zum Hauptinhalt

Wirtschaftskrise: Deutschland in der Rezession

Düstere Aussichten: Experten sagen voraus, dass die deutsche Wirtschaft in den nächsten Monaten drastisch schrumpfen wird. Trotzdem verbesserte sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt bislang sogar leicht. Noch, denn der Arbeitsmarkt läuft der Konjunktur hinterher.

Die deutsche Wirtschaft ist wegen der Finanzmarktkrise und der weltweiten Konjunkturflaute erstmals seit fünf Jahren in eine Rezession gerutscht. Im dritten Quartal schrumpfte die Wirtschaftsleistung zum zweiten Mal in Folge - das gilt nach gängiger Definition als Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt ging real um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zurück nach einem Minus von 0,4 Prozent im zweiten Quartal, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Das hatte es zuletzt im ersten Halbjahr 2003 gegeben. Der starke Euro und die hohen Ölpreise bremsten von Juli bis September das Wachstum. Die Exporte als Motor des Wachstums brachen wegen der Abkühlung der Weltwirtschaft ein. Die positiven Impulse aus dem Inland vom Konsum und vom Lageraufbau konnten dies nicht ausgleichen.

Nach den Boomjahren 2006 und 2007 mit mehr als zwei Prozent Wachstum ist die Konjunktur schon seit Monaten auf Talfahrt. Allerdings sind die Vorhersagen für 2008 trotz der Rezessionsängste noch positiv. Dank des starken Jahresauftakts soll die Wirtschaft laut Prognose der fünf "Wirtschaftsweisen" um rund 1,7 Prozent wachsen - das wäre etwas mehr als im langjährigen Trend. Nach den ersten drei Quartalen stehen laut Statistik 1,8 Prozent unter dem Strich.

50 Milliarden der Bundesregierung gegen die Krise

Für 2009 sind die Wirtschaftsweisen dagegen pessimistischer und erwarten kein Wachstum mehr, sondern eine Rezession. Die Regierung hofft trotz Finanzkrise noch auf ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte dagegen zuletzt mit einem Minus von 0,8 Prozent ein besonders düsteres Bild für Deutschland gemalt. Als Gegenmaßnahme will die Bundesregierung mit einem Konjunkturpaket in den nächsten zwei Jahren Investitionen von insgesamt 50 Milliarden Euro anstoßen. Die Koalitionsfraktionen billigten am Donnerstag in Berlin das Paket mit großer Mehrheit.

Exportweltmeister Deutschland bekommt immer mehr die Abkühlung der weltweiten Nachfrage zu spüren. Von Juli bis Ende September brachen die Ausfuhren als wichtiger Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft weg. Da die Importe zugleich stark zulegten, trug der Außenhandel nicht zum Wachstum bei. Aus dem Inland verzeichneten die Statistiker dagegen einige positive Impulse: Die privaten und öffentlichen Konsumausgaben stiegen leicht und die Firmen bauten ihre Lager auf. Das reichte aber nicht zum Ausgleich für das Exportminus aus.

Zahlen schlechter ausgefallen als erwartet

"Damit ist endgültig klar: Deutschland befindet sich in einer Rezession", schrieb Ralph Solveen von der Commerzbank. "Und diese dürfte bis Mitte nächsten Jahres anhalten. Deshalb wird die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr im Jahresdurchschnitt spürbar schrumpfen."

Deutschland sehe sich wie viele andere Industriestaaten einer Rezession gegenüber, schrieb die NordLB und verwies darauf, dass die Zahlen schlechter ausgefallen seien als erwartet. Im Frühjahr war die Wirtschaft um 0,4 Prozent geschrumpft - etwas weniger als das Amt zunächst mit minus 0,5 Prozent berechnet hatte. Auch das erste Quartal fiel mit plus 1,4 statt 1,3 Prozent Wachstum besser aus als zunächst gedacht.

Noch leichte Verbesserungen am Arbeitsmarkt

Damit schlug sich die Wirtschaft im ersten Halbjahr insgesamt besser als die ersten Zahlen ausgewiesen hatten. Das Bruttoinlandsprodukt misst den Wert aller produzierten Güter und Dienstleistungen.

Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal kalenderbereinigt um 0,8 Prozent zu. Die Lage am Arbeitsmarkt, der der Konjunktur hinterherläuft, verbesserte sich leicht. Die Wirtschaftsleistung wurde im dritten Quartal von 40,5 Millionen Erwerbstätigen erbracht, das waren 582.000 Personen oder 1,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die endgültigen Daten veröffentlicht das Amt am 25. November. (bai/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false