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Wirtschaft: Warnung vor den Aktien von X-Fab

Heftige Kritik vor dem Börsengang/Erfurter Unternehmen verschiebt die Zeichnungsfrist

Berlin (dr). Die erste Notierung der Aktie des Erfurter Halbleiterhersteller XFab Semiconductor Foundries AG an der Frankfurter Börse soll erst in etwa zwei Wochen erfolgen, aber schon heute wird der beabsichtigte Börsengang des Unternehmens mit Kopfschütteln und Warnungen begleitet.

Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) spricht von einem Unglück, „dass ausgerechnet dies der erste Börsengang nach einer so langen Pause sein soll“. X-FAB rufe Erinnerungen an die schlechtesten Zeiten des neuen Marktes wach, sagt die Aktionärsschützerin dem Tagesspiegel. Die SdK rät ab, die Aktie zu kaufen. Dass das Unternehmen und die Emissionsbanken bei der Präsentation am Mittwoch nicht einmal einen Börsenprospekt (siehe Lexikon Seite 18) vorlegen konnten, sei eine „Disqualifizierung, die nicht mehr zu unterbieten ist“.

Ähnlich äußerte sich auch Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) „Die Rahmendaten erinnern mich an den Neuen Markt“, sagt Kurz. Doch Kurz sieht auch etwas Positives. „Im Mai/Juni 2000 wäre das Unternehmen doch noch locker für eine halbe Milliarde Euro an den Markt gebracht worden. Das nun so genau hingeschaut wird, zeigt auch, dass die Anleger erwachsener geworden sind.“

Die Deutsche Börse in Frankfurt (Main) bestätigte dem Tagesspiegel, dass sie den geplanten Börsengang von X-Fab erst am Donnerstag gebilligt habe. Am Mittwoch sei dies noch nicht möglich gewesen, sagte ein Sprecher. Ein Prospekt habe dem Zulassungsgremium zwar vorgelegen, doch musste dieser offenbar nachgebessert werden. Zum Unternehmen selbst wollte sich ein Sprecher der Börse nicht äußern.

X-Fab hat reagiert. Das Erfurter Unternehmen hat den Beginn der Zeichnungsfrist für seine Aktien um einen Tag auf den heutigen Freitag verschoben. Grund sei Abstimmungsbedarf beim Verkaufsprospekt gewesen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Am 19. März als Termin für den Börsengang werde aber festgehalten. Für diesen Tag sei die Erstnotiz im Amtlichen Handel (Prime Standard) der Frankfurter Wertpapierbörse vorgesehen. Der Börsenprospekt ist im Internet unter www.xfab.com zu finden.

Unveränderte Preisspanne

X-Fab will 11,5 Millionen Aktien verkaufen. Etwa sieben Millionen stammen vom Großaktionär der belgischen Elex NV, die ihren Anteil von 90 auf rund 50 Prozent reduziert. Der Rest der Aktien kommt aus einer Kapitalerhöhung. Die Preisspanne soll unverändert bleiben, und beträgt 10 bis 14 Euro.

Doch neben der Kritik an der niederländischen Emissionsbank ING und die nicht pünktliche Vorlage des gesetzlich vorgeschriebenen Börsenprospektes äußern Beobachter inzwischen auch wirtschaftliche Zweifel an dem Unternehmen. „Börse-online“ berichtete die ING habe im Vorfeld des Börsengangs verhindert, dass Privatanlegern Studien zu X-Fab vorgelegt worden seien, institutionellen Investoren seien hingegen Materialien zur Verfügung gestellt worden.

Verwiesen wird auch auf den Rückzug der Commerzbank aus dem Emissionskonsortium. Die Bank soll dies mit der in ihren Augen zu hohen Unternehmensbewertung und der zu hohen Bookbuildingspanne begründet haben. Auch das Geschäftskonzept finden nicht alle Beobachter überzeugend. Da ist die Abhängigkeit des Unternehmens von einem Auftraggeber. Der Großaktionär ist gleichzeitig der größte Kunde. Rund 40 Prozent des Umsatzes werden mit einem Unternehmen namens Melexis gemacht. Melexis aber ist eine Tochter von Elex.

Die könnte an dem Börsengang auf jeden Fall verdienen. Vom erwarteten Erlös in Höhe von 160 Millionen Euro sollen rund 100 Millionen Euro in die Kassen der Elex fließen. Nur rund 60 Millionen Euro fließen X-Fab zu und können investiert werden. Zudem hat sich Elex nur verpflichtet, seine restlichen Aktien für sechs Monate zu halten. Mit Zustimmung der konsortialführenden Bank könnten sie sogar noch früher verkauft werden.

X-Fab wurde 1992 in Erfurt gegründet und produziert im Kundenauftrag in Deutschland, Großbritannien und den USA Halbleitertechnologie in erster Linie für den Automobil-, Kommunikations - und Industriebereich. X-Fab beschäftigt weltweit 1000 Mitarbeiter und schreibt bei einem Jahresumsatz von etwa 112 Millionen Euro derzeit noch rote Zahlen.

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