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Wirtschaft: Wenn Bart Simpson mobil macht

Munter und frech schaut einen der kleine Comic-Held Bart Simpson an. Auf dem schmucken Farbdisplay des Multimedia-Handys fühlt sich Bart sichtlich wohl.

Munter und frech schaut einen der kleine Comic-Held Bart Simpson an. Auf dem schmucken Farbdisplay des Multimedia-Handys fühlt sich Bart sichtlich wohl. Er wackelt mit den Armen, macht dreiste Sprüche und man kann ihn mit dem Handy an einen Freund verschicken. Auf dessen Mobiltelefon kann Bart dann weiter sein Unwesen treiben. Nützlich ist das zwar nicht. Aber es macht Spaß und vermittelt einen Eindruck, was im mobilen Multimediazeitalter alles möglich ist.

Das Bemerkenswerte daran: Obwohl der Sprössling der Simpson-Familie eine amerikanische Comic-Figur ist, kommt dieser Bart aus Japan. Mit dem mobilen Internetdienst I-Mode können Japaner schon heute auf ihren Mobiltelefonen farbige Animationen darstellen, echte E-Mails - und keine SMS - schreiben oder Musik abspielen. Derzeit nutzen rund 28 Millionen Kunden des größten japanischen Mobilfunkanbieters NTT Docomo I-Mode.

Ab März 2002 will der Netzbetreiber E-Plus den Dienst in Deutschland einführen und hofft auf einen schnellen kommerziellen Erfolg. In Japan bescherte I-Mode seinen Erfindern satte Gewinne. Doch ob I-Mode auch in Deutschland ein Renner wird, ist fraglich. Um den Dienst nutzen zu können, brauchen die Kunden neue, teure Mobiltelefone. Branchenexperten rechnen nur dann mit einem Erfolg von I-Mode, wenn das Angebot preisgünstig ist und genügend interessante Inhalte zur Verfügung stehen.

Der Erfinder Docomo wurde vom Erfolg von I-Mode ziemlich überrascht. Nach der Einführung im Februar 1999 schnellten die Nutzerzahlen rasant in die Höhe. Besonders beliebt bei den Handy-Nutzern: Online-Spiele, das Versenden von E-Mails und der Download von Karaoke-Hits. Daneben nutzen die Japaner I-Mode, um Nachrichten zu lesen, aktuelle Börsenkurse abzufragen oder um auf einem virtuellen Stadtplan nach der richtigen Straße zu suchen. Rund 1800 von Docomo offiziell lizensierte Anbieter und mehr als 45 000 freie Betreiber von I-Mode-Seiten bieten eine unüberschaubare Fülle an Services und Informationen. Das Geheimnis des Erfolges: I-Mode ist billig, für Anbieter und Nutzer einfach zu handhaben und ständig verfügbar. Neben einer monatlichen Grundgebühr von rund fünf Mark zahlen die Docomo-Kunden in Japan ein geringes Entgelt für die Übertragung der Datenmenge. Besonders interessante Services kosten extra.

Die Anbieter erstellen ihre I-Mode-Seiten mit der Programmiersprache Compact HTML: eine abgespeckte Version der für die Erstellung von Internet-Seiten benutzten Sprache HTML. Betreiber von Webseiten brauchen diese nur geringfügig für I-Mode anzupassen.

Beim Deutschland-Start von I-Mode im kommenden März will E-Plus mit rund 40 Partnern beginnen, die Inhalte in den Rubriken News, Lifestyle, Erotik, Spiele und Sport anbieten. Wer von den 7,5 Millionen E-Plus-Kunden I-Mode nutzen will, braucht aber erst einmal ein neues Handy, das die Seiten darstellen kann und den Mobilfunkstandard GPRS unterstützt. Mit GPRS können Daten mit dem Handy erheblich schneller verschickt werden als bisher. Über die Kosten des Dienstes und die Preise der Endgeräte sagt E-Plus bisher nichts. Fest steht: die Handys sollen unter 500 Mark kosten und zunächst vom Handy-Produzenten NEC kommen. Die Marktführer Nokia, Motorola und Siemens halten sich vornehm zurück. Sie nutzen ihre Kapazitäten für die Entwicklung neuer UMTS-Handys und setzen auf das europäische Wap.

Wap ist das europäische Pendant zu I-Mode, leistet aber weniger. Doch das wird sich ändern. Mit dem neuen Standard Wap 2.0 holen die Europäer auf. Bunte Grafiken, standortbezogene Dienste sowie die Übertragung von Filmen und Musik sind dann kein Problem mehr. Derzeit rüsten die anderen Mobilfunkbetreiber ihre Wap-Portale entsprechend auf. T-Motion von der Telekom, Vizzavi von D2 Vodafone oder Jamba von Debitel bieten schon jetzt jede Menge interaktive Dienste. Der Vorteil von I-Mode wäre dann schnell dahin, und Bart Simpson könnte sich auch auf den Handys der Konkurrenz herumtreiben.

Maurice Shahd

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