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Wie im Irrgarten. Allein in Berlin existieren über 1000 öffentliche und private Anbieter mit insgesamt rund 30000 völlig verschiedenen Weiterbildungsangeboten, die vom Wochenendseminar bis zum mehrere Monate dauernden Lehrgang reichen. Es ist nicht leicht, bei der riesigen Zahl an Angeboten den Durchblick zu bekommen.

© Peter Endig/picture-alliance/ dpa

Weiterbildung: Im Labyrinth der Lehrgänge

Wer eine Fortbildung finden will, die gut zum eigenen Profil passt, steht oft hilflos vor dem Informationsdschungel. Welche Datenbanken, Beratungsstellen und Hotlines hilfreich sind.

Spannendes fürs Gehirn, ein Boost fürs Selbstbewusstsein und ein Plus auf dem Konto – es gibt viele persönliche Gründe, eine Weiterbildung zu beginnen. Klar ist aber auch, dass Lebensberufe, in denen man die gleichen Tätigkeiten von der Ausbildung bis zur Rente ausführt, vom Aussterben bedroht sind. Wer also im Arbeitsmarkt bestehen und vielleicht auch mal befördert werden will, sollte immer wieder Neues lernen und sich auch schwierigen oder unbekannten Tätigkeiten und Themen öffnen. Allerdings braucht es erstmal ein kleines Studium, die zum persönlichen Profil passende Weiterbildung überhaupt zu finden. Allein in Berlin existieren über 1000 öffentliche und private Anbieter mit insgesamt rund 30000 völlig verschiedenen Weiterbildungsangeboten, die vom Wochenendseminar bis zum mehrere Monate dauernden Lehrgang reichen. Wer angesichts der riesigen Zahl an Angeboten den Durchblick behalten und das Passende finden will, sollte erstmal Innenschau halten, sagt Klaus Kapr von der Weiterbildungsdatenbank Berlin: „Zunächst muss man sich fragen: wer bin ich, was kann ich, wo bin ich erfolgreich und in welche Richtung möchte ich mich hinbewegen?“. Die eigene Kompetenz richtig zu beurteilen, falle vielen Leuten schwer, dabei sei das besonders wichtig, um strategische Entscheidungen wie die berufliche (Neu)-Orientierung zu treffen. „Die Frage, was ich in den nächsten 10, 20 Jahren machen möchte ist eine wichtige Entscheidung – ich muss also viel Input geben, damit auch der Output wertvoll ist“, sagt Klaus Kapr. Idealerweise schreibt man sich genau auf, was die eigenen Fähigkeiten sind, ob man branchenübergreifend oder gebunden arbeiten kann – und welche Branchen sich überhaupt anbieten. Im zweiten Schritt sollte man sich den Arbeitsmarkt vornehmen, Stellenangebote analysieren und möglichst umfassend den Bildungsbedarf ermitteln. Auch das Finanzielle sollte man nicht außer acht lassen, und Förderungen bereits vor der Weiterbildung beantragen. Sind all diese Fragen geklärt, muss noch ein Weiterbildungsträger mit dem zum eigenen Profil passenden Zertifikat gewählt werden – auch hier sollte man genau hinschauen, schließlich existieren in Deutschland mehrere hundert Zertifikate von unterschiedlichsten Trägern. Gerade wenn man noch sehr unsicher ist, rät Klaus Kapr, sich an eine Beratungsstelle zu wenden, denn: „in diesem Dschungel die richtige Weiterbildung zu finden ist schon sehr komplex“.

DIE DATENBANKEN

Insgesamt gibt es rund 150 Weiterbildungsdatenbanken in Deutschland. Die mit fast einer Million Bildungsangeboten größte, allerdings nicht vollständige, wird von der Arbeitsagentur geführt. Hier kann man nach Weiterbildungen in allen Bundesländern suchen, teilweise gibt es auch fremdsprachige Angebote. Außerdem kann man nach deutschsprachigen Bildungsangeboten in ganz Europa stöbern (das reicht dann vom Business-Englisch-Kurs in Oxford bis zum Delfin- und Wal-Therapeut-Lehrgang auf La Gomera. Mehr Infos unter: http://kursnet-finden.arbeitsagentur.de). Möchte man sich direkt in Berlin oder Brandenburg weiterbilden, lohnt sich auf jeden Fall die Suche in der Weiterbildungsdatenbank Berlin (WDB), wo fast alle regionalen Angebote aufgelistet sind. Außerdem werden verschiedene Tools angeboten, die die Suche nach der geeigneten Weiterbildung erleichtern. So kann man auf der Webseite seinen eigenen Lernzielen näher kommen und das berufliche Profil schärfen, und sich anhand verschiedener Checklisten Tipps holen, wie man die Qualität einer Weiterbildung beurteilt. Auch bietet die WDB per E-Mail Hilfe bei der Recherche an – doch auch hier gilt, dass das Ergebnis von der Genauigkeit der eigenen Vorstellungen abhängt ( Infos: http://wdb-berlin.de).

