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WELTHANDEL Wo Deutschland steht – und was sich ändern soll: Noch einmal Exportweltmeister

2008 rangiert die Bundesrepublik wohl noch knapp vor China. Im nächsten Jahr könnte sich das ändern

Berlin - Deutschland wird auch im laufenden Jahr Exportweltmeister bleiben. Davon geht der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) nach einer Umfrage unter 80 deutschen Außenhandelskammern aus. Demnach werden die deutschen Ausfuhren im laufenden Jahr zum ersten Mal die Marke von einer Billion Euro überschreiten. Auch 2009 sollen sie weiter steigen – allerdings langsamer als bisher. Deshalb könnte Deutschland seinen Weltmeistertitel im kommenden Jahr an China verlieren.

„Wir gehen davon aus, dass sich die deutschen Ausfuhren 2008 und 2009 verlangsamen“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Axel Nitschke am Dienstag in Berlin. Im laufenden Jahr würden die Exporte noch um sieben Prozent wachsen, im nächsten nur noch um sechs Prozent. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren hatte das Wachstum noch bei 13,6 Prozent gelegen, 2007 bei 8,5 Prozent.

In diesem Rückgang spiegele sich die Abkühlung der Weltkonjunktur wider, erklärte Nitschke. Die Investitionstätigkeit lasse rund um den Globus etwas nach. Deshalb müssten vor allem deutsche Maschinenbauer mit schwächeren Absätzen rechnen. „Von einem Einbruch kann aber nach wie vor keine Rede sein“, sagte Nitschke. Der konjunkturellen Abwärtsentwicklung in den USA stehe eine ungebrochene Aufwärtsentwicklung in den Schwellenländern entgegen, vor allem in denen, die Erdöl exportierten.

Anders als in den vergangenen Jahren werde der deutsche Export in diesem und im nächsten Jahr keine Anteile am Welthandel dazu gewinnen, sagte Nitschke. Ob Deutschland auch 2009 Exportweltmeister bleibe, hänge auch von Wechselkursentwicklungen ab: „Bleibt der Wechselkurs US-Dollar zum Euro über 1,50 wird Deutschland auch im kommenden Jahr Exportweltmeister“, sagte Nitschke. Dies liege daran, dass Deutschland den Großteil seiner Exporte in Euro verrechne, während China überwiegend in den Dollarraum exportiere.

China ist mittlerweile Deutschlands mit Abstand wichtigster Handelspartner in Asien und wird nach Einschätzung der dortigen Außenhandelskammer weiter an Bedeutung gewinnen. So soll schon 2009 ein Drittel aller deutschen Asien-Exporte nach China verkauft werden – im Wert von etwa 40 Milliarden Euro. Eine noch größere Rolle spielt China als Warenlieferant. Im kommenden Jahr sollen Ausfuhren im Wert von 70 Milliarden Euro von China nach Deutschland gehen. Damit würde China auf Platz zwei der wichtigsten deutschen Einfuhrländer aufrücken – hinter den Niederlanden, aber noch vor Frankreich und den USA.

An Bedeutung gewinnen werden nach Einschätzung der Außenhandelskammern auch die osteuropäischen Staaten. Polen werde bereits in diesem Jahr in die Top-Zehn der wichtigsten deutschen Ausfuhrländer vorrücken. Russland soll es 2009 in diese Reihe schaffen, in der sonst, neben den USA, vor allem EU-Länder vertreten sind.

Die Handelsbeziehungen mit Amerika werden dagegen schwächer. Der Umfrage zufolge werden 2009 nicht einmal mehr acht Prozent der deutschen Ausfuhren dorthin gehen. Im Ranking der wichtigsten Abnehmerländer würden die USA dann von Großbritannien auf Platz drei verdrängt.

Stefan Kaiser

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