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Wirtschaft: „Warum kostet nicht jede normale CD 9,99 Euro?“

Herr Gorny, die Plattenkonzerne klagen über Umsatzeinbrüche, zugleich legen sie gute Bilanzen vor. Wie geht das zusammen?

Herr Gorny, die Plattenkonzerne klagen über Umsatzeinbrüche, zugleich legen sie gute Bilanzen vor. Wie geht das zusammen?

An den Zahlen sieht man, dass die Konzerne die Ausgaben den sinkenden Einnahmen angepasst haben. Man arbeitet profitabel auf niedrigerem Umsatzniveau. Klar ist, dass die Branche weniger Waren, also etwa CDs, bewegt als in früheren Zeiten.

Sind diese Zeiten für immer vorbei?

Auf das alte Niveau kann man meines Erachtens nur wieder kommen, wenn man attraktive Produkte zu attraktiven Preisen anbietet. Die differenzierten CD-Preise von BMG sind ein Anfang. Auch müsste in Musik, also Künstler, investiert werden – zumal in deutsche. Was nutzt eine Quote für deutsche Musik im Radio, wenn die Labels nicht genug davon anbieten?

Ist die CD nicht veraltet?

Nein. Der Drang nach Musik auch auf haptischen Tonträgern ist ungebrochen. Wir haben nur ein Problem mit der Distribution. Das Internet wird nicht automatisch zum Umsatzträger der Zukunft, nur weil technologisch mehr möglich ist. Kundenwünsche lassen sich nicht in Datenströme konfigurieren.

Wie hoch ist der Umsatzanteil von CDs in zehn Jahren?

Hoch. Wenn die Industrie jetzt reagiert und sich zum Beispiel neue Preismodelle durchsetzen, können die Umsätze in ein bis zwei Jahren wieder steigen. Ich glaube, dass BMG den richtigen Schritt getan hat. Das Ganze muss aber noch weiter gehen. Warum denn nicht die normale CD für 9,99 Euro?

Mit alten Renditen von 20 Prozent?

Warum nicht. Aber das weiß die Industrie besser.

Sie sind sehr optimistisch…

Ja. Als sich die Downloads ausbreiteten, waren keine Alternativen da wie beim Wechsel von Vinyl zur Compact Disk. Die Industrie muss sich auf die neuen Kundenbedürfnisse einstellen: Mobilität, Preis und Ausstattung. Das wird sie sicher auch tun.

Aber reichlich spät, oder?

Mag sein. Aber es ist nicht zu spät. Der Zug ist noch nicht abgefahren.

Das Gespräch führte

Henrik Mortsiefer

Dieter Gorny ist Chef des Musiksenders Viva Media AG . Der wurde jüngst von Viacom übernommen, dem Mutterkonzern des Musiksenders MTV .

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