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Wirtschaft: VW profitiert erst 2004 vom Golf-Effekt

Trotz schlechter Nachrichten – die Branche glaubt an die Wende

Berlin (fo). Die Börse hat am Mittwoch mit einem Kurseinbruch auf das Zwischenergebnis des Volkswagen-Konzerns reagiert. Bis zum Handelsschluss verlor die VW-Aktie um 2,45 Prozent auf 43,02 Euro. Zuvor gaben die Wolfsburger bekannt, dass der Gewinn in den ersten neun Monaten um 53 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro gefallen ist. In Nordamerika hat VW praktisch nichts mehr verdient, im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum noch 1,2 Milliarden Euro.

Das schlechte Ergebnis von VW signalisiert nach Einschätzung von Fachleuten aber keine Branchenkrise. Die Autobauer erwarten in Europa nach mehreren Jahren rückläufiger Märkte jetzt wieder bessere Verkaufszahlen. VW litt nach eigenen Angaben im dritten Geschäftsquartal unter dem starken Euro, hohen Anlaufkosten für den neuen Golf und Sanierungskosten in Brasilien. Allein der negative Währungseffekt wird mit 1,2 Milliarden Euro beziffert. Tags zuvor war auch bekannt geworden, dass Konkurrent Opel seinen Sparkurs verschärfen und in diesem Zusammenhang die Wochenarbeitszeit auf 30 Stunden kürzen will. Der zweite Mann an der Spitze des Ford-Konzerns, Nick Scheele, deutete unterdessen in einem Interview der Wirtschaftswoche weitere Maßnahmen zur Kostensenkung an. Erst vor wenigen Tagen hatte Ford in Deutschland den Abbau von 1700 der 28 000 Stellen angekündigt. Weltweit streicht Ford 12 000 Jobs.

Für Nikolaus Schmidt, Referatsleiter Industriepolitik bei der IG Metall, kommen diese Maßnahmen nicht überraschend. Bei Ford und Opel mache sich die Modellpolitik bemerkbar. Vor allem die Rüsselsheimer hätten das Sonderproblem, die jahrelangen Verluste abzuschütteln. Schmidt sieht aber nicht nur die so genannten Massenhersteller wie VW, Opel oder Ford von der lang anhaltenden Marktschwäche betroffen. Auch Premiumanbieter wie Mercedes spürten die Absatzflaute. Dass Volkswagen bei den Verkaufspreisen Abstriche machen musste, zeigen die am Mittwoch präsentierten Zahlen. Der Fahrzeugabsatz blieb weltweit zwar unverändert, der Umsatz ging aber um 1,8 Prozent zurück. Das Geschäft lief auf den einzelnen Märkten sehr unterschiedlich. In Deutschland wurden sogar mehr Fahrzeuge ausgeliefert. In ganz Europa sank der Absatz aber um 3,5 Prozent. An den Finanzmärkten war das schlechte Abschneiden des Konzerns im dritten Quartal erwartet worden, nicht jedoch der negative Gesamtausblick auf das Geschäftsjahr. Laut VW wird „das operative Ergebnis des Jahres 2003 die Hälfte des Vorjahreswertes voraussichtlich nicht ganz erreichen“. Das bedeutet weniger als 2,4 Milliarden Euro operativer Gewinn.

Trotzdem ist VW-Chef Bernd Pischetsrieder zuversichtlich. Grund ist vor allem der neue Golf. Das Modell macht immerhin rund 15 Prozent des VW-Umsatzes aus und kommt gut im Markt an. In diesem Jahr will VW noch 135 000 Fahrzeuge verkaufen, im nächsten Jahr sollen es 600 000 sein.

Nicht nur VW, auch die anderen Hersteller setzen daher auf neue Modelle. Die ersten positiven Effekte nach der Frankfurter Automobilmesse spürte die Branche im September. Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen in Deutschland stieg im Vergleich zum Vorjahresmonat um vier Prozent auf 277 000 Autos. Seit Jahresbeginn blieben die Neuanmeldungen mit knapp 2,5 Millionen damit nur noch ein Prozent unter dem Vorjahresvolumen. Der Verband der Automobilindustrie ist deshalb zuversichtlich, dass 2003 insgesamt 3,25 Millionen Pkw neu zugelassen werden. Und für 2004 wird wieder Wachstum prognostiziert.

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