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Wirtschaft: Wenn Bundesbanker nur noch Topfpflanzen pflegen

Die Behörde hat weniger Aufgaben und muss Stellen streichen. Dennoch fürchten die Beamten: Wir haben bald nichts mehr zu tun

Das Verfassungsgericht kann vielleicht mithalten. Aber sonst dürfte keine der Institutionen der alten Bundesrepublik bei den Deutschen so angesehen sein, wie die Bundesbank. Sorgte sie doch für die stabile D-Mark und jahrzentelangen Wohlstand. Doch seit die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt über die wichtigsten Weichenstellungen der Geldpolitik entscheidet, hat die Bundesbank an Bedeutung verloren. Durch die Adlon-Affäre ihres Ex-Präsidenten Ernst Welteke hat sie in den letzten Wochen auch noch Ansehen einbüßen müssen.

Den Delegierten der Bundesbankgewerkschaft VdB, die sich am Dienstag in Berlin getroffen haben, merkt man das an. Sie wirken gekränkt. Sie fürchten vor allem eins: Dass viele Mitarbeiter der einstigen Prestigebehörde bald nichts mehr zu tun haben.

Mit der Euro-Bargeldeinführung hat der Umbau begonnen, der vor allem Personalabbau bedeutet. „Die Umstrukturierung war radikaler als unsere schlimmsten Befürchtungen“, sagt der VdB-Vorsitzende Karl-Heinz Schmidt. Die Zahl der Zweigstellen wird von früher 118 bis 2007 auf 47 zusammengeschrumpft. Die Zahl der Mitarbeiter soll bis 2007 von 15800 um fast 30 Prozent auf 11100 sinken. Derzeit sind es noch rund 14000 Mitarbeiter, die der neue Bundesbankpräsident Axel Weber trotz Krisenstimmung motivieren muss.

Aber das sind wohl noch immer zu viele. Rund 50 Prozent der Mitarbeiter sind unkündbare Beamte, und bei einer sinkenden Zahl der Filialen wird es für viele keine Beschäftigung mehr geben. „Die erhofften neuen Aufgaben der Bundesbank, etwa im Bereich der Finanzaufsicht, sind uns versagt worden“, klagt Schmidt und verweist auf Frankreich: Dort arbeiten frühere Mitarbeiter der Notenbank als Schuldenberater. Der Vorstand der Bundesbank schätzt, dass in nächster Zeit bis zu 1000 Stellen im Jahr zu viel besetzt sind. Die Gewerkschaft vermutet, dass diese Schätzung noch zu niedrig liegt. Über tausend hoch qualifizierte Bundesbanker, die die Topfpflanzen im Büro pflegen und dafür voll bezahlt werden müssen – ein Ärgernis für Steuerzahler.

Doch für Karl Heinz Däke vom Bund der Steuerzahler kein Skandal: „Es ist richtig, die Aufgaben der Bundesbank zurückzufahren. Wenn es dabei vorübergehend zu einem Personalüberhang kommt, ist das besser, als neue Aufgaben zu erfinden, um die Strukturen bewahren zu können“, sagt Däke. Ihm zufolge wäre es sinnvoll, die Beamten in anderen Behörden mit ähnlichem Aufgabenprofil einzusetzen. Doch auch diese Idee hat ihre Tücken. „Selbst fachlich qualifizierte Bundesbank-Mitarbeiter können sie nicht ohne weiteres an ein Finanzamt versetzen“, erklärt der Vorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, Dieter Ondracek. „Denn anders als die Bundesbanker werden Finanzbeamte von den Ländern bezahlt.“

So bleibt die Zukunft der Behördenmitarbeiter ungewiss. „Neue Aufgaben für die Bundesbank streben wir nicht an“, bekräftigt Vorstandsmitglied Hans Georg Fabritius vor den Delegierten. Bleibt die Hoffnung der Bundesbanker auf den neuen Chef. „Die meisten Mitarbeiter freuen sich über die Entscheidung für Weber“, sagt Schmidt. Der Wirtschaftsprofessor, der am Montag in Frankfurt sein Amt antrat, wird sich überlegen müssen, wie er seine Bundesbanker neu motiviert.

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