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Was ist Wohlstand?: Vögel, viele Abiturienten und ein langes Leben

Wie es um Deutschland bestellt ist, entscheidet sich künftig auf dem Acker. Flattern dort Kibitz, Rebhuhn oder Feldlerche herum, ist alles gut.

Wie es um Deutschland bestellt ist, entscheidet sich künftig auf dem Acker. Flattern dort Kibitz, Rebhuhn oder Feldlerche herum, ist alles gut. Herrscht aber Friedhofsruhe auf der Flur, weil die gefiederten Freunde tot oder ausgeflogen sind, droht Übles: Dann ist der Wohlstand der Republik in Gefahr. So denkt jedenfalls die Enquetekommission. Sie hat unter anderem darüber gegrübelt, wie man Wachstum und Wohlbefinden umfassender und genauer messen kann.

Herausgekommen ist ein „ganzheitlicher Wohlstands- und Fortschrittsindikator“. Mehr als 20 Indizes, Raten und Statistiken sollen zeigen, wie es um die Gesellschaft bestellt ist und wohin sie sich entwickelt. Darunter auch der Vogel-Index – er misst die Artenvielfalt von Feldvögeln. Dies gilt als Hinweis darauf, ob die Unternehmen auf Kosten der Umwelt wirtschaften. Das neue Zahlenwerk soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ergänzen. Es gilt vor allem Wachstumsskeptikern als eindimensionaler Wert, der nur die Summe aller neuen Güter und Dienstleistungen misst. Unter den Tisch fällt, unter welchen Bedingungen Wachstum zustande kommt, wer daran verdient und wie hoch die Folgekosten sind. Denn das BIP steigt sogar, wenn zwei Autos kollidieren oder im Golf von Mexiko eine Ölplattform in die Luft fliegt.

Der neue Indikator, der womöglich „BIP plus“ heißen wird, misst das Wohlergehen der Gesellschaft umfassender – auf drei Feldern: materieller Wohlstand, Soziales und Teilhabe sowie Ökologie. Neben das reine Wachstum sollen in Zukunft die Staatsschuld und die Einkommensverteilung gestellt werden. Und sogenannte Warnlampen sollen aufleuchten, wenn Krisen drohen – etwa bei Anzeichen für eine Aktien- oder Immobilienblase. Im Sozialbereich spielt die Beschäftigung eine wichtige Rolle, die Lebenserwartung oder die Zahl der Abiturienten. In Sachen Ökologie sind es die Treibhausemissionen, der Stickstoffausstoß oder eben die Artenvielfalt. Zu dem Zahlenwerk soll einmal im Jahr das Kanzleramt Stellung nehmen. Das verleiht der Sache das nötige Gewicht, hoffen die Autoren.

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