zum Hauptinhalt
Auch 2013 dürfte die Wirtschaft Berlins zulegen. Das wäre dann das vierte Jahr mit positiven Raten in Folge.

© Kai-Uwe Heinrich

Wachstum um 1,2 Prozent: Wirtschaft 2012: Berlin schlägt Schwaben

In Berlin ist die Wirtschaft 2012 um 1,2 Prozent gewachsen und liegt damit im deutschlandweiten Vergleich ganz weit vorn. Nur in Mecklenburg-Vorpommern wuchs die Wirtschaft stärker als in der Hauptstadt. Auch in diesem Jahr dürfte die Wirtschaft Berlins zulegen – trotz der Krise.

Schon wieder Mecklenburg-Vorpommern. Die beschauliche Gegend an der Ostsee war 2012 das wachstumsstärkste Bundesland der Republik und schaffte eine Rate von 1,9 Prozent. Berlin kam mit 1,2 Prozent auf den zweiten Rang – und hatte damit erneut das Nachsehen: Bereits 2009 hatte es in Mecklenburg-Vorpommern ein wenig mehr Dynamik gegeben, schon damals war die Hauptstadt nur zweiter Sieger. Kleine Genugtuung für die Stadt: In absoluten Zahlen schaffte Berlin fast dreimal so viel Wohlstand wie die Nordlichter.

Gleichauf mit Berlin liegen nach Angaben der Statistikämter von Bund und Ländern die anderen Stadtstaaten Hamburg und Bremen. Im Bundesschnitt wuchs das Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr um 0,7 Prozent. Eine „gute Nachricht“ sei das Abschneiden Berlins, urteilte Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU). Brandenburg lag mit 0,5 Prozent dagegen leicht unter dem Mittel.

Dass Berlin in dieser Statistik ausnahmsweise nicht im unteren Bereich zu finden ist, hat einen einfachen Grund: Die Bevölkerung wächst unablässig, mehr als 3000 Menschen ziehen jeden Monat in die Hauptstadt. Sie arbeiten, wohnen, kaufen ein. Eine Gesellschaft, die wächst, verbraucht auch mehr und gibt mehr Geld aus“, sagt Karl Brenke, Berlin-Experte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). „Über die Multiplikatoren steigt dann das Wachstum.“ Auch die USA sind aus diesem Grund jahrelang stärker als die meisten Staaten Europas gewachsen – ihre Bevölkerung nimmt viel deutlicher zu. Beim Wachstum je Einwohner liegt Berlin denn auch nicht mehr an der Spitze – sondern nur noch auf Rang 13.

Die stärkste Säule des Wachstums war erneut der Dienstleistungssektor mit den Branchen Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation. Er ist für 83 Prozent der Wertschöpfung verantwortlich. Hier spielt etwa der anhaltende Ansturm von Touristen eine Rolle. Auch die Immobilienwirtschaft konnte punkten – hier zeigen sich neben dem Bevölkerungswachstum die Folgen der Schuldenkrise: Viele Anleger wollen ihr Geld in Sachwerte investieren. Die Industrie, um die sich der Senat seit einiger Zeit besonders bemüht, schrumpfte dagegen leicht.

Allerdings sind in der Hauptstadt trotz aller Prosperität noch immer keine Reichtümer zu verdienen. Auf einen Brutto-Durchschnittsverdienst von 30 201 Euro kam im vergangenen Jahr jeder Berliner Arbeitnehmer. Das sind zwar 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr und so viel wie in keinem anderen ostdeutschen Bundesland. Doch hinter dem Jahresverdienst eines Arbeitnehmers von 35 920 Euro in Hamburgs bleibt die Hauptstadt deutlich zurück. Auch in Hessen, Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Bremen bringen die Beschäftigten mehr Geld nach Hause.

Auch in diesem Jahr dürfte die Wirtschaft Berlins zulegen – trotz der Krise. Der Grund: Angesichts der überschaubaren Rolle der Industrie schlägt die Euro-Krise und die weltweit schlappe Konjunktur in der Stadt kaum durch. „2013 wird das Wachstum  auf jeden Fall wieder über dem Bundesdurchschnitt liegen“, prognostiziert DIW-Fachmann Brenke. Das wäre dann das vierte Jahr mit positiven Raten in Folge.

„Dafür spricht nicht zuletzt das insgesamt gute Geschäftsklima am Standort Berlin“, befand Senatorin Yzer. Nachdem die Zahl der Erwerbstätigen 2012 so stark zugenommen hat wie in keinem anderen Bundesland, seien auch die Beschäftigungsaussichten für dieses Jahr günstig, erklärte sie. Die landeseigene Investitionsbank Berlin rechnet sogar unter dem Strich mit einem um 1,8 Prozent höheren BIP. Voraussetzung ist, dass der Tourismus, die Baubranche und die unternehmensnahen Dienstleistungen weiter boomen – und dass die Schuldenkrise in Europa nicht weiter eskaliert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false