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Wind- und Wüstenstrom: Industrie plant grüne Großkraftwerke

Mittlerweile hat auch die Großindustrie das Potenzial der regenerativen Energien erkannt. Und die macht, was sie am besten kann: Sie baut Kraftwerke. Die liefern schon heute grünen Strom im großen Stil.

Kleinvieh macht auch Mist. Das ist das Prinzip der erneuerbaren Energien: Solardächer und Windräder übers Land verteilt liefern einzeln nicht viel Strom, gemeinsam und zunehmend intelligent zusammengeschaltet sollen sie aber eine stabile Versorgung sichern. Das war lange vor allem ein Geschäft für Klein- und Mittelständler. Mittlerweile hat auch die Großindustrie das Potenzial der regenerativen Energien erkannt. Und die macht, was sie am besten kann: Sie baut Kraftwerke. Die liefern schon heute grünen Strom im großen Stil.

Anfang der Woche war wieder ein Meilenstein erreicht: Führende Stromkonzerne verkündeten die Fertigstellung von Alpha Ventus, dem ersten deutschen Windpark auf hoher See. Jetzt stehen alle zwölf Riesenwindräder 45 Kilometer vor der Insel Borkum im 30 Meter tiefen Meer. Die Hersteller Repower und Multibrid haben je sechs Anlagen geliefert. Die von Multibrid sind vom Fuß bis zur Rotorspitze höher als der Kölner Dom. Jede Anlage liefert fünf Megawatt, zusammen können die Räder 50 000 Haushalte mit Strom versorgen.

Erst Mitte September hatte der dänische Kronprinz Frederik vor der Westküste seines Landes den weltgrößten Meereswindpark eröffnet: In „Horns Rev II“ drehen sich jetzt 91 Siemens-Windräder und liefern in Spitzen genug Strom für 136 000 Durchschittshaushalte. Ein Problem bei derart großen Windparks oder auch solarthermischen Kraftwerken, wie zum Beispiel dem geplanten Wüstenstromprojekt Desertec: Die Anlagen stehen meist an Flecken der Erde, wo der Wind besonders stark weht oder die Sonne brennt. Ausgerechnet in solchen klimatisch extremen Regionen leben aber besonders wenige Menschen.

Siemens bietet eine Lösung an, mit der man den Strom fast ohne Verluste über weite Strecken in Ballungszentren transportieren kann. In China installierte der Technologiekonzern in diesem Jahr die leistungsstärkste und mit 1400 Kilometern wahrscheinlich längste Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) der Welt. Die Anlage bringt Strom für fünf Millionen Haushalte von großen Stauseen in die Millionenstädte Guangzhou, Hongkong und Shenzen an der Südostküste des Landes. Weil durch die Technik weniger Energie verloren geht als vorher, werden jetzt 33 Millionen Tonnen CO2 weniger ausgestoßen.

Reinhold Achatz, Forschungschef bei Siemens, sieht vor allem in der Netzintegration der Erneuerbaren die derzeit größte Herausforderung: „Da findet gerade ein echter Paradigmenwechsel statt.“ Früher musste man den Strom aus Großkraftwerken im ganzen Land verteilen. Entsprechend ist das Netz noch heute ausgelegt. „Wir arbeiten jetzt an Lösungen, wie man die vielen dezentralen Stromproduzenten einspeisen kann“, sagt Achatz. 

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