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Wirtschaft: Wirtschaftsprüfer soll Affäre aufklären

Ex-Betriebsratschef angeblich an Firmen in Beneluxstaaten beteiligt/Schröder und Peters wehren sich gegen Verdächtigungen

Berlin - Zur Aufklärung der Schmiergeldaffäre schaltet VW neben der Staatsanwaltschaft nun auch noch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ein. „Wir haben die KPMG kontaktiert und beabsichtigen, sie damit zu beauftragen, alle Vorgänge unabhängig zu überprüfen“, sagte Konzernchef Bernd Pischetsrieder am Freitag in Wolfsburg. Bereits vor einigen Tagen hatte das Unternehmen zwei Strafanzeigen bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart gestellt. Dem früheren Personalvorstand der VW-Tochter Skoda, Helmuth Schuster, und einem ehemaligen Mitarbeiter von ihm aus dem VW-Personalwesen in Wolfsburg wird Untreue und Betrug vorgeworfen. Unter anderem ist von Schmiergeldern die Rede, die Lieferanten zu zahlen gehabt hätten, um Aufträge von VW/Skoda zu bekommen.

Im Zusammenhang mit der Affäre war der Gesamtbetriebsratschef von Volkswagen, Klaus Volkert, am Donnerstag überraschend zurückgetreten. Dabei hatte er beteuert, sich „keiner kriminellen Handlung schuldig gemacht“ zu haben. Trotzdem kündigte er an, juristischen Beistand in Anspruch nehmen zu wollen. In Unternehmenskreisen wird dieses ungewöhnliche Vorgehen so interpretiert, dass Volkert zwar keine strafbare Handlung begangen habe. Der langjährige und auch in der IG Metall äußerst einflussreiche Betriebsratschef habe sich aber womöglich rechtswidrig oder einfach für einen Arbeitnehmervertreter unanständig verhalten. Am Freitag waren Spekulationen zu hören, wonach Volkert in Belgien oder Luxemburg an Firmen beteiligt sein könnte, die in geschäftlichen Beziehungen zu VW stünden. In VW-Kreisen hieß es, entsprechende Handelsregisterauszüge sollen einzelnen Medien vorliegen. Dem Skoda-Vorstand Schuster wird unter anderem auch vorgeworfen, über Strohmänner und Tarnfirmen mit Volkswagen Geschäfte gemacht zu haben.

Schuster war viele Jahre ein enger Mitarbeiter von VW-Personalvorstand Peter Hartz, unter dessen Leitung die Arbeitsmarktreform der Bundesregierung entwickelt wurde. Die Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ hatte gemeldet, dass auch Hartz vor dem Rücktritt stünde. Dieses Gerücht wies VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch entschieden zurück. „Der Aufsichtsrat hat und wird Herrn Dr. Hartz keinen Aufhebungsvertrag anbieten“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die „Wirtschaftswoche“ hatte auch Kanzler Gerhard Schröder, den ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel und IG Metall-Chef Jürgen Peters als „Mitwisser der vermuteten Machenschaften bei VW“ bezeichnet. Am Freitag leiteten Schröder, Gabriel und Peters rechtliche Schritte ein und ließen der Zeitschrift Abmahnungen zustellen.

In Gewerkschaftskreisen wird vermutet, dass Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), der auch im VW-Aufsichtsrat sitzt, die Gelegenheit nutzen wolle, um den Schröder-Freund Hartz „zu schassen“. Das Land Niedersachsen ist der größte Aktionär von VW.

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