zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Was der Hörer wünscht

Die Geschichte lehrt, dass nicht gerade wenige Unternehmen das Zeitliche segneten, weil sie sich neuen Technologien nicht anpassten. In nicht allzu ferner Zukunft wird sich zeigen, ob die großen Plattenlabels und Filmstudios dasselbe Schicksal ereilt.

Die Geschichte lehrt, dass nicht gerade wenige Unternehmen das Zeitliche segneten, weil sie sich neuen Technologien nicht anpassten. In nicht allzu ferner Zukunft wird sich zeigen, ob die großen Plattenlabels und Filmstudios dasselbe Schicksal ereilt. Vergangene Woche verkündete die Firma Apple den Start ihres eigenen OnlineMusikvertriebs. Der Dienst ermöglicht erstmals, bei Zahlung von 99 Cents aus einem Angebot von 200000 Songs Titel für den persönlichen Gebrauch herunterzuladen.

Die Apple-Nachricht folgt der jüngsten Ablehnung eines US-Gerichtes, die beiden Tauschbörsen Grokster und Morpheus zu schließen. In der Urteilsbegründung hieß es, dass keine der beiden Firmen einen zentralen Service unterhält – im Gegensatz zur bereits geschlossenen Tauschbörse Napster, die eine Liste von Songs anbot. Damit könnten sie nicht dafür verantwortlich gemacht werden, was der Nutzer mit ihrer Software tut.

Bei aller Notwendigkeit, den Urheberrechtsschutz zu stärken, liegt das Problem derzeit darin, dass die Industrie 90 Prozent ihrer Energien darauf verwendet, Leute strafrechtlich zu verfolgen, und nicht genug tut, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die den Verbraucher ermuntern würden, ihre Musik zu kaufen – statt sie zu stehlen. Das Urteil zeigt, wie schwierig der juristische Kampf der Plattenindustrie ist. Eine konsequente Strafverfolgung wäre enorm aufwendig.

Die CD-Verkäufe fielen im vergangenen Jahr erneut um neun Prozent, vor allem wegen des illegalen Tausches von Dateien. Schätzungen zu Folge haben sich etwa 50 Millionen Amerikaner im Jahr 2002 unrechtmäßig digitale Musik angeeignet. Die bisherigen Versuche der Industrie, den Verbraucher stärker zum Kauf zu ermuntern, wirken matt.

Apple will nun neue Wege beschreiten. Andere werden rasch nachfolgen – wie etwa die Software-Firma Real-Networks, die 36 Millionen Dollar in den Online-Musikdienst Rhapsody investieren will, dessen Abonnenten Songs für 99 Cents kaufen können. Die Industrie verkauft jetzt immerhin Musikrechte an Apple, ein Zeichen, dass sie zu verstehen beginnt, dass die Zeiten der CDs für 14 Dollar vorüber sein könnten. Vom Juristischen abgesehen müssen jedoch Konzepte her, um dem Verbraucher die Unterhaltung zu bieten, die er wünscht. Die Musik- und Filmindustrie kann sich entweder anpassen oder sich zu den Dinosauriern gesellen.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false