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Wirtschaft: VW weckt große Erwartungen

Die Geschäftszahlen sind schon überraschend gut. Jetzt kommt eine „Vielzahl neuer Fahrzeuge“

Berlin - Das unerwartet gute Abschneiden im vergangenen Jahr sowie eine optimistische Einschätzung für 2007 hat die Anleger am Dienstag VW-Aktien kaufen lassen. Der Kurs stieg um knapp acht Prozent auf 94,94 Euro. In der Folge legten auch die Anteilsscheine von VW-Großaktionär Porsche um 2,66 Prozent zu. VW hatte zuvor einen deutlich gestiegenen Gewinn für 2006 bekanntgegeben und weitere Verbesserungen für 2007 in Aussicht gestellt. In einer Mitteilung sprach der Konzern von einer „Vielzahl neuer Fahrzeuge“, die in diesem Jahr auf den Markt kommen, sowie von einer „nochmals verbesserten Wettbewerbsfähigkeit“. In der Folge würden beim Absatz, Umsatz und Ergebnis bessere Werte erwartet als 2006.

Vor Sondereinflüssen stieg das operative Ergebnis im vergangenen Jahr um gut 50 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Davon mussten allerdings knapp 2,4 Milliarden für so genannte Restrukturierungsmaßnahmen abgezogen werden. Im wesentlichen betrifft das den Abbau von rund 20 000 Arbeitsplätzen in den westdeutschen Werken sowie weitere Stellenstreichungen in Brüssel. Die Golfproduktion wird aus dem belgischen Werk ins Stammwerk nach Wolfsburg verlagert, wo künftig die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich erhöht werden kann. Auf diesen Schritt zur Reduzierung der Kosten hatte sich VW mit der IG Metall im vergangenen Herbst geeinigt.

Der Konzern mit den Marken VW, Audi, Skoda, Seat, Bentley und Lamborghini verkaufte im vergangenen Jahr 5,7 Millionen Fahrzeuge, das waren fast zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Der Marktanteil in Westeuropa stieg um einen Prozentpunkt auf 19,9 Prozent. Für dieses Jahr kündigte VW einen weiteren „Anstieg der Auslieferungen an“. Damit war kaum gerechnet worden, weil der Konzern nur wenig neue Modelle auf den Markt bringt. Bei VW gibt es einige Facelifts, unter anderem beim Phaeton und Touareg. Neu kommt der Golf-Kombi und im Herbst mit dem Tiguan ein kleiner Geländewagen. Bei Audi ist der neue A 4 das wichtigste Modell in diesem Jahr, ferner gibt es den TT als Roadster und die Premiere des A 5, ein Coupé auf Basis des A 4. Von Skoda wird das Nachfolgemodell des Fabia erwartet. Sehr wichtige Autos wie Golf und Polo werden erst 2008 erneuert. Umso überraschter reagierten Analysten auf die VW-Prognose. Das ist „sehr erfreulich“, sagte Frank Schwope von der Nord LB auf Anfrage.

Auch die Erwartungen von Albrecht Denninghoff von der Commerzbank wurden übertroffen. Das Ergebnis für 2006 sei 400 Millionen Euro besser als erwartet. Auch die Umsatzsteigerung um fast zwölf Prozent auf 105 Milliarden Euro sei erstaunlich und ein Beleg dafür, dass der höhere Absatz nicht mit Rabatten erkauft worden sei, sagte Denninghoff. Nunmehr sei wahrscheinlich, dass VW das Ziel eines operativen Ergebnisses von 5,1 Milliarden Euro vor Steuern im Jahr 2008 erreichen könne. Enttäuscht zeigte sich der Analyst über die Erhöhung der Dividende um zehn Cent. „Das hätte mehr sein können.“ Das Ergebnis je Stammaktie stieg von 2,71 auf 5,03 Euro, die Dividende aber nur von 1,15 auf 1,25 Euro. Für die Vorzugsaktie soll es 1,31 Euro geben, nach zuletzt 1,21 Euro.

Weltweit beschäftigte Europas größter Autohersteller Ende 2006 knapp 325 000 Mitarbeiter, etwa 20 000 weniger als ein Jahr zuvor. Das hängt vor allem zusammen mit dem Stellenabbau in den sechs westdeutschen Werken von 100 000 auf jetzt noch 80 000.

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