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Wirtschaft: Wall Street: Ein Dämpfer für die Blue Chips

Die jüngsten Konjunkturzahlen wecken an der Wall Street Zweifel an einer baldigen Erholung. Plötzlich stehen die "Blue Chips" unter Druck.

Die jüngsten Konjunkturzahlen wecken an der Wall Street Zweifel an einer baldigen Erholung. Plötzlich stehen die "Blue Chips" unter Druck. Titel wie Boeing, DuPont, General Electric und International Paper haben vergangene Woche die Aura des sicheren Horts verloren. Bis Freitag sah es noch so aus, als seien Technologiewerte wieder im Kommen. Der Einbruch des Nasdaq-Index um 31 Zähler auf 2251 Punkte hat jedoch die Bären aus dem Versteck geholt. In der Wochenbilanz legte die Nasdaq aber 52 Stellen oder 2,37 Prozent zu. Der 30 Standardwerte umfassende Dow-Jones-Index rutschte 117 Punkte ins Minus und musste vor dem verlängerten Wochenende ein Wochenminus von fast 300 Punkten oder 2,62 Prozent hinnehmen. Der Dow startet Dienstag nach dem Memorial-Day mit 11005,37 Punkten in die neue Woche.

Gemischt ist der Ausblick in der Technologiebranche für die bisherigen Vorreiter Cisco Systems und Oracle. Cisco, der führende Netzwerkausrüster, startet am Dienstag bei 22,05 (plus 1,85) Dollar. Die Investoren setzen offenbar darauf, dass die Aufträge nach den Rückschlägen Anfang des Jahres im kommenden Quartal kräftig zulegen. Zwar leidet Cisco unter dem schwachen Telekomsektor, doch Ciscos stärkstes Marktsegment sind Netzwerkausrüstungen für Unternehmen. Spekulationen zufolge planen die Konzerne höhere Investitionen. Seit ihrem April-Tief von 13,19 Dollar hat Cisco 67 Prozent gewonnen; die Titel sind aber noch weit vom dem im März 2000 erreichten Allzeithoch von 80 entfernt. Weniger optimistisch wird Oracle beurteilt. Der Markt mache sich Sorgen um das am 31. Mai zu Ende gehende Schlussquartal des Geschäftsjahres, das dem Unternehmen größere Probleme bringen könnte als noch vor wenigen Wochen angenommen, hieß es. Negative Kommentare über den Softwarehersteller kamen am Freitag aus den Investmenthäusern Merrill Lynch und J. P. Morgan. Preiskriege im Softwarebereich insgesamt werden nach Erwartung von Merrill-Lynch-Analysten auch IBM und Microsoft nicht ungeschoren lassen. In der Telekom-Branche halten sich Gerüchte über eine bevorstehende Übernahme von Lucent Technologies durch die französische Alcatel. Lucent-Papiere verloren 0,55 auf 9,40 Dollar. Grund: Institutionelle Anleger trennen sich von dem Titel, um nicht auf ausländischen Aktien sitzen zu bleiben.

Selbst über den in der Regel zum Schutz gegen Marktschwächen gekauften Pharmatiteln schwebt ein dickes Fragezeichen. Merck, Bristol-Myers, Squibb und Eli Lilly befinden sich auf dem Rückzug. Man spekuliert, dass nach dem Parteiaustritt des bisherigen Republikaners Jim Jeffords die nun mehrheitlich im Senat vertretenen Demokraten Preiskontrollen für rezeptpflichtige Medikamente verlangen werden. Merck war mit einem Minus von 4,80 auf 72,60 Dollar der größte Wochenverlierer im Dow.

In der Unterhaltungsbranche fielen Walt-Disney-Papiere am Freitag. Am Memorial-Day startet der Film "Pearl Harbor" in über 3200 Kinos in den Vereinigten Staaten und Kanada. Kritiker verrissen den Streifen als albern. Das "Wall Street Journal" schreibt, die Liebesszene des Kriegsdramas sei so unbeholfen, dass sich "selbst Pazifisten nach einem Krieg sehnen".

pf

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