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Hut ab. Der Master muss nicht zwangsläufig auf den Bachelorabschluss folgen. Hochschulen beobachten die Tendenz, dass Absolventen erst nach einigen Berufsjahren wieder an die Uni zurück kehren. Auch ältere Mitarbeiter nehmen die Angebote berufsbegleitender Masterstudiengänge wahr. Arbeitgeber unterstützen das Vorhaben meist – um die Angestellten im Unternehmen zu halten. Foto: dpa

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Wirtschaft: Was lange währt

Viele entscheiden sich nach dem Bachelor für den Job und erst später für den Master. Wie Unternehmen das unterstützen

Angela Seeger hat 22 Jahre Berufserfahrung, jetzt ist sie wieder an die Uni zurück gekehrt. Sie studiert berufsbegleitend an der privaten, staatlich anerkannten Steinbeis-Hochschule Berlin (SHB) und macht dort ihren „Master of Arts in Management“. Die Diplom-Volkswirtin ist mit 49 Jahren die Zweitälteste unter 25 Studierenden. Den Altersunterschied zu den meisten Mitstudenten der Weiterbildung sieht die Personalentwicklerin keineswegs als Nachteil: „Da ich seit 22 Jahren für die Telekom arbeite, bringe ich sehr viel Berufserfahrung mit, die ich in die Seminare einfließen lassen kann.“

Seit September 2010 ist die Berlinerin an der SHB immatrikuliert. Ihr Arbeitgeber unterstützt sie mit einem Bologna-Stipendium, das die Telekom seit zwei Jahren an ausgewählte berufsbegleitende Bachelor- und Masterstudiengänge vergibt. Viele der Masterstudenten sind um die Dreißig und haben Berufserfahrung. Zunehmend seien aber auch ältere Mitarbeiter eingeschrieben, sagt Markus Lecke, Leiter des Teams Bildungspolitik der Telekom. Die Stipendiaten studieren an staatlich anerkannten Hochschulen im gesamten Bundesgebiet. Neben der SHB zählen auch AKAD-Hochschulen und oder die Hochschule für Telekommunikation in Leipzig dazu.

„Mit der Kombination aus Studium und betrieblichem Einsatz haben wir vorher gute Erfahrungen in unseren dualen Bachelor-Studiengängen gesammelt, etwa im Bereich der Telekommunikationsinformatik“, sagt Lecke. Der Konzern zahlt den Stipendiaten die Hälfte der Studiengebühren – der Master kostet bis zu 24 000 Euro – und gewährt zehn freie Tage pro Studienjahr zur Vor- und Nachbereitung. Die Stipendiaten studieren an staatlich anerkannten Hochschulen. Besonders nutzten das ehemalige Auszubildende und Bachelor-Absolventen, nachdem sie einige Jahre Berufserfahrung gesammelt hätten, sagt Lecke. Diese sei wertvoll, etwa für die Auswahl des richtigen Masterstudiums. Denn teilweise zeige sich der tatsächliche Spezialisierungsbedarf erst im Laufe der Karriere.

Für Angela Seeger ist das Masterstudium eine selbst gewählte Herausforderung, um ihr Fachwissen praxisorientiert zu vertiefen. Das theoretische Rüstzeug wird ihr an der SHB vermittelt, ein führender Anbieter berufsbegleitender Bachelor- und Masterstudiengänge mit 104 Instituten, deren Standorte sich international verteilen. Momentan sind 4855 Studenten immatrikuliert. Das Angebot der 22 Masterstudiengänge reicht vom Gesundheitsmanagement bis zum Fach Dentaltechnologie und -management, wobei das Gros der Fächer wirtschaftswissenschaftlich orientiert ist.

Das gilt auch für Angela Seegers zweijähriges Studium, das im September 2010 begann. Wie alle Steinbeis-Studiengänge ist der „Master of Arts in Management“ ein Projekt-Kompetenz-Studium. Das bedeutet, jeder Student arbeitet an einem konkreten Projekt aus dem eigenen beruflichen Umfeld, das zu Studienbeginn mit dem Unternehmen vereinbart und kontinuierlich weiterentwickelt wird. Gefragt sind praxistaugliche, effiziente Lösungen. In Seegers Fall geht es um Konzepte der Weiterbildung für Telekom-Mitarbeiter.

Wie die meisten Steinbeis-Hochschüler übt Seeger ihren Beruf weiterhin in Vollzeit aus. Sie hat 65 Präsenztage, die Seminare finden alle vier bis sechs Wochen in Blöcken statt. Vor dem Fachwissen, das im Projekt angewendet und in Selbstlernphasen vertieft wird, ging es erstmal um die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens. Auch Projektmanagement ist ein Schwerpunkt.

Bei der Telekom ist zwischen mehreren Wegen wählbar, um den Master zu machen. „Wir bieten drei Varianten an: das Präsenzmodell, das Blockmodell und das Fernstudium“, sagt Lecke. Im Präsenzstudium sind wöchentliche Anwesenheitszeiten an der Hochschule vorgesehen, auch abends und an Wochenenden. Wer sich dafür entscheidet, sollte ortsnah wohnen. Im Blockmodell sind die Präsenzzeiten in Blockveranstaltungen gebündelt. Dazwischen sind verstärkt Phasen des Selbststudiums vorgesehen. Das Fernstudium hingegen ist ein Selbststudium auf der Basis von Lernmaterialien, die Anwesenheit an der Hochschule ist selten erforderlich.

Dies seien die gängigen Varianten für berufsbegleitende Masterstudiengänge, sagt Christine Wackernagel, Sprecherin der Steinbeis Business Academy. Der Arbeitgeber ist in der Regel involviert, oft auch finanziell: „Wenn das Studium mit dem Arbeitgeber vereinbart wird, übernimmt dieser meist einen Teil der Kosten“, sagt Wackernagel. Denn er hätte ein Interesse daran, dass der Mitarbeiter ihm nach dem Studium erhalten bleibe. Studiert der Mitarbeiter auf eigene Faust, zahle er in der Regel selbst. Sie schätzt den Anteil der Selbstzahler bei der SHB auf etwa siebzig Prozent.

Auch am Zentralen Fernstudieninstitut (FSI) der Beuth Hochschule für Technik Berlin überwiegen die Selbstzahler. Allerdings beobachtet Institutsleiter Florian Schindler eine steigende Tendenz, dass Firmen und Mitarbeiter ein Studium gemeinsam vereinbaren. Dabei übernehmen die Unternehmen in der Regel einen Teil der Kosten. Das FSI hat sich auf ingenieurtechnische Masterstudiengänge für Berufstätige spezialisiert. Bundesweit absolvieren über 1300 Studierende ihre Fernstudien mit einem stetig wachsenden Online-Anteil.

Bachelor, einige Jahre Berufserfahrung und dann den Master - auch beim IT-Unternehmen Hewlett Packard (HP) ist das ein gängiger Weg. „Das Bachelorstudium ist auf Breite angelegt, während der Master zur Spezialisierung dient“, sagt Ausbildungsleiter Bernd Brennenstuhl. Für Bachelor-Absolventen gehe es darum, ihr Wissen erst nachhaltig in der Praxis umzusetzen, ehe sie sich in eine bestimmte Richtung weiterentwickeln und spezielles Know-How mit dem Master vertiefen“. Wie die Telekom unterstützt HP die Massenbestreuung seiner Mitarbeiter. Allerdings gebe es hier keine pauschale Form der Unterstützung, sondern eine finanzielle Beteiligung oder zeitliches Entgegenkommen werde individuell vereinbart.

Lutz Steinbrück

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