 199 Euro. 69 Euro kostet die „Herr der Ringe – Die zwei Türme Sammlerbox“ mit insgesamt fünf DVDs. Große Elektronikketten wie „Saturn“ oder „Media Markt“ bieten eine gute Auswahl an DVDs. Hier lohnt es sich besonders auf spezielle Aktionen wie der DVD des Monats zu achten.

Doch wer eine DVD anschauen möchte, muss sie nicht gleich kaufen. In den Regalen der Videotheken verdrängen DVDs zunehmend die VHS-Kassetten. Um von Öffnungszeiten unabhängiger zu werden, stellen viele Verleiher inzwischen DVD-Automaten auf. Im vergangenen Jahr ist der Verleihmarkt nach Angaben des Videoverbandes allerdings um fast 15 Prozent geschrumpft. Hauptgrund dafür ist nach Ansicht der Branche in erster Linie die zunehmende illegale Vervielfältigung von Filmen.

Neben den stationären Videotheken haben sich eine Reihe von Online-Verleihern etabliert. Dort zahlt der Kunde meist einen monatlichen Festpreis und kann dann so viele DVDs ausleihen, wie er möchte. Die Online-Videothek Amango.de bietet drei unterschiedliche Tarife. Für 9,90 Euro im Monat kann der Kunde auf das gesamte Filmarchiv zugreifen, darf aber immer nur eine DVD gleichzeitig ausleihen. Für 19,90 Euro kann man drei Filme, für 29,90 sogar fünf DVDs gleichzeitig ausleihen.

„Die Post liefert die Filme meist einen Tag nach der Bestellung“, sagt Rainer Ochse von Amango. Später schickt der Kunde die DVD wieder an Amango zurück. „Der Umschlag, in dem wir die DVDs versenden, dient zugleich als Rückumschlag“, sagt Ochse, „das Rückporto liegt bereits bei.“ Nachteil: Der Filmabend muss bei Online-Videotheken aber im Voraus geplant werden. Spontan einen Film auszuleihen ist bei den meisten Anbietern nicht möglich.

Nicht nur Videotheken verleihen DVDs. Bei den Kulturinstituten bekommt man viele alte Klassiker und aktuelle Filme auf DVD in Originalsprache. Fast immer stehen die Filme früher in den Regalen der Kulturinstitute als in einer Videothek. In größeren Städten wie Berlin bieten das British Council, das Institut Francais oder das spanische Kulturinstitut Instituto Cervantes Filme in der jeweiligen Landessprache an. „Bei uns gibt es nicht nur britische Kinofilme, sondern auch Serien oder Dokumentationen, etwa von der BBC“, sagt Herbert Grieshop vom British Council in Berlin. Ein großer Erfolg sei gerade die Komödie „Woman Talking Dirty“. Die Kosten für eine Mitgliedschaft beträgt bei allen vorgestellten Kulturinstituten weniger als 50 Euro pro Jahr, Studenten bekommen eine Ermäßigung.

Hunderte von Filmen, Serien und Musikkonzerten erscheinen jeden Monat auf DVD. Spezielle Internetseiten mit Filmrezensionen helfen, den Überblick zu behalten und einen Eindruck von der Qualität eines Films zu bekommen. Die Webseite DVD-Insel.de bietet eine gute Übersicht zu vielen Neuerscheinungen und Klassikern. Die Qualität der Film- oder Musik-DVD wird von der Redaktion bewertet und anhand einer Prozentzahl dargestellt.

Alexander Dluzak

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