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Pizza-Produktion bei Dr. Oetker. Auch das Unternehmen wurde bestraft.

© picture alliance / dpa

Von Pizza bis Tierfutter: Bundeskartellamt knöpft sich Nestlé vor

Wegen Mauscheleien mit der Konkurrenz verhängt die Wettbewerbsbehörde eine 20-Millionen-Euro-Strafe gegen den Lebensmittelkonzern. Die Fälle nehmen zu.

Berlin - Vergangene Woche waren es die Drogerieartikelhersteller, am Mittwoch knöpfte sich das Bundeskartellamt den weltgrößten Nahrungsmittelhersteller Nestlé vor. Das Unternehmen muss für Mauscheleien mit der Konkurrenz 20 Millionen Euro Strafe zahlen, teilte die Behörde mit. Gemeinsam mit den anderen Großen der Branche, Kraft (Milka, Jacobs), Unilever (Langnese, Bifi) und der August Oetker KG, sollen sich Nestlé-Manager jahrelang in „Gesprächskreisen“ über ihre Verhandlungen mit Einzelhändlern und geplante Preiserhöhungen informiert haben. Solche Details sind üblicherweise streng vertraulich. Betroffen waren vor allem Süßwaren, Heißgetränke, Tiefkühlpizzen und Tierfutter. Gegen Kraft, Unilever und Oetker hatte das Kartellamt bereits 2011 Bußgelder von insgesamt 38 Millionen Euro verhängt. Während Nestlé gegen den Bescheid noch Einspruch einlegen kann, sind die anderen Verfahren abgeschlossen und die Bescheide rechtskräftig.

Bei dem Informationsaustausch habe es sich nicht um klassische Kartellabsprachen gehandelt, räumte Behördenpräsident Andreas Mundt ein, dennoch werde der Wettbewerb auch durch solche Verhaltensweisen „stark beeinträchtigt“. In einem Fall stieß das Kartellamt jedoch auch auf eine explizite Preisabsprache. Nestlé und Kraft hatten Preiserhöhungen für einen Instant-Cappuccino abgesprochen. Das Verfahren war ins Rollen gekommen, weil einer der Beteiligten, die Mars GmbH, ausgepackt hatte. Mars blieb deshalb straffrei. Angesichts eines Umsatzes von über 75 Milliarden Euro im Jahr fiel jedoch auch das Bußgeld für Nestlé vergleichsweise glimpflich aus. Das Amt belohnt den Konzern damit für seine Kooperation bei der Aufklärung.

Mit dem Bußgeld gegen Nestlé ist eine ganze Serie von Verfahren gegen Konsumgüterhersteller abgeschlossen. Bereits im Januar hatte das Kartellamt das „Schoko-Kartell“ mit Bußgeldern von insgesamt 60 Millionen Euro bestraft. Vertreten waren auch hier fast alle großen Namen der Süßwarenindustrie: Kraft, Nestlé, Ritter, Haribo, Zentis, Storck und Bahlsen. Derzeit ermittelt das Kartellamt noch gegen Bierbrauer wegen illegaler Preisabsprachen.

Aber nicht nur die Lebensmittelhersteller mauscheln, auch in anderen Bereichen haben Konkurrenten gemeinsame Sache gemacht. Am Montag vergangener Woche hatte das Bundeskartellamt führende Produzenten von Drogerieartikeln – darunter Procter & Gamble (Ariel), Nivea-Hersteller Beiersdorf und die Kosmetikfirma L’Oréal – mit Bußgeldern von 39 Millionen Euro belegt. Auch sie sollen sich regelmäßig getroffen und Informationen ausgetauscht haben. Heike Jahberg

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