BERATUNGSSTELLEN IN BERLIN

Verschiedene Beratungsstellen helfen, die Wahl nicht zur Qual werden zu lassen. In den drei Dependancen der LernLäden (in Pankow, Neukölln und am Ostkreuz) kann man sich persönlich, unabhängig und kostenlos beraten lassen, egal ob es um Weiterbildung, Neuorientierung oder die Finanzierung geht. (Mehr Infos unter http://www.lnbb.de) Die Beratungsstelle Kontinuum e.V., in der auch Coachings angeboten und Existenzgründer begleitet werden, ist besonders für Akademiker geeignet. (http://www.kontinuum-berlin.de). Verschiedene Beratungsstellen haben sich auf Frauen spezialisiert, wie z.B. BER-IT (http://www.ber-it.de), Inpäd (http://www.inpaed-berlin.de) oder Kobra (http://kobra-berlin.de). Frauen mit Migrationshintergrund sind bei Tio e.V. gut aufgehoben – hier werden sie auch auf Türkisch, Arabisch und Englisch beraten (www.tio-berlin.de). In besonders schwierigen Fällen empfiehlt es sich auch, zwei verschiedene Beratungsstellen aufzusuchen. (Infos zu den Berliner Beratungsstellen im Internet unter: www.bildungsberatung-berlin.de).

Angebotsvielfalt. Die Datenbank der Arbeitsagentur zeigt sogar Lehrgänge zum Delfin- und Wal-Therapeuten in Spanien an.
Angebotsvielfalt. Die Datenbank der Arbeitsagentur zeigt sogar Lehrgänge zum Delfin- und Wal-Therapeuten in Spanien an.

© Jens Kalaene/picture-alliance/ dpa

DAS BÜRGERTELEFON

Einen ganz neuen Service bietet das Bundesministerium für Bildung und Forschung: die telefonische Weiterbildungsberatung. Wer sich im Gespräch mit Weiterbildungsexperten Klarheit über den eigenen Bedarf und die passenden Angebote verschaffen will, ruft werktags zwischen 10 und 17 Uhr an. Das Gespräch ist kostenlos, und Ratsuchende aus Berlin, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Schleswig-Holstein bekommen für weitere Informationen zusätzliche Berater in Wohnortnähe vermittelt. Die Nummer: 030/2017 90 90. Auch zu anderen Themen gibt es telefonische Auskunft, etwa zum Meister-Bafög, zur Bildungsprämie oder für Internationale Fachkräfte. Alle Nummern und Infos unter: www.bmbf.de/de/1406.php.

FÖRDERMITTEL

Eine Weiterbildung kann unter hundert Euro kosten, aber auch mehrere Tausend. Sofern die Weiterbildung nicht vom eigenen Arbeitgeber übernommen wird, spielt die Finanzierung also eine wichtige Rolle. Die Arbeitsagentur übernimmt mit ihren „Bildungsgutscheinen“ die Kosten einer Weiterbildung, wenn man arbeitslos und arbeitssuchend gemeldet ist (die Angebote mit Bildungsgutschein kann man leicht auf der Webseite der Bundesagentur für Arbeit herausfiltern). Geringverdienende Erwerbstätige (unter 20 000 Euro im Jahr) können von der „Bildungsprämie“ profitieren, die Hälfte der Gebühren werden vom Staat übernommen, sofern die gewünschte Weiterbildung nicht mehr als 1000 Euro kostet (Weitere Informationen unter: www.bildungspraemie.info). Außerdem gibt es weitere staatliche Förderprogramme, einen guten Überblick verschafft ein Leitfaden der Stiftung Warentest, die man sich kostenlos herunterladen kann, unter www.test.de/Weiterbildung-finanzieren-Diese-Foerderprogramme- gibt-es-1740203-0)

Wer sich schließlich erfolgreich durch diesen Dschungel manövriert und den perfekten Kurs gefunden hat, kann sich wirklich auf die Schulter klopfen: Schon vor Kursbeginn ist das eigene Profil geschärft, man hat sich im Recherchieren geübt und eine gute Spürnase entwickelt.

Judith Hyams

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