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Bernd Osterloh, VW-Betriebsratschef, lobt den Stellenaufbau beim europäischen Marktführer.

© Mike Wolff

VW-Betriebsrat zu Millionengehältern: „Martin Winterkorn ist sein Geld wert“

VW-Chef Winterkorn hat 2012 gut 17 Millionen Euro verdient. An diesem Freitag entscheidet der Aufsichtsrat über eine Deckelung der Bezüge. Der Tagesspiegel sprach mit VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh über Boni, Privilegien und Tarifverträge.

Herr Osterloh, wie fliegen Sie zu Aufsichtsratssitzungen?

Unsere Aufsichtsratssitzungen finden immer in Wolfsburg statt.

Und wenn Sie ein Werk in Mexiko oder China besuchen, fahren Sie mit dem Schiff?

Nein, obwohl das erholsamer wäre als jeder Flug. Nach der konzernweiten Richtlinie, die für alle Beschäftigten gilt, fliegen wir in Europa Holzklasse und interkontinental Business.

Hat es dem Image der Arbeitnehmervertreter geschadet, dass IG-Metall-Mann Bertin Eichler als Thyssen-Krupp-Aufsichtsrat auf Konzernkosten erste Klasse flog?

Da Sie die Frage stellen, scheint es ein Thema zu sein. Ich glaube, dass damit auch Stimmung gegen die Mitbestimmung gemacht wird. Offenbar hat doch jemand Protokolle von Aufsichtsratssitzungen öffentlich gemacht. Und damit soll der Eindruck erweckt werden, die Arbeitnehmervertreter würden im Luxus schwelgen und ansonsten selig schlafen.

Selbst IG-Metall-Chef Huber spricht von einem Fehler und meint, die Arbeitnehmervertreter müssten „mehr Mut haben, etwas nicht mitzutragen“.

Gehen Sie mal davon aus, dass Arbeitnehmervertreter oft deutlich widersprechen. Für VW kann ich das jedenfalls sagen. Viele unserer Aufsichtsräte fragen sehr kritisch nach und bringen eigene Positionen ein. Beispielsweise bei Investitionen für unsere Werke, der Verteilung der Modelle im Konzern oder dem Bau neuer Werke. Bevor nicht die Beschäftigung an allen Standorten vernünftig abgesichert ist, braucht der Vorstand damit nicht in den Aufsichtsrat zu gehen. Da würden zehn Arbeitnehmervertreter geschlossen dagegen stimmen. Im Übrigen auch dann, wenn die Rendite des Projektes nicht überzeugt und damit Risiken entstehen. Wir befassen uns jeden Tag mit unserem Unternehmen und wissen in der Regel besser als die Vertreter der Kapitalseite, was gut oder schlecht läuft.

Haben Sie keine Probleme in der VW-Belegschaft, wenn Sie das Jahresgehalt von 17 Millionen Euro für den Vorstandschef Martin Winterkorn erklären müssen?

Überhaupt nicht. Die Beschäftigten erleben seit 2007 den Aufstieg des Unternehmens mit Dr. Winterkorn. Als der Aufsichtsrat mit dem Vorstand vor einigen Jahren den Vergütungsvertrag geschlossen hat, war nicht absehbar, welche enormen Zuwächse wir bei Absatz, Umsatz und Ergebnis haben würden. Die notwendige Begrenzung der Bezüge erreichen wir durch ehrgeizigere Kriterien, nach denen sich die Höhe richtet. Dr. Winterkorn hat 2012 von dem außergewöhnlichen Erfolg profitiert und die Belegschaft auch: Wir haben eine Vereinbarung, wonach zehn Prozent des Ergebnisses der Marke VW an die Beschäftigten ausgeschüttet werden, im vergangenen Jahr waren das 7500 Euro.

Da liegt Winterkorn doch etwas drüber.

Ich bin stolz darauf, dass es uns bei VW gelungen ist, dass sich das Gehalt des Vorstands auch daran bemisst, dass er für Arbeitsplätze und Beschäftigung sorgt. Seitdem Winterkorn an der Spitze von VW steht, haben wir allein in Deutschland 30 000 neue Arbeitsplätze geschaffen, weltweit sogar 100 000. Kurzum: Ja, Martin Winterkorn ist sein Geld wert. Und obwohl er darauf pochen könnte, trägt er die Veränderungen bei seinem Gehalt mit.

Tarifrunden stehen an. Mit wie viel können die Metaller in diesem Jahr rechnen?

Die Forderung wird wohl zwischen fünf und 6,5 Prozent liegen. Aber die Situation ist nicht einheitlich, wir müssen in der Metallindustrie die unterschiedliche Lage der Unternehmen im Fokus haben.

Und bei VW?

Natürlich stört uns der schwache Absatz in Europa, aber andere Regionen kompensieren das: USA, China und Südamerika laufen gut. Und technisch liegen wir vorn, wie inzwischen selbst Toyota einräumt. Das liegt auch an unserem modularen Querbaukasten, um den uns viele beneiden, weil er erhebliche Effizienzgewinne und Qualitätsvorteile bringt.

Das Gespräch führte Alfons Frese

Bernd Osterloh (56) ist Vorsitzender des Gesamt- und Konzernbetriebsrats sowie Mitglied des Präsidiums des Aufsichtsrates der Volkswagen AG. Er ist seit 1977 bei dem Autokonzern tätig.

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