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Die Commerzbank-Kunden sollen künftig mehr Gebühren zahlen.

© Ralph Orlowski/REUTERS

Wegen der Niedrigzinsen: Commerzbank-Aktie stürzt auf Rekordtief

Weil die Zinserträge wegbrechen, muss die Commerzbank das Gewinnziel für dieses Jahr korrigieren. Die Aktie verliert fast zehn Prozent.

Von Carla Neuhaus

Muss man sich Sorgen machen, wenn der Finanzchef solch einen Satz sagt? „Ich mache mir keine Sorgen um die Stabilität der Commerzbank“, betonte Stephan Engels am Dienstag. Weil die Zinserträge wegbrechen, ist der Gewinn der teilverstaatlichten Bank abgesackt. Unterm Strich standen im ersten Halbjahr nur noch 372 Millionen Euro – im Vorjahreszeitraum war das Institut noch auf 654 Millionen Euro gekommen. Die Chefs sind deshalb inzwischen kleinlaut geworden. Von dem Ziel, 2016 wieder einen Milliardengewinn zu erreichen, haben sie sich verabschiedet. Stattdessen ist vom Sparen die Rede.

Kunden sollen zahlen

Mit Gebühren für Privatkunden und Strafzinsen für Mittelständler sollen die Folgen der Niedrigzinsphase abgefedert werden. LBBW-Analyst Ingo Frommen sprach von einer „gewaltigen Ernüchterung“. Die war auch an der Börse spürbar. Die Commerzbank-Aktien fielen um neun Prozent auf ein neues Rekordtief: Gerade einmal 5,25 Euro kostete ein Papier der Commerzbank am Dienstagabend.

Das Niedrigzinsniveau macht vor allem dem Mittelstandsgeschäft zu schaffen, das lange der mit Abstand größte Gewinnbringer des Konzerns war. Noch stärker sackte das Investmentbanking ab. Dagegen verdiente die Bank im Privatkundengeschäft mit 371 Millionen Euro 13 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres – auch dank rund 58 Millionen Euro Sondergewinn aus dem Verkauf der Anteile am europäischen Arm des Kreditkartenanbieters Visa.

Dazu kommt, dass die Kunden mehr Ratenkredite aufnahmen. Allein in Berlin legte das Neugeschäft in diesem Bereich von 36 auf 62 Millionen Euro zu.

Doch können solch kleine Gewinne in der Region kaum die Verluste an anderer Stelle kompensieren. Und Besserung ist erstmal nicht in Sicht – im Gegenteil. Finanzchef Engels rechnet damit, dass der Bank von 2017 an 100 Millionen Euro an Zinsüberschuss fehlen dürften - pro Jahr. Normalerweise verdient das Institut Geld, indem es von Kreditnehmern höhere Zinsen verlangt, als es den Sparern zahlt. In Zeiten niedriger Zinsen fällt dieser Überschuss jedoch sehr klein aus.

Zielke setzt auf mehr Digitalisierung

Helfen soll nun eine neue Strategie. An der soll Commerzbank-Chef Martin Zielke bereits unter Hochdruck arbeiten. Im Herbst will er sie vorstellen. Mehr Digitalisierung, weniger Kosten, darum scheint es zu gehen. Vermutet wird, dass es vor allem bei der Mittelstandsbank gespart werden soll. Sie war von den bisherigen Sparrunden verschont geblieben.

Reichen wird das allein aber nicht. Auch die Kunden werden einen Teil der Kosten tragen müssen – über Gebühren für Kreditkarten und Depots oder über wegfallende Sonderkonditionen. Unternehmen zahlen schon jetzt für hohe Summen auf dem Konto. Für variable Kredite werden Mindestzinsen eingeführt. Finanzchef Engels will auch in diesem Punkt beruhigen. „Wir machen das mit Augenmaß.“

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