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Wirtschaft: Warten auf das Testergebnis

Am Freitag teilt die europäische Bankenaufsicht mit, wie Banken in einer neuen Krise reagieren würden

Berlin - Nach Ansicht von Experten sieht die Hypo Real Estate (HRE) den Ergebnissen des europäischen Bankenstresstests gelassen entgegen. Der verstaatlichte Immobilienfinanzierer dürfte als einziges der 14 getesteten deutschen Institute durchgefallen sein. Da die HRE in ihrer jetzigen Form ohnehin nicht mehr lange bestehen wird, läuft sie bei der Prüfung aber außer Konkurrenz. „Da hat eine Art Leiche den Test mitgemacht“, sagte Konrad Becker, Finanzexperte bei Merck Finck, dem „Handelsblatt“. Dass die Hypo Real Estate durchfalle, sei nicht verwunderlich. „Die Bank hat ja auch schon vorgesorgt: Die nächste Kapitalerhöhung und die Bad Bank sind längst geplant.“

An diesem Freitag sollen die Ergebnisse von den Instituten und der europäischen Bankenaufsicht CEBS veröffentlicht werden. In Deutschland planen die Aufsichtsbehörden Bafin und Bundesbank eine gemeinsame Pressekonferenz. Der Test sollte prüfen, wie belastbar die Kapitalausstattung der europäischen Banken ist, wenn die Wirtschaft einbricht und sich die Situation am Markt für Staatsanleihen wieder so zuspitzt wie im vergangenen Mai. Etliche deutsche Banken sind stark in Griechenland, Spanien, und Portugal engagiert, die mit gigantischen Staatsschulden zu kämpfen haben. Europaweit nahmen die Aufseher 91 Institute unter die Lupe, davon 14 in Deutschland. Neben den Großbanken Deutsche Bank, Commerzbank, Postbank und der HRE waren der Sparkassenfondsdienstleister Dekabank, die genossenschaftlichen Spitzeninstitute DZ Bank und WGZ Bank sowie sieben Landesbanken, darunter auch die Landesbank Berlin, dem Stresstest ausgesetzt.

Frankreichs Regierung machte am Mittwoch Druck und drängte auf ein Vorziehen des bislang für 18 Uhr angepeilten Veröffentlichungstermins, hieß es im Umfeld der Regulierungsbehörden. Bei einer früheren Bekanntgabe könnten die europäischen Börsen noch auf die Ergebnisse reagieren. „In Frankreich fürchtet man, dass sonst die US-Märkte die Deutungshoheit über die Zahlen haben“, sagte ein Insider.

Die Bekanntgabe der Testdetails war am Mittwoch auch Thema eines Treffens von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet mit Europas führenden Bankern in Frankfurt. Dabei schwor der Notenbanker die rund 20 Top-Manager auf eine einheitliche Kommunikationslinie ein. Teilnehmerangaben zufolge will Trichet verhindern, dass sich einzelne Institute in einem zu positiven Licht präsentieren und damit für zusätzliche Verwirrung sorgen. Einen zweiten Stresstest könnten die Banken in nächster Zeit nicht nachschieben, habe Trichet erklärt. Es sei jetzt die einmalige Chance, wieder Vertrauen an den Märkten zu gewinnen. Der EZB-Präsident hatte wiederholt für die Veröffentlichung geworben: „Diese Tests werden die Transparenz erhöhen und das Vertrauen von Investoren in den europäischen Bankensektor steigern.“ Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bekräftigte am Mittwoch, er sei überzeugt, dass der Stresstest das Vertrauen in den Euro wiederherstellen werde.

Bei den Börsianern sind die Zweifel indes noch nicht ausgeräumt: „Wir haben Sorge, dass die Annahmen zu schwach ausfallen, um wirklich Klarheit zu schaffen“, schrieben die Analysten von Macquarie. „Vor allem, wenn eine Handvoll Banken, denen auf dem Heimatmarkt der Wind ordentlich ins Gesicht bläst und die kaum Zugang zu Refinanzierungsmitteln haben, grünes Licht bekommen sollte.“ Vor allem die deutschen Landesbanken gelten als Wackelkandidaten. Mit HB, dpa, rtr

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