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Die Commerzbank soll Aktionären beim sogenannten "Dividendenstripping" geholfen haben.

© dpa

Commerzbank: Wenn Moral verloren geht

Die Commerzbank soll Aktionären geholfen haben, Steuerzahlungen zu vermeiden. Gerade für ein Institut, das vom Staat gerettet wurde, ist das nicht vertretbar. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Carla Neuhaus

Braucht Deutschland noch eine Bank, die einfach so weitermacht? Das fragt sich die joggende Filialleiterin im Werbespot der Commerzbank. Ihre Botschaft: Das Institut hat sich seit der Finanzkrise verändert, setzt auf Anstand statt Spekulation. Doch das ist wohl nur ein Werbeversprechen. Wie jetzt bekannt wurde, hat die Commerzbank zusammen mit anderen Instituten die Steuerzahler jährlich offenbar um eine Milliarde Euro gebracht. Sie soll Aktionären beim sogenannten Dividendenstripping geholfen haben. Das heißt, ausländische Aktionäre haben der Bank kurz vor Ausschüttung der Dividenden ihre Aktien geliehen und sie später wieder zurückgenommen – um so weniger Steuern zahlen zu müssen.

Moralisch ist Dividendenstripping nicht vertretbar

Bank und Aktionäre haben daran gut verdient, der Staat hat verloren. Die Commerzbank sagt, sie halte sich an geltendes Recht. Tatsächlich hat sie eine Lücke im System genutzt. Doch ein Institut, das in der Krise mit Staatsgeldern gerettet werden musste, sollte wissen: Nicht alles, was legal ist, ist auch moralisch vertretbar. Und wenn ein Geldhaus sich wie die Commerzbank auf die Fahnen schreibt, für den Wandel zum Besseren zu stehen, ist es ein Skandal, wenn es dann doch bei fragwürdigen Geschäften mitmischt. Braucht Deutschland noch eine Bank, die einfach so weitermacht? 

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