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Stefan Pichler, neuer Chef der Fluggesellschaft Air Berlin, will die Fluggesellschaft sanieren.

© dpa

Fluggesellschaft: Wie Air Berlin die Kurve kriegen will

Die angeschlagene Fluggesellschaft Air Berlin präsentiert auf der Tourismusmesse ITB ihren Sanierungsplan. Sie will günstigere Tickets anbieten und den Service verbessern.

Air Berlin will mit einem neuen Billig-Tarif, einem attraktiveren Vielfliegerprogramm für Geschäftsreisende und neuen Verbindungen profitabel werden. „In einem Jahr wollen wir an der Schwelle zur Profitabilität stehen“, sagte der seit Anfang Februar amtierende Vorstandsvorsitzende Stefan Pichler am Dienstag zum Auftakt der ITB in Berlin. Im Gesamtjahr 2016 soll die zweitgrößte deutsche Airline nach vielen Jahren roter Zahlen erstmals wieder einen operativen Gewinn erwirtschaften.

Air Berlin will keine Billigairline sein

Teil von Pichlers „Masterplan“ ist ein neuer One-Way-Tarif für 44 Euro ohne Freigepäck, der ab dem 5. Mai erhältlich ist. Anlässlich der Tourismusmesse verkauft Air Berlin von diesem Mittwoch an bereits für eine Woche lang eine Million der 44-Euro-Tickets. Pichler betonte indes, die Airline solle kein neuer Billigflieger werden. „Ich glaube nicht an die Nachhaltigkeit einer Preisführerschaft.“ Es gelte vielmehr, auf ertragreichen Strecken mehr Umsatz zu erzielen und kundenfreundlicher zu werdenDas Unternehmen soll nach Pichlers Plänen in drei Phasen saniert werden: „Wir müssen die Firma zunächst stabilisieren und dann unsere Wachstumspläne umsetzen.“ Dabei habe zum Beispiel die Tochter Niki „erhebliches Potenzial“. Air Berlin könne dabei Kapital aus einigen Wettbewerbsvorteilen schlagen. So produziere die Airline mit niedrigeren Stückkosten als etwa die Lufthansa und deren Billigtochter Germanwings. Außerdem verfüge das Unternehmen über einen starken touristischen Vertrieb mit mehr als 100 Partnern. 65 Prozent des Umsatzes werden im Tourismusgeschäft realisiert.

Dies hat in den Vorjahren jedoch nicht ausgereicht, um die Fluggesellschaft profitabel zu machen. Nur der Einstieg der arabischen Fluggesellschaft Etihad im Jahr 2011 hielt Air Berlin über Wasser. 2014 war erneut ein Minus von mehreren hundert Millionen Euro aufgelaufen. Bei Air Berlin sollen nun die oberen Managementebenen überprüft, die Umsätze stabilisiert und der Vertrieb effizienter gestaltet werden. In Phase zwei, die Anfang 2016 enden soll, will der Vorstand die Kapazitäten der Nachfrage anpassen und dann in einem dritten Schritt Air Berlin mit den Drehkreuzen in Düsseldorf und Berlin in die Gewinnzone führen.

Der Service soll besser werden

Vor allem beim Service und in der Kundenansprache will der neue Vorstandschef neue Wege gehen. So sollen Kundenanfragen innerhalb von 24 Stunden beantwortet und Beschwerden innerhalb von sieben Tagen bearbeitet werden. Auch die Online- und mobile Flugbuchung sollen komfortabler werden. Zum neuen Führungsstil gehört auch die stärkere Einbeziehung der Mitarbeiter. Pichler reist derzeit von Standort zu Standort, um die gesamte Air-Berlin-Belegschaft bei „Town Meetings“ zu treffen und das „Familiengefühl“ aus den Gründertagen des Mittelständlers wiederzubeleben. „Wir haben die Vorstandsetage aufgeschlossen“, sagte Pichler und scherzte in Anspielung auf den ehemaligen Finanzvorstand: „Früher hing da ein Schild: Ulf Hüttmeyer, bitte nicht füttern.“ Auch an einigen guten Traditionen will Stefan Pichler ungeachtet seiner scharfen Kritik am früheren Management festhalten: „Die Schokoladenherzen muss es immer geben“, versicherte er. Air Berlin müsse aber mehr sein als die Airline mit der Schokolade.

Das Unternehmen teilte am Dienstag weiter mit, der ehemalige Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Alfred Tacke, rücke in den Aufsichtsrat auf. Sein Vorgänger Hans-Peter Schlüter hatte das Gremium auf eigenen Wunsch verlassen.

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