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Schnell mal nach London. Die neuen Eurostar-Züge schaffen bis zu 320 Stundenkilometer. Mit ihnen will das Unternehmen auch andere Strecken in Europa bedienen.

© dpa

WINDENERGIE: Auftrag aus Kanada Mit Siemens-ICEs durch den Kanaltunnel

Elektrokonzern steht vor Auftrag für zehn Eurostar-Schnellzüge und sticht den Konkurrenten Alstom aus

Siemens

hat einen millionenschweren Folgeauftrag für Windenergieanlagen in Kanada an Land gezogen. Das Unternehmen liefert 72 Windkraftanlagen mit einer Leistung von je 2,3 Megawatt für das Onshore-Windkraftwerk Comber in der kanadischen Provinz Ontario, wie Siemens am Donnerstag mitteilte. Auftraggeber sei der kanadische Energieversorger Brookfield Renewable Power, für den Siemens bereits Turbinen für einen Windpark geliefert habe. Zum Auftragswert wurden keine Angaben gemacht, Experten schätzen ihn aber auf mehr als 160 Millionen Euro. SIEMENS AG]dpa

Berlin/London - Siemens steht kurz davor, einen prestigeträchtigen Auftrag für den Bau neuer Eurostar-Hochgeschwindigkeitszüge zu bekommen. Der Elektrokonzern sei bevorzugter Bieter für die Lieferung von zehn Velaro-Zügen, sagte Eurostar-Chef Nicolas Petrovic am Donnerstag in London. Es gebe nur noch „einige kleinere rechtliche Details“ zu klären, die endgültige Unterschrift werde „in höchstens ein paar Wochen“ folgen. Das Geschäft wäre eine schwere Schlappe für den französischen Siemens-Konkurrenten Alstom. Er war bislang der Lieferant für den Eurostar, der auf dem TGV basiert.

Es geht um einen Auftrag im Wert von 600 Millionen Euro. Der Zuschlag für Siemens wäre auch deshalb erstaunlich, weil das Gemeinschaftsunternehmen Eurostar zu 55 Prozent der französischen Staatsbahn SNCF gehört. Den Rest teilen sich Belgiens Staatsbahn und die britische London and Continental Railways. Auf den Strecken Paris–London und Brüssel–London sind bislang 27 TGV-Züge unterwegs, sie sind 16 Jahre alt. Sie sollen nun modernisiert werden, dafür veranschlagt Eurostar 200 Millionen Euro.

Möglicherweise wird Frankreichs Regierung noch versuchen, Alstom wieder ins Rennen zu bringen. Noch als Finanzminister rettete der heutige Präsident Nicolas Sarkozy 2004 Alstom vor dem Aus. Alstom reagierte denn auch beleidigt auf die Entscheidung und erklärte, die Sicherheitsvorschriften im Tunnel erlaubten den Einsatz von Siemens-Zügen nicht. Der britische Verkehrsminister Philip Hammond zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Vorschriften erfüllt würden.

Für Siemens, das seit Juli seine Verkehrstechniksparte von Berlin aus steuert, wäre dies ein erneuter Erfolg im imageträchtigen Markt der Schnellzüge. Verkehrstechnik-Chef Hans-Jörg Grundmann sprach von einem „großartigen Erfolg“. Der Velaro sei auf dem Weg, ein „wahrer Europäer“ zu werden. Derzeit werden am Standort Krefeld 15 Exemplare des Velaro für die Deutsche Bahn gebaut, die ab Ende 2011 auf den Strecken nach Frankreich fahren sollen. Auch in Russland, China und Spanien fahren die Velaro-Züge bereits, die eine Weiterentwicklung des ICE 3 sind. Die neuen, bis zu 320 Stundenkilometer schnellen Exemplare sollen ab 2014 zum Einsatz kommen und 900 Fahrgästen Platz bieten – das ist ein Fünftel mehr als bei den bisherigen Eurostar-Zügen.

Eurostar dürfte sich auch vor dem Hintergrund des Wetter-Desasters im vergangenen Winter für Siemens entschieden haben. Mehrmals waren die Alstom-Züge im Tunnel zwischen Frankreich und England stecken geblieben, weil die Elektronik ausgefallen war. Bis zu 15 Stunden hatten Passagiere in den Zügen ausharren müssen.

Alstom hat nun ein Problem mehr. Für den TGV-Nachfolger AGV haben die Franzosen bislang erst einen Auftrag erhalten. Zudem laufen die Geschäfte in der Energie-Sparte schlecht, daher sollen 4 000 Arbeitsplätze wegfallen. Davon wird auch Deutschland betroffen sein – der Standort Berlin stehe aber nicht auf der Liste, sagte ein Sprecher. mit dpa

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