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Wirtschaft: Vor dem Anpfiff aus dem Tritt

Porsche-Chef Wiedeking zieht sich aus WM-Imagekampagne zurück – er ist sauer auf BDI-Vize Rogowski/Autokonzerne nicht dabei

Berlin - Die groß angelegte Werbekampagne „Deutschland – Land der Ideen“, beginnt mit einem Fehlstart. An dem 20-Millionen-Euro-Projekt zur Imagepflege des Gastgeberlandes anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2006 beteiligt sich ausgerechnet die Autoindustrie als die deutsche Vorzeigebranche voraussichtlich nicht. Bislang haben die Initiatoren der Kampagne, die Bundesregierung und der Industrieverband BDI, erst 7,5 Millionen Euro bei der Wirtschaft eingesammelt. Man sei aber „zuversichtlich, weitere Partner zu gewinnen“, sagte BDI-Vizepräsident Michael Rogowski am Dienstag in Berlin.

Mit der Kampagne soll Deutschland als innovatives Land dargestellt werden. Wichtigste Bestandteile sind ein Ideenwettbewerb, die Unterstützung von ausländischen Journalisten bei der WM sowie eine Ausstellung von Kunststoff- Skulpturen in Berlin, die deutsche Erfindungen symbolisieren sollen. Innenminister Otto Schily (SPD) und BDI-Vize Rogowski gaben am Dienstag den Startschuss. Politik und Wirtschaft finanzieren die Aktion je zur Hälfte. Als Sponsoren zugesagt haben bislang die Deutsche Bank, Telekom, Lufthansa, Eon, Voith, AWD, BASF, die Deutsche Börse, die Georgsmarienhütte sowie die Adolf- Würth GmbH.

Die Zurückhaltung von Daimler- Chrysler, VW, BMW und Porsche hat unterschiedliche Gründe und ist im Fall Porsches überaus bemerkenswert. Der Sportwagenbauer war ursprünglich fest entschlossen, sich mit einer Million Euro an der Kampagne zu beteiligen. Doch nachdem sich Porsche-Chef Wendelin Wiedeking über den Ex-Industriepräsidenten Rogowski geärgert hatte, änderten die Stuttgarter ihre Meinung. Mit einem Interview in der Publikation „Hauptstadtbrief“ hatte Rogowski den Porsche-Chef so sehr provoziert, dass dieser die Millionenzusage zurücknahm. Rogowski war von dem Interviewer darauf hingewiesen worden, dass Wiedeking Verständnis für die Kapitalismusthesen des SPD-Chefs Franz Müntefering geäußert hatte. Daraufhin sagte Rogowski: „Dass wir Unternehmer-Kollegen haben, die sich wichtig tun und sich aufspielen in einem solchen Zusammenhang – damit müssen wir leben.“ Ein Porsche-Sprecher sagte dem Tagesspiegel, nach diesen Äußerungen sei „keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Initiative mehr möglich; wir bedauern das sehr“. Die Entscheidung sei „endgültig“, hieß es.

Der VW-Konzern, immerhin der größte Autohersteller Europas, will sich aus inhaltlichen Gründen nicht beteiligen. Im Rahmen des Werbeprojekts sei „kaum eine Wiedererkennung für einzelne Firmen möglich“, sagte ein Sprecher. Bei Daimler-Chrysler hieß es, „wir befinden uns noch in Gesprächen“, in Unternehmenskreisen wird die Wahrscheinlichkeit jedoch als sehr gering eingeschätzt. BMW hatte von vornherein kein Interesse. Rogowski kommentiert die Zurückhaltung mit den Worten, „die Autohersteller nehmen gerade Geschwindigkeit auf“. Mike de Vries, Geschäftsführer der FC Deutschland GmbH, sagte auf Anfrage, er befinde sich noch mit zehn bis 15 interessierten Firmen im Gespräch, darunter seien auch Autohersteller.

Mit den jüngsten Entscheidungen ist klar, dass die deutschen Pkw-Hersteller im Rahmen der WM nicht sonderlich auffallen werden, die geplante Ausstellung von Autoskulpturen im Rahmen der Kampagne ist wieder fraglich, obgleich de Vries daran festhalten will. Exklusiver Autosponsor der WM ist im Übrigen Hyundai; in und um die Stadien dürfen nur Autos der Südkoreaner fahren.

Derweil ist umstritten, wie sehr die gesamte Wirtschaft von der WM profitieren wird. Einer Studie der Postbank zufolge werden der Zustrom von Touristen sowie die Investitionen in die Infrastruktur befristet 40000 und dauerhaft 10000 Jobs bringen. Andere Experten halten dies für zu optimistisch. Roland Döhrn, Konjunkturchef des Essener Instituts RWI, wies darauf hin, dass Bau-Investitionen längst getätigt seien. „In der Gastronomie gibt es sicherlich etwas mehr Beschäftigung – eine deutliche Wachstumsbelebung bringt das aber nicht“, sagte Döhrn.

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