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Wirtschaft: Wirtschaftweise legen Herbstgutachten vor - dank der Globalkonjunktur geht es mit dem BIP aufwärts und der Arbeitlosenzahl leicht abwärts

Die Konjunktur in Deutschland hat im Laufe des Jahres merklich an Schwung gewonnen und wird im kommenden Jahr die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nach und nach vermindern. Das schreiben die sechs führenden Wirtschaftsforschungs-Institute in ihrem Herbstgutachten, das sie am Dienstag - erstmals in Berlin - veröffentlichten.

Die Konjunktur in Deutschland hat im Laufe des Jahres merklich an Schwung gewonnen und wird im kommenden Jahr die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nach und nach vermindern. Das schreiben die sechs führenden Wirtschaftsforschungs-Institute in ihrem Herbstgutachten, das sie am Dienstag - erstmals in Berlin - veröffentlichten. Allerdings stellen die Wissenschaftler Mängel in der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung fest - etwa bei der Steuer- und der Rentenreform.

"Erstmals seit Jahren erleben wir wieder ein recht positives Szenario", sagte Elisabeth Herwegh vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen. Mit der weltwirtschaftlichen Besserung verändert sich die Lage der deutschen Wirtschaft. Die war auf Grund der Turbulenzen im Verlauf der Krisen in Südostasien, Russland und Südamerika in eine Schwächeperiode geraten. Vor allem in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres zeigte sich die Konjunktur angeschlagen. Die Erholung jetzt geht - so wie die Abschwächung zuvor - vom Export aus. Der private Verbrauch - der Konsum von Familien und Singles - sei hingegen nur verhalten gewachsen. Kräftige Lohnsteigerungen und finanzpolitische Impulse - etwa das höhere Kindergeld - kämen nicht gegen die dämpfende Wirkung der hohen Arbeitslosigkeit an.

Am Arbeitsmarkt, der nach Darstellung der Ökonomen ein Nachläufer der Konjunktur ist, gebe es jedoch noch keine Anzeichen für eine Erholung. "Die Konjunkturdelle wirkt nach", sagte Joachim Scheide vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Im kommenden Jahr rechnen die Fachleute mit einem "deutlichen Anstieg der Beschäftigung". Die indes zeige sich noch nicht im Jahresdurchschnitt der Arbeitslosenzahl, die laut Prognose bei 3,9 Millionen liegen wird.

Entspannend auf den Arbeitsmarkt wirke sich überdies das Sofortprogramm zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit aus. Demgegenüber rechnen die Experten auf Grund der Neuregelung der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse - der so genannten 630-Mark-Jobs - mit einer zusätzlichen Belastung. Es sei zu erwarten, dass weniger solcher Beschäftigungsverhältnisse eingegangen würden.

Allerdings seien die Bedingungen für eine Fortsetzung der konjunkturellen Erholung in Deutschland günstig, konstatieren die Ökonomen. Ein Argument ist die hohe Wettbewerbsfähigkeit deutscher Anbieter, die sich aus dem niedrigen Euro-Kurs ergibt. Der Euro hat sich seit seinem Start Anfang des Jahres merklich abgeschwächt, was die Preise von Produkten aus Euroland außerhalb der Währungsunion deutlich verbilligt hat. Doch sind die fundamentalen Probleme der deutschen Volkswirtschaft nach Auffassung der Institute keineswegs gelöst.

Dazu zählen die Institute auch die Tarifpolitik. Daher appellieren sie an die Tarifparteien, zu einer moderaten Lohnpolitik zurückzukehren. "Damit eine bestimmte Wachstumsrate der Volkswirtschaft mit mehr Beschäftigung einhergeht, müssen sich die Löhne an den Marktgegebenheiten orientieren", heißt es. Demnach darf es im kommenden Jahr nur zu niedrigeren Anhebungen der Tariflöhne kommen als im laufenden Jahr.

Den Einfluss der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank halten die Forscher für eher gering. Die Senkung der Leitzinsen im April habe die Konjunktur zwar merklich angestoßen. Aber selbst wenn die Notenbanker die Zinsen in der ersten Hälfte des kommenden Jahres wieder leicht straffen, bleibt sie nach Auffassung der sechs Institute "immer noch leicht anregend".

jhw

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