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Lichtblick-Chef Friege: "Wir brauchen eine gezielte Förderung"

Das Hamburger Unternehmen Lichtblick bietet Ökostrom an. Der Tagesspiegel spricht mit dem Chef Christian Friege über Kraftwerke für zu Hause.

Herr Friege, Lichtblick vertreibt seit 2010 ein Mini-Blockheizkraftwerk für zu Hause, das Sie zusammen mit VW entwickelt haben. Ist die Nachfrage gestiegen?

Wir haben deutlich mehr Anfragen – nicht nur für das Zuhausekraftwerk, sondern auch für unseren Ökostrom.

Ab wann rechnet sich das Kraftwerk?

Sie müssen einen Gasanschluss haben und etwa 45 000 Kilowattstunden Gas beziehungsweise 5000 Liter Öl im Jahr verbrauchen. Das entspricht dem Wärmebedarf von sehr großen Einfamilienhäusern oder Zweifamilienhäusern. Aber auch für Eigentümergemeinschaften, kleine Betriebe, Kirchen, Kitas oder Schulen ist das Angebot interessant. Wir vermieten das Kraftwerk, kümmern uns um die Wartung und schließen mit dem Mieter einen zehnjährigen Wärmeliefervertrag ab.

Wie viel muss der Verbraucher investieren?

Die Einrichtung kostet einmalig ab 5000 Euro. Der Wärmepreis liegt bei 20 Euro Grundpreis plus Verbrauchskosten, die auf Basis des Gaspreisindex des Statistischen Bundesamtes berechnet werden. Der vom Gasverbrennungsmotor erzeugte Strom wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist – und vergütet.

Wie viele Kraftwerke haben Sie inzwischen aufgebaut?

50 haben wir installiert, derzeit kommen wöchentlich bis zu zehn Anlagen hinzu.

100 000 Kraftwerke wollen Sie absetzen – das entspricht der Leistung von zwei Atomkraftwerken. Da haben Sie noch viel zu tun.

Wir sind in der Markteinführungsphase, Qualität ist uns wichtiger als Schnelligkeit. Ende 2011 dürften wir eine hohe dreistellige Zahl installiert haben. In Hamburg beschäftigen wir aktuell acht Installationsteams. Im Sommer, wenn wir in Berlin anfangen, brauchen wir deutlich mehr.

Die staatliche Förderung für kleine Kraft- Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) ist 2010 ausgelaufen. Ein Fehler?

Die Bundesregierung will nach den Erfahrungen in Japan den Ausbau erneuerbarer Energien forcieren. Unser Zuhausekraftwerk ist ein höchst flexibles Ergänzungskraftwerk, das in der Lage ist, die schwankende Stromeinspeisung aus Energiequellen wie Wind und Sonne im Stromnetz auszugleichen. Diese intelligente Art der Stromerzeugung kommt im Energiekonzept der Bundesregierung nicht vor, sie wird aber künftig immer wichtiger und muss gezielt gefördert werden. Wir brauchen eine intelligente KWK-Förderung. Sie sollte vor allem für die KWK-Betreiber Anreize schaffen, den Strom dann ins Netz einzuspeisen, wenn er gebraucht wird.

Das Interview führte Henrik Mortsiefer.

Christian Friege ist Vorstandschef des Hamburger Ökoenergieanbieters Lichtblick – eine 100-prozentige Tochter der Turina Holding, die sich im Privatbesitz Hamburger Kaufleute befindet.

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