zum Hauptinhalt
Gute Laune sieht anders aus. Weil die Zahlen für das vierte Quartal so schlecht sind, sahen sich die Deutsche-Bank-Chefs Jürgen Fitschen (l.) und Anshu Jain genötigt, sie vorzeitig veröffentlichen zu lassen.

© imago stock&people

Vorgezogene Bilanz: Bei der Deutschen Bank geht es noch schlimmer

Das Jahr 2013 endet für die Deutsche Bank überraschend schlecht. Und 2014 wird auch nicht besser - das liegt nicht nur an den Zahlen.

Die Aufarbeitung der Vergangenheit und die Neuaufstellung des Instituts hat die Deutsche Bank auch 2013 belastet. Und dies erheblich stärker als befürchtet. Angesichts aufflammender Gerüchte sah sich die Bank zum ersten Mal in ihrer jüngeren Geschichte gezwungen, die vorläufigen Ergebnisse vor dem offiziell geplanten Termin Ende Januar am späten Sonntagabend zu veröffentlichen. Die Zahlen sehen verheerend aus. Im vierten Quartal sorgten die Kosten für Rechtsstreitigkeiten und das schwache Geschäft im Investmentbanking für einen Nettoverlust von 965 Millionen Euro, vor Steuern waren es 1,15 Milliarden Euro. Im gesamten Jahr 2013 kam die Bank auf einen für sie mageren Nettogewinn von 1,08 Milliarden. Auch 2014 werde ein schwieriges Jahr, ließen die beiden Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen am Montag durchblicken. Es werde den Höhepunkt der Belastungen bringen.

Analysten hatten für 2013 im Schnitt mit rund doppelt so hohen Ergebnissen gerechnet. Gleichwohl konnte die Deutsche Bank den Jahresüberschuss gegenüber 2012 von noch schwächeren 315 Millionen Euro um zwei Drittel steigen. Doch wie sehr die Bank weiter mit Fehlern, Verfehlungen und Manipulationen ringt, zeigt die Summe, die 2013 für Rechtsstreitigkeiten aufgewendet werden mussten. 2,5 Milliarden Euro waren dafür fällig, davon 725 Millionen Euro für die EU wegen der Zinsmanipulationen und 1,4 Milliarden Euro für einen Vergleich wegen fragwürdiger Hypothekengeschäfte in den USA allein im Dezember. Im vierten Quartal legte die Bank eine weitere halbe Milliarde für ausstehende Streitigkeiten zurück. Insgesamt sind es jetzt 2,3 Milliarden Euro. 2012 und 2013 zusammengerechnet hat das Institut mehr als fünf Milliarden Euro zur Beilegung von Konflikten und an Strafen für Manipulationen gezahlt. An der Börse kamen die neuen Zahlen schlecht an: Die Aktie verlor bis zum späten Nachmittag mehr als fünf Prozent.

Fehler beseitigen für den Kulturwandel

Co-Chef Jain gestand am Montag ein, dass die Bank für Fehler in der Vergangenheit zahlen müsse. Das sei aber auch Teil des angestrebten Kulturwandels. Und der komme nicht über Nacht. „Bezweifeln sie aber nicht unseren Willen, diesen Weg zu gehen“, sagte er. Er verwies auch darauf, dass das bis 2015 laufende Sparprogramm bereits Einsparungen von 2,1 Milliarden Euro gebracht und die Bank zugleich 1,4 Milliarden Euro investiert habe. Zwei der größten Streitfälle habe man jetzt beigelegt, sagte Finanzchef Stefan Krause in einer Telefonkonferenz. Offen sind noch mögliche Bußen wegen Zinsmanipulationen in den USA und in Großbritannien ebenso wie möglicher Schadensersatz für die Erben des Medienunternehmens Kirch. Krause räumte ein, dass es Ermittlungen verschiedener Aufsichtsbehörden wegen möglicher Manipulationen bei Devisengeschäften gebe. Die Bank kooperiere mit den Behörden, prüfe aber auch intern sehr genau. Krause schloss Maßnahmen gegen Mitarbeiter nicht aus, sollten Verstöße aufgedeckt werden.

Neben den Kosten für die Bewältigung der Vergangenheit, hakte es im vergangenen Jahr vor allem im wichtigen Anleihe- und Währungsgeschäft. Allein im vierten Quartal schrumpften die Erträge um fast ein Drittel. Auch im Geschäft mit Privatkunden ging der Gewinn im letzten Vierteljahr um ein Viertel zurück, vor allem wegen der Zurückhaltung der Kunden und der Integration der Postbank. Auf Jahressicht blieb der Vorsteuergewinn mit 1,5 Milliarden Euro stabil. Dagegen zahlt sich der Umbau der Vermögensverwaltung aus: Der Vorsteuergewinn verfünffachte sich im vergangenen Jahr auf 780 Millionen Euro.

Unabhängig von noch zu klärenden Rechtsstreitigkeiten sehen Jain und Fitschen die Bank auf einem guten Weg. Alle vor 18 Monaten bei ihrem Amtsantritt formulierten Ziele, die man selbst bestimmen könne, habe man erreicht. Mit 8,4 Milliarden Euro im eigentlichen Bankgeschäft sei 2013 eines des besten Ergebnisse der vergangenen zehn Jahre erreicht worden. Zudem seien Risiken abgebaut, die Abhängigkeit vom Investmentbanking weiter reduziert und die Kosten deutlich gedrückt worden. „Wir haben die Deutsche Bank fitter, sicherer und ausgewogener gemacht“, sind Fitschen und Jain überzeugt. Weltweit arbeiten knapp 98 300 Personen für das Institut – fast genauso viele Mitarbeiter wie ein Jahr zuvor.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false