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Betongold. Wohnungskonzerne wie Vonovia profitieren von günstiger Finanzierung und steigenden Preisen.

© Wolfgang Rattay/rtr

Immobilienkonzerne expandieren: Vonovia kauft 5000 Wohnungen in Berlin

Deutschlands größter Wohnungskonzern wird noch größer: Vonovia will für 5,2 Milliarden Euro die österreichische Buwog kaufen, der 49.000 Wohnungen gehören - gut jede zehnte davon in Berlin.

Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia wird noch größer – und baut auch in Berlin seinen Bestand an Wohnungen deutlich aus. Der Dax-Konzern kündigte am Montag an, nach der Übernahme der österreichischen Conwert wolle man sich im Nachbarland auch den dortigen Rivalen Buwog einverleiben. Mit der Führung des Wiener Unternehmens hat sich Vonovia bereits verständigt. 5,2 Milliarden Euro ist dem deutschen Wohnungskonzern die Buwog wert. Die Aktionäre müssen dem Deal noch zustimmen.

Vonovia entstand im Jahr 2015 aus der Fusion der Deutschen Annington und der Gagfah und verwaltet rund 350000 Wohnungen, davon knapp 31000 in Berlin. Buwog kommt auf insgesamt 49000 Wohneinheiten, davon gut die Hälfte in Deutschland, mehr als 5000 davon in Berlin und Umgebung. Größter Wohnungseigentümer in Berlin ist die ebenfalls börsennotierte Deutsche Wohnen mit fast 107000 Einheiten.

Attraktiv. Die Großen der Immobilienbranche investieren in Berlin.

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Nach wie vor profitieren die Wohnungsunternehmen von der hohen Nachfrage nach Wohnraum in Deutschland und den sehr günstigen Rahmenbedingungen für Immobilieninvestments wie niedrigen Zinsen und moderaten Preisen. Von einem „ausgezeichneten Immobilienklima“ spricht auch das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in seiner aktuellen Umfrage bei rund 600 Unternehmen der Branche. Aus 100 Antworten ergab sich, dass die Branche „äußerst positiv in das nächste Jahr“ blicke – vor allem im Bereich Wohnimmobilien. 61 Prozent der Unternehmen glauben demnach, dass der Wert ihrer Immobilien in den kommenden zwölf Monaten steigen wird. 71 Prozent wollen ihre Bestände ausweiten.

Vonovia will jedes Jahr 4000 Wohnungen bauen

„Die Buwog passt hervorragend zu unserem Unternehmen: Die Wohnungsbestände ergänzen sich perfekt – in Deutschland und in Österreich“, sagte Vonovia- Chef Rolf Buch in Wien. Vonovia hatte bereits angekündigt, auch beim Wohnungsneubau aktiv werden zu wollen. Buch präzisierte am Montag, das Unternehmen wolle nach der milliardenschweren Übernahme statt wie bislang 2000 Einheiten pro Jahr 4000 Wohnungen jährlich neu errichten. 10000 Wohnungen könnten kurzfristig auf Grundstücken entstehen, die bereits der Buwog gehören – 5000 in Berlin, 1000 in Hamburg und 4000 in Wien. Zwei Drittel der neuen Wohnungen würden verkauft, ein Drittel soll den Mietwohnbestand erhöhen, sagte Buwog-Chef Daniel Riedel. Mit Blick auf Wohnungsnot und Preisexplosion in beiden Ländern will Buch weiter in den Neubau investieren: „Wir wollen da nicht halt machen.“

Attraktive Eigentumswohnungen für Kapitalanleger

Angesprochen werden mit dem Angebot aber wohl weniger private Wohnungskäufer. „Die Eigentumswohnungen zielen wohl vor allem auf Kapitalanleger“, sagte Reiner Wild, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, dem Tagesspiegel. Vonovia vermarkte sich zwar selbst als „sozialer Großkonzern“, agiere in der Praxis aber wie alle Immobilieninvestoren. „Als Modernisierer langt Vonovia bei den Mieten wie alle anderen ziemlich zu“, sagte Wild. Im Schnitt steige die Miete für Mieter von Vonovia-Wohnungen nach einer Sanierung um 2,50 Euro pro Quadratmeter, wie eine Auswertung des Mietervereins ergab. „Das ist heftig“, sagte Wild.

Buwog-Aktie springt nach oben

Wer in der Branche expandiert, hat die Gunst des Kapitalmarktes. Vonovia-Aktien drehten am Montag nach einem schwachen Start ins Plus. Seit Jahresbeginn haben sie rund ein Drittel an Wert gewonnen. Buwog-Aktien machten einen kräftigen Sprung von zeitweise mehr als 17 Prozent. Für jede Buwog-Aktie bietet Vonovia den Buwog-Eignern 29,05 Euro in bar. Dies entspricht einem Aufschlag von gut 18 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Wenn auch die Kartellbehörden zustimmen, erwarten die Beteiligten den Vollzug der Übernahme für Mitte März 2018.

Die Übernahme biete „deutliche Vorteile für Mieter und Aktionäre beider Unternehmen“, sagte Vonovia-Chef Buch. Die Bochumer erwarten von dem Zusammengehen Kostenvorteile von rund 30 Millionen Euro pro Jahr. Diese sollen sich aus der gemeinsamen Bewirtschaftung der Immobilien in Deutschland und Österreich ergeben und bis Ende 2019 erreicht werden. mit dpa, rtr

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