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Wirtschaft: Warum Notenbankchefs Kurs halten müssen

Ein Amerikaner und ein Norweger bekommen den Wirtschafts-Nobelpreis für Erkenntnisse über Konjunktur und Wirtschaftspolitik

Berlin - Der Amerikaner Edward C. Prescott und der Norweger Finn E. Kydland teilen sich in diesem Jahr den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Damit würden sie zum einen für ihre „bahnbrechenden Leistungen“ zu wirkungsvoller Wirtschaftspolitik geehrt, teilte die Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm mit. Zum anderen würden so ihre Erkenntnisse über die Triebkräfte von Konjunkturzyklen gewürdigt, hieß es. Der 63-jährige Prescott lehrt an der State University in Tempe/Arizona. Zugleich gehört er der Notenbank Federal Reserve im Bundesstaat Minnesota an. Der 60-jährige Kydland ist Professor an der Carnegie-Mellon-Universität in Pittsburgh/Pennsylvania.

Auf dem Feld der Wirtschaftspolitik haben Kydland und Prescott 1977 erforscht, welche Rolle langfristige Glaubwürdigkeit für den Erfolg einer Regierung oder einer Notenbank spielt. Nur wenn Minister oder Zentralbanker Zusagen darüber einhalten, ob und wie sie beispielsweise die Inflation bekämpfen wollen, haben sie damit auch langfristig Erfolg. Denn Unternehmen und Bürger beobachten die Glaubwürdigkeit solcher Institutionen genau, wiesen Prescott und Kydland nach. Diese Frage war vor allem in den siebziger Jahren aktuell, als die Geldentwertung in vielen Staaten ein großes Problem war und das Wachstum schmälerte. Doch für Deutschland ist diese Frage auch heute aktuell: Viele Ökonomen werfen der Bundesregierung vor, ihre Richtungswechsel in der Wirtschaftspolitik seien eine Ursache für die Konsumzurückhaltung und die Investitionsschwäche.

Die Arbeit der beiden Professoren legte die Grundlage für die Reform vieler Notenbanken in den neunziger Jahren. Heute ist ihr politischer Status – etwa im Fall der Europäischen Zentralbank – daher deutlich höher als früher.

Das zweite wichtige Feld, auf dem den Preisträgern richtungsweisende Erkenntnisse gelangen, ist die Konjunkturtheorie. Sie erklärten, dass für das Wirtschaftswachstum nicht nur Veränderungen auf der Nachfrage-, sondern auch auf der Angebotsseite eine wichtige Rolle spielen. So können etwa technische Innovationen das Zusammenspiel von Arbeitsangebot, Konsum, Investitionen und Wirtschaftsleistung ändern. Frühere Konjunkturmodelle waren von einer relativ feststehenden Wechselwirkung dieser Faktoren ausgegangen. In den konjunkturell turbulenten siebziger Jahren zeigte sich aber, dass darauf beruhende Berechnungen oft falsch waren. Die Erkenntnisse von Prescott und Kydland hätten die Ökonomie vorangebracht, erklärte die Schwedische Akademie.

Der Nobelpreis, der seit 1968 von der Schwedischen Reichsbank gestiftet wird, ist mit zehn Millionen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotiert. Er gehört nicht zu den klassischen Preisen, die in den Feldern Literatur, Chemie, Physik, Medizin und Frieden verliehen werden. Auch in den vergangenen Jahren dominierten US-Forscher. Der Bonner Wissenschaftler Reinhard Selten bekam 1994 als erster und bislang einziger deutscher Ökonom diese Auszeichnung.

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