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Deutsche Unternehmen fürchten die Auswirkungen auf die Wirtschaftsbeziehungen.

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Wie Wirtschaftsvertreter auf den Brexit reagieren: "Das ist eine Katastrophe für die deutsche Wirtschaft"

Ökonomen und Wirtschaftsverbände fürchten nach dem Votum der Briten für den Brexit herbe Auswirkungen für die deutsche Volkswirtschaft.

Die deutsche Wirtschaft hat sich entsetzt über das sich Votum der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union gezeigt. „Der Brexit ist für die deutsche Wirtschaft ein Schlag ins Kontor“, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, am Freitagmorgen . „Bei einem ihrer wichtigsten Handelspartner müssen sich die deutschen Unternehmen auf erhebliche Veränderungen einstellen.“

Kurzfristig ist laut Schweitzer zu befürchten, dass der Absatz deutscher Produkte in Großbritannien schwächer wird. Sicherlich sei in den nächsten Wochen mit einer weiteren Abwertung des Pfunds zu rechnen. Insgesamt werde der deutsch-britische Handel schwieriger. „Großbritannien muss Handelsverträge weltweit, aber auch mit der EU komplett neu aufsetzen“, sagte er. Die EU-Verträge sehen einen Zeitraum von zwei Jahren vor, um die künftigen Handelsbeziehungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich zu regeln. „In dieser Phase der Unsicherheit ist eine Investitionszurückhaltung von beiden Seiten zu erwarten“, sagte der DIHK-Chef.

Clemens Fuest fordert: Großbritannien soll im Binnenmarkt bleiben

Der Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo, Clemens Fuest, hat das Votum der Briten für einen EU-Austritt als „Niederlage der Vernunft“ kritisiert. „Die Politik muss jetzt alles tun, um den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen“, teilte Fuest am Freitagmorgen mit. Dazu gehöre es, dass Großbritannien so weit wie möglich Teil des EU-Binnenmarktes bleibe. „Es ist wichtig, die Verhandlungen darüber möglichst schnell zum Abschluss zu bringen, damit die Phase der Unsicherheit über die künftigen Wirtschaftsbeziehungen möglichst kurz bleibt.“

Die deutsche Exportwirtschaft hat das Votum der Briten für einen Austritt aus der EU „eine Katastrophe für Großbritannien, für Europa und insbesondere auch für die deutsche Wirtschaft“ genannt. „Es ist bestürzend, dass die älteste Demokratie der Welt uns den Rücken kehrt“, sagte der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Anton Börner. „Die Briten werden die Ersten sein, die unter den wirtschaftlichen Folgen leiden werden.“ „Geradezu apokalyptische Hochrechnungen“ prognostizieren dem BGA zufolge einen bis zu 30 prozentigen Wohlstandsverlust bis zum Jahr 2030.

Für Europa sei dies eine verheerende Nachricht. „Wir müssen jetzt alles daran setzen, die massiven Zentrifugalkräfte, die uns in Europa zu zerreißen drohen, einzufangen“, mahnte Börner.

Die deutsche Industrie hofft auf Schadensbegrenzung

Die deutsche Industrie rechnet mit „harten und unmittelbaren“ Einschnitten im Handel mit Großbritannien. „Wir erwarten in den kommenden Monaten einen deutlichen Rückgang des Geschäfts mit den Briten. Neue deutsche Direktinvestitionen auf der Insel sind kaum zu erwarten“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Markus Kerber, am Freitagmorgen. Fast 400.000 Menschen arbeiten im Vereinigten Königreich in Niederlassungen deutscher Unternehmen. „Die Beschäftigten stehen vor unsicheren Zeiten“, sagte Kerber. Besonders betroffen vom Brexit seien wohl die Branchen Auto, Energie, Telekom, Elektronik, Metall, Einzelhandel und Finanzen. Die Überschrift für die kommenden Austrittsverhandlungen müsse „maximale Schadensbegrenzung“ lauten. dpa

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