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Wirtschaft: Wettbewerbskomission: EU-Autohändler sollen konkurrieren können

Die Vertriebssysteme europäischer Autohersteller sind noch nicht verbraucherfreundlich genug. Die im September 2002 auslaufende Kartellausnahme für die exklusiven Händlernetze der Hersteller habe die Erwartungen Brüssels nicht erfüllt, kritisierte die EU-Kommission in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht zum europäischen Autovertrieb.

Die Vertriebssysteme europäischer Autohersteller sind noch nicht verbraucherfreundlich genug. Die im September 2002 auslaufende Kartellausnahme für die exklusiven Händlernetze der Hersteller habe die Erwartungen Brüssels nicht erfüllt, kritisierte die EU-Kommission in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht zum europäischen Autovertrieb. Künftig sollen Autobesitzer in Europa von mehr Wettbewerb bei den Händlern und damit günstigeren Preisen profitieren, mahnte die Kommission an. Verbraucherschützer begrüßten in Brüssel den Vorstoß der Kommission. Diese müsse nun konkrete Vorschläge veröffentlichen, um Wettbewerbsverzerrungen auf dem Automarkt zu verhindern. "Der Autovertrieb muss in Zukunft vom Markt bestimmt werden", forderte der Europäische Verbraucher-Dachverband BEUC. Der Verband der Europäischen Autohersteller verteidigte dagegen die bisherige Praxis: Gerade die enge Kooperation von Hersteller und Händler garantiere hohe Effizienz, hieß es in einer Erklärung.

Grundlegendes Ziel der EU-Verordnung ist es, den Verbrauchern den Kauf eines Neuwagens überall im EU-Binnenmarkt zu ermöglichen. Die Preisunterschiede innerhalb Europas betragen teilweise mehr als zwölf Prozent, in Großbritannien zum Teil sogar mehr als 25 Prozent als auf dem Festland. Hinzu kommen sehr unterschiedliche Kraftfahrzeugsteuern. Die Verbraucher sollten grundsätzlich von den niedrigeren Preisen in bestimmten Mitgliedsstaaten profitieren können, heißt es in dem EU-Bericht. Dies versuchen aber verschiedene Automobilhersteller zu verhindern.

Wegen unerlaubter Praktiken zur Verhinderung des grenzüberschreitenden Verkaufes mussten in den vergangenen Jahren Volkswagen, Audi, Opel, Renault und Citroen Bußgeldern zahlen. Gegen Daimler-Chrysler wird zurzeit ermittelt. Die EU-Kommission wirft dem Unternehmen vor, zusammen mit ihren Importeuren in Spanien, den Niederlanden und Belgien den Verkauf an ausländische Verbraucher zu verhindern. Mit einer Entscheidung ist allerdings nicht mehr in diesem Jahr zu rechnen.

Insgesamt kommt der Bericht zu dem Schluss, dass innerhalb der EU zwar ein wirksamer Wettbewerb zwischen den Automarken besteht die Händler jedoch durch die Margen- und Prämienpolitik der Hersteller nur einen sehr eingeschränkten finanziellen Spielraum haben. Die EU-Experten stellen fest, dass das Prämiensystem der Hersteller die Händler in ihrer Freiheit einschränkt, die Preise festzulegen. Sie können deshalb auch kaum in Wettbewerb mit anderen Händlern treten. Für den Kundendienstbereich erkennt der Bericht an, dass Wettbewerb grundsätzlich möglich ist. Eingeschränkt wird er jedoch dadurch, dass die Herstellergarantie die Verbraucher zunächst an die Vertragshändler verweist.

Der Bericht enthält keine Empfehlung, wie die so genannte Gruppenfreistellungs-Verordnung für den Auto-Vertrieb geändert werden soll. Brüssel will dazu bis Ende 2001 Vorschläge machen. Die Kommission will zuerst mit der Branche und Verbraucherschützern diskutieren, wie es in Zukunft weiter gehen soll. Radikale Änderungen Brüssels werden trotz aller Kritik nicht erwartet.

msb

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