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Wirtschaft: „Wer die Aktie kauft, setzt auf eine Übernahme“

Wie Experten die Milliarden-Wertberichtigung der Hypo-Vereinsbank beurteilen

HansPeter Schwintowski, Professor für Bankenrecht an der Berliner HumboldtUniversität: „Die Wertberichtigung deutet darauf hin, dass eine Übernahme bald ansteht. Vermutlich gibt es einen potenziellen künftigen Partner, der die HVB dazu gedrängt hat.“ Bei einer geplanten freundlichen Übernahme würde ein solches Verhalten für Schwintowski durchaus Sinn machen: „So kann der künftige Partner sicher gehen, dass der Kaufpreis nicht zu hoch ist.“

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Wolfgang Gerke , Professor für Bank- und Börsenwesen an der Universität Erlangen: „Mich überrascht das nicht. Im Prinzip macht die Hypo-Vereinsbank das, was die Commerzbank auch gemacht hat.“ Die Bereinigung mache Sinn, sagt Gerke. Sie erleichtere auch eine mögliche Fusion oder Übernahme und sorge vor allem in der Öffentlichkeit für klare Vorstellungen über die Bank. „Die Braut putzt sich heraus. Aber hoffentlich ist dies wirklich ein Schlussstrich. Mir fehlt immer noch eine Aussage, wie sich die Bank in Zukunft positionieren will.“

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Jürgen Kurz , Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW): „Das ist nicht die erste Bereinigung, und langsam fragt man sich, wie viel da noch kommt.“ Auch in der Vergangenheit habe die Hypo-Vereinsbank bereits mehrfach angekündigt, dass man nun die Risiken weitgehend bereinigt habe.

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Martin Peter , Analyst bei Independent Research, warnt: „Wer jetzt davon ausgeht, mit der Hypo-Vereinsbank könne es nur noch nach oben gehen, der irrt.“ Der Analyst verweist darauf, dass die 15 Milliarden Euro, die nun ausgegliedert werden, nur ein kleiner Teil aller Kredite der Bank sind. Insgesamt belaufe sich das Kreditvolumen der Münchener auf 370 Milliarden Euro, davon 105 Milliarden Euro im Immobilienbereich. Die Großbank habe den Anlegern in der Vergangenheit in der Tat einiges zugemutet. Und Peter sagt: „Die Aktie der Hypo-Vereinsbank ist definitiv kein Dividendenpapier. Wer meine pessimistische Einschätzung teilt, kauft die Aktie nicht. Wer sie kauft, spekuliert auf eine Übernahme und damit auf ein Kurspotenzial von vielleicht 20 Prozent.“

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Methan Sen , Analyst beim Bankhaus Sal. Oppenheim, zeigt sich von der Höhe der Wertberichtigungen überrascht. Er geht jedoch davon aus, dass dies wirklich der letzte „Befreiungsschlag“ der Münchener war. Immerhin habe Vorstandschef Dieter Rampl bei der Kapitalerhöhung noch angekündigt, dass keine negativen Überraschungen drohten.

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Stefan Widmann , Leiter der Bewertungsabteilung bei Atis Real Müller: „Es wäre überhaupt keine Überraschung, wenn auch noch andere Banken einen solchen Schritt machen würden.“ Schließlich kalkulierten viele doch noch mit den Preisen von 1999. awm/dr

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