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Begeistert. Post-Vorstandsmitglied Jürgen Gerdes, der den Streetscooter Work XL am Mittwoch vorstellte, rechnet mit einer „gewaltigen Nachfrage“ für den Elektro-Transporter, der zusammen mit dem US-Autobauer Ford entwickelt wurde.

© Wolfgang Rattay/rtr

Wie die Verkehrswende gelingen soll: Die Quote für Elektroautos kommt

Das Umweltministerium rechnet mit einem EU-Vorschlag im Herbst. Deutsche Post und Ford wollen beim Bau von E-Transportern enger kooperieren.

Die Quote für Elektroautos kommt, da ist Jochen Flasbarth sicher. „Die EU-Kommission wird im Herbst einen Vorschlag machen“, sagte der Staatssekretär im Bundesumweltministerium am Mittwoch in Berlin. Trotz offizieller Dementis aus Brüssel und heftiger Widerstände in der deutschen Autoindustrie und Politik: Hersteller und Importeure werden sich offenbar sehr bald mit der Frage auseinandersetzen müssen, wie sie den Anteil emissionsfreier Fahrzeuge an ihren Verkaufszahlen erhöhen – auch, um Strafzahlungen zu vermeiden. Die hält Flasbarth für wahrscheinlich. „Nach allem, was wir wissen, wird der Quotenvorschlag im Rahmen der CO2-Grenzwertregulierung eingebracht – mit entsprechenden Sanktionsmechanismen.“

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hatte Anfang der Woche eine verbindliche Quote für die Zulassung von E-Autos in den EU-Ländern gefordert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sie als „nicht durchdacht“ abgelehnt. Wie hoch eine Quote ausfallen soll, ließ Schulz offen. Nach den Vorstellungen des Bundesumweltministeriums könnte sie anfangs im einstelligen Prozentbereich liegen und dann bis Mitte des nächsten Jahrzehnts auf etwa 25 Prozent steigen. Das sei für die Industrie machbar, prognostizierten die Autobauer für 2025 doch selbst einen E-Auto-Anteil in dieser Größenordnung, sagte Flasbarth. Auf eine Selbstverpflichtung der Hersteller wolle man sich allerdings nicht verlassen. „Ich habe schon so viele Ankündigungen gehört, mit einer Quote sind wir auf der sicheren Seite“, sagte der Umweltstaatssekretär und frühere Präsident des Umweltbundesamtes.

Der Staat werde die Finanzierung aber nicht übernehmen. Hier hat Flasbarth Vertrauen in die Konzerne, deren Vertrieb von Elektroautos „bislang nicht funktioniert hat“. Mit Quoten- Druck und sinkenden Preisen werde sich dies ändern. Der US-Hersteller Tesla zeige der Branche, wie das Marketing funktionieren könne.

Industriepolitische Argumente für Elektromobilität

Die Kritik, mit einer Elektroauto- Quote lege sich der Staat auf eine Technologie fest, hält das Umweltministerium für unberechtigt. Eine Quote für emissionsfreie Autos schließe batteriebetriebene und Brennstoffzellen-Fahrzeuge ein. Flasbarth geht aber davon aus, dass Batterien sich durchsetzen werden, da sie am effizientesten seien. Für die Herstellung der von der Autoindustrie favorisierten synthetischen Kraftstoffe müsse sieben Mal so viel erneuerbare Energie erzeugt werden wie für Batteriestrom für E-Autos. Die Batterie sei zudem auf den wichtigen Automärkten auf dem Vormarsch. „Es gibt industriepolitische Argumente, in diese Richtung zu gehen“, sagte Flasbarth. Wenn der Staat in den Ausbau von Infrastruktur investiere, müsse es „irgendwann eine Weichenstellung“ geben. Auch mit Blick auf den kohlelastigen Strommix seien Elektroautos bei der CO2-Bilanz Verbrennern schon heute „eindeutig überlegen – auch, wenn man den Lebenszyklus der Batterie berücksichtige.

Oliver Krischer, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag, hält wenig von der Quoten-Diskussion. „,Brüssel wird es richten’ reicht hier nicht, zumal wir die üblichen Verwässerungsmaßnahmen aus Berlin bei solchen Initiativen nun schon hinreichend kennen“, sagte der Politiker, der für Sofortmaßnahmen zur Schadstoffreduzierung im Verkehr plädiert. Man könne nicht „auf europäische E-Auto- Quoten irgendwann warten und hoffen, dass E-Autos dann schon von allein beliebter werden“, sagte Krischer.

Post und Ford präsentieren Streetscooter Work XL

Von der Marktlücke, die deutsche Autohersteller bei der Elektromobilität lassen, profitieren unterdessen andere. Die Deutsche Post und der Autokonzern Ford wollen ihr Bündnis zur Produktion von Elektro-Transportern vertiefen. „Wir würden gern eine engere Kooperation prüfen“, sagte Ford-Europachef Steven Armstrong am Mittwoch in Köln. Die Post und der US-Konzern haben bereits den Transporter Streetscooter Work XL zusammen entwickelt. Er sei über das Ergebnis „begeistert“, sagte Post-Vorstand Jürgen Gerdes. Es sei sinnvoll, über weitere gemeinsame Aktivitäten mit Ford nachzudenken. Der Elektrofahrzeug-Hersteller der Post, Streetscooter, erweitert mit dem Work XL seine Modellpalette auf jetzt drei Typen. Bald will er eine neue Fabrik eröffnen, Gerdes zufolge soll die Jahresproduktion auf insgesamt 30 000 Fahrzeuge klettern. Streetscooter verkauft die Transporter auch an Kunden aus Kommunen oder der Wirtschaft. Dabei profitiert die Post auch vom Diesel-Skandal. Er sehe eine „gewaltige“ Nachfrage, sagte der Post-Vorstand. mit rtr

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