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Wirtschaft: "Wir stehen zu den Technologiefirmen"

Nach mehreren Jahren schwungvoller Expansion schaltet der Londoner Wagniskapitalkonzern 3i Group einen Gang zurück. "Wir wollen unser Geschäft wieder besser ausbalancieren", formuliert es Vorstandschef Brian Larcombe im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Nach mehreren Jahren schwungvoller Expansion schaltet der Londoner Wagniskapitalkonzern 3i Group einen Gang zurück. "Wir wollen unser Geschäft wieder besser ausbalancieren", formuliert es Vorstandschef Brian Larcombe im Gespräch mit dem Handelsblatt. Im Klartext: 3i dreht die Investitionen in junge Technologiefirmen nach einem starken Ausbau in den vergangenen Jahren deutlich zurück. Dafür legt der traditionsreiche Finanzinvestor wieder mehr Gewicht auf das angestammte Geschäft der Finanzierung mittelständischer Unternehmen (siehe Kasten).

Dabei geht es laut Larcombe nicht um eine radikale Wende, sondern um eine Rückkehr zur üblichen Investitionsverteilung. Diese spiegele sich trotz der Hightech-Welle bis heute im 3i-Portfolio wider: 40 Prozent der Mittel stecken in Buyout-Investments, bei denen 3i etablierte Firmen zusammen mit deren Management übernimmt; je ein Viertel fließen in Wachstums- und Venture-Kapital für junge Technologiefirmen; die restlichen zehn Prozent investiert 3i in Anteile an bereits börsennotierten Firmen. "Wir bekennen uns zu Technologie-Investments, aber wir haben die Ressourcen für neue Investitionen in diesen Bereich verringert", sagt Larcombe.

Um die Kosten zu drücken, baut Larcombe 185 Stellen ab, was 17 Prozent der Belegschaft entspricht. "Wir haben aber weiterhin genügend Investment-Manager, um die Unternehmen in unserem Portfolio zu unterstützen", versichert der Konzernchef. Immerhin 850 junge Technologieunternehmen aus der Gründungswelle der vergangenen Jahre betreut 3i derzeit. Rund 40 sind laut Larcombe seit Jahresbeginn gescheitert. Wertberichtigungen in dreistelliger Millionen-Pfund-Höhe waren zwar nötig, doch die britische Gruppe denkt gar nicht daran, die Technologiefirmen pauschal abzuschreiben. "Darin steckt ein riesiger potenzieller Wert", betont Larcombe. Der Aktienmarkt werde auch im kommenden Jahr für diese Unternehmen nicht zur Verfügung stehen. 3i werde rund 400 Millionen Euro investieren, um aussichtsreiche Hightech-Beteiligungen am Leben zu erhalten.

Insgesamt hat 3i in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres rund 600 Millionen Pfund in Beteiligungen investiert - ein Drittel weniger als ein Jahr zuvor. In der zweiten Hälfte dürften es ungefähr genau so viel werden, schätzt Larcombe. Der tiefe Einbruch der Technologiemärkte seit Frühjahr 2000 hat bei 3i wie in der gesamten Wagniskapitalbranche tiefe Spuren hinterlassen. Nachdem der Konzern seinen Aktionären noch im Geschäftsjahr 1999/2000 (Ende: 31. März) eine Rendite von 44 Prozent auf das eingesetzte Kapital gebracht hatte, wies der Konzern für 2000/01 erstmals seit den 70er Jahren wieder eine negative Rendite von drei Prozent aus. In der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres schoss das Minus auf 22 Prozent. Der Gesamtwert der 3i-Beteiligungen sackte um mehr als eine Milliarde Pfund auf nur noch knapp über fünf Milliarden Pfund ab. "Damit könnte jetzt aber der Tiefpunkt erreicht sein", hofft Larcombe.

Doch nicht nur der Wertverfall der vorbörslichen Beteiligungen ist ein Problem - auch die bereits börsennotierten Unternehmen haben an Wert verloren und sind jetzt zum Teil unverkäuflich. In Deutschland ist der Finanzinvestor an rund 30 Unternehmen des Neuen Marktes und des Nebenwerte-Segments Smax beteiligt. Während der Haltefristen durfte 3i die Anteile nicht veräußern. Jetzt sind die Kurse im Keller. "Wir verkaufen diese Aktienpakete nur außerbörslich, um die Kurse nicht zu belasten", sagt 3i-Deutschlandchef Andrew Richards. "Die institutionellen Anleger haben aber derzeit keinen Appetit." Konzernchef Larcombe fügt hinzu: "Wir haben viele Beteiligungen im Portfolio, die wir zu den heutigen Preisen auch gar nicht verkaufen würden."

3i hat Tradition

Die Geschichte der 3i Group begann 1945 in England mit zwei Vorläufern, die Kapital für den Wiederaufbau der Wirtschaft nach dem Krieg bereitstellten. 1973 schlossen sie sich zusammen, seit 1983 heißt die Gruppe 3i. Seit der Gründung hat sie 22 Milliarden Euro in 13 700 Firmen investiert und 1000 Unternehmen an die Börse begleitet. 1994 ging 3i selbst zu einer Bewertung von 1,6 Milliarden Pfund an die Börse. Der Börsenwert stieg bis zum September 2000 auf 10,7 Milliarden Pfund, bevor er mit dem Einbruch der Aktienmärkte innerhalb eines Jahres auf unter vier Milliarden Pfund sank. Die 3i-Gruppe ist heute in Europa sowie in den USA, Japan, Singapur und Hongkong vertreten. Sie hat in den vergangenen Jahren stark expandiert, zum Teil durch Käufe regionaler Wagniskapitalfirmen wie der Technologieholding in Deutschland oder SFK Finance Oy in Finnland. Eine weitere Expansion ist vorerst nicht geplant.

dih

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