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Wirtschaft für Kinder: Dagobert Duck gibt Nachhilfe in Sachen Börse und Bilanzen

In einem Micky-Maus-Sonderheft für den Schulunterricht erklärt Dagobert Duck Kindern die Finanzwelt. Eine Rezension.

Vielen gilt die Welt der Finanzen als Buch mit sieben Siegeln, doch im Grunde ist alles sehr simpel: „Die Grundaufgabe der Börse ist es, Leute, die tolle Ideen haben, aber kein Geld, zusammenzubringen mit Leuten, die Geld haben, aber keine Ideen.“ Eine Hausse? „Zustand steigender Börsenkurse. Ein Grund für Yuppies, sich einen neuen Sportwagen zuzulegen.“ Yuppies? „Junge Stadtbewohner, die um jeden Preis Karriere machen wollen und in ihrer raren Freizeit das Geld sinnlos verprassen.“

So versteht jedes Kind, was auf dem Börsen-Parkett los ist, und so steht es in der kürzlich erschienen, ersten Ausgabe der Reihe „Micky Maus macht Schule“. Thema des für den Schulunterricht gedachten Heftes, bei dem es sich um eine Neuauflage des Sonderbandes zum 65. Geburtstag von Dagobert Duck aus dem vergangenen Jahr handelt, ist: Geld. Konsequent also, dass die titelgebende Maus auf den 68 Seiten gar nicht auftaucht und dem Fantastilliardär das Feld überlässt.

In zwei, ihre didaktische Absicht nicht verbergenden Comicgeschichten erfährt man hier, was Insider-Trading ist und was eine feindliche Übernahme. Daneben finden sich Taschengeld-Vergleichstabellen, Witze, Spiele und Infoseiten, die fragen „Wie wird Geld hergestellt?“ oder „Wozu brauchen wir Banken?“.

Die Antworten darauf richten sich allerdings eher an Grund- statt an Oberschüler. Vom Glass Steagall Act lesen wir hier nichts, auch Themen wie Eigenkapitalquote und Einlagensicherungsfonds werden nicht mal gestreift.

Es geht um Grundsätzliches: Was ist ein Kredit? Wer hat das Geld erfunden? Wer ist der reichste Mann der Welt? Was ist der Big-Mac-Index? Die schnörkellose Direktheit der Antworten macht die Lektüre allerdings gerade deshalb zu einer vergnüglichen.

Als Experte ist der Börsenmakler Dirk „Mister Dax“ Müller an Bord, der die moralische Ansprache der jungen Leser übernimmt. „Nur wer keine Schulden hat, ist wirklich frei“, erklärt er und „Gesundheit, Freunde, Liebe und innere Zufriedenheit kann man nicht kaufen“. So viel Kapitalismuskritik ist also sogar in Dagoberts Reich erlaubt.

Für Irritation sorgen höchstens eine seltsam positive Karikatur des durchaus umstrittenen Ikea-Gründers Ingvar Kamprad – hier Ingmar Klapprad genannt – und eine Magerzinsen und Inflation ignorierende Empfehlung für ein Sparbuch.

Ansonsten wird wenig falsch gemacht. Auch, weil das ohne Unterstützung eines Geldinstitutes entstandene Heft stets um einen neutralen Ton bemüht ist. Zumindest solange es nicht um die eigene Branche geht. Ganz zum Schluss gibt es dann nämlich doch noch einen ganz konkreten Investmenttipp: „Taschengeld bestens angelegt: Micky Maus-Abo“.

Micky Maus macht Schule, Heft 1: „Geld“, Ehapa Egmont, 68 Seiten, 2,50 Euro

